Update vom 22. September 2022:
Mit Getty Images positioniert sich eine der wichtigsten Online-Bildplattformen gegen KI-Bilder. Die Plattform nimmt ab sofort keine Bilder mehr entgegen, die mittels Künstlicher Intelligenz generiert wurden. Bereits in die Bilddatenbank aufgenommene KI-Bilder werden gelöscht.
Die Firma begründet das mit "offenen Fragen" beim Copyright aufgrund der Trainingsdaten der Modelle, die die KI-Bilder generieren.
Ursprünglicher Artikel vom 13. September 2022:
Ist es KI-"Kunst" - und kann es dann weg? Erste Kunstplattformen beantworten diese Frage mit Ja und verbannen Werke von KI-Bildgeneratoren wie DALL-E 2, Midjourney oder Stable Diffusion.
Zwei konkrete Anlässe ließen in den letzten Wochen die Diskussion um die Bedeutung für und Auswirkung von KI-Bildgeneratoren wie DALL-E 2 und Midjourney auf Kunstschaffende aufflammen:
Zunächst war es der The-Atlantic-Reporter Charlie Warzel, der in einem Newsletter ein illustratives KI-Bild verwendete und dafür auf Twitter heftig kritisiert wurde. Noch größere Wellen schlug ein bei einem anerkannten US-Kunstwettbewerb erfolgreiches KI-Werk, das den ersten Platz in der Kategorie digitale Kunst gewann.
Jetzt folgt ein neuer Aufreger - diesmal aus dem Lager der Kunstschaffenden.
Kunstplattformen verbannen KI-Bilder
Die Online-Bild- und Kunstplattformen Fur Affinity, Newgrounds und Inkblot haben sich für eine Anti-KI-Bild-Politik entschieden. Fur Affinity begründet diese Entscheidung damit, dass KI-Bildsysteme ihre Bilder ungefragt anhand der Werke menschlicher Kunstschaffender generierten.
"Unser Ziel ist es, Künstler und ihre Inhalte zu unterstützen. Wir glauben nicht, dass es im besten Interesse unserer Community ist, KI-generierte Inhalte auf der Website zuzulassen", schreiben die Plattformbetreiber.
Newgrounds will laut eigenen Angaben verhindern, dass die eigene Plattform mit KI-Bildern überschwemmt wird. "Wir möchten den Fokus auf von Menschen geschaffene Kunst legen."
Die Platzhirsche bewegen sich noch nicht
Deviantart und Artstation, zwei der größten Online-Kunstplattformen, haben sich bislang noch nicht positioniert. In deren Communitys gibt es Forderungen, sich ebenfalls gegen KI-Bilder zu stellen - auch weil die Plattformen offenbar mit entsprechenden Bildern geflutet werden.
@DeviantArt You were kind of the last art site dedicated to art, but everyday I check the site now more and more its Ai. 10 out of 25 on your front page is Ai gen images. I guess this actually might be the end of a lot of art sites? I hope someone steps in and makes a new site pic.twitter.com/1Kez5FFQQF
— Zakuga Art (@ZakugaMignon) September 6, 2022
Brisant ist zudem: Anhängsel wie "trending on Deviantart" oder "trending on Artstation" sind beliebte Ergänzungen bei Text-zu-Bildbefehlen, um die Bildgeneratoren zu einem hochwertigen Digitalkunst-Stil zu bewegen. Die Plattformen werden so unfreiwillig Teil des Angebots von KI-Bildgeneratoren.
Angst vor der Entwertung und ungeklärte Copyright-Probleme
Im Kern entfachen sich aktuelle Streits über KI-Kunst an zweierlei Punkten: Der erste, wichtigere Punkt ist die Furcht von Kunstschaffenden, dass ihre Arbeit überflüssig oder zumindest entwertet wird.
Die Flut an Bildern und Illustrationen auf Plattformen wie Deviantart und Artstation unterstützt diese These. KI-Systeme entkoppeln die Kreativität von der Kunstfertigkeit. Die Idee zählt plötzlich mehr als das handwerkliche Geschick.
Auch OpenAI-Mitgründer Greg Brockman, der KI-Firma hinter DALL-E, prognostizierte, dass sich das System auf den Arbeitsmarkt für Grafiker und Designerinnen auswirken wird.
Ungeklärt ist zudem die Frage nach dem Copyright: Die riesigen KI-Modelle von DALL-E, Stable Diffusion und Co. sind teils mit hunderten Millionen Bildern von Kunstschaffenden aus dem Internet trainiert.
Zwar werden Motive nicht exakt kopiert, aber die Werke aus dem Training finden sich anteilig in neuen Werken wieder, selbst wenn es nur Spuren sein mögen.
Besonders deutlich wird die Copyright-Thematik, wenn man der KI vorgibt, Bilder im Stil eines bestimmten Künstlers oder einer Künstlerin zu erzeugen.
Ein Gegenargument könnte hier sein, dass auch menschliche Kunstschaffende sich von vielen anderen Werken inspirieren lassen, Stile übernehmen, vermischen und weiterentwickeln. Ob maschinelle und menschliche Inspirationsprozesse vergleichbar sind, wird wohl die internationale Rechtssprechung entscheiden müssen.