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Amazon schließt sein KI-Labor in Shanghai. McKinsey verbietet generative KI-Projekte in China. Beide Entscheidungen stehen im Zusammenhang mit wachsendem politischem Druck aus den USA.

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Amazon hat sein Forschungszentrum für künstliche Intelligenz in Shanghai geschlossen. Das Labor, das seit 2018 zur Cloud-Sparte AWS gehörte, wird laut einem Social-Media-Beitrag des Wissenschaftlers Wang Minjie „aufgrund strategischer Anpassungen im Kontext der US-China-Spannungen“ aufgelöst. Wang bezeichnete die sechs Jahre im Team als „goldenes Zeitalter ausländischer Forschungslabore“ in China und verwies auf über 100 publizierte Arbeiten sowie die Entwicklung eines Open-Source-Frameworks für neuronale Netzwerke auf Graphdatenbasis. Dieses habe laut Wang rund eine Milliarde US-Dollar Umsatz für Amazon generiert.

Die Maßnahme erfolgt im Rahmen globaler Stellenstreichungen bei Amazon. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte gegenüber der Financial Times, dass „einige Rollen in bestimmten Teams bei AWS“ gestrichen würden, um Ressourcen zu optimieren.

Amazon hatte 2022 mehr als 10.000 Mitarbeitende in China, davon über 1.000 bei AWS. Der Fokus des Cloud-Geschäfts liegt auf internationalen Unternehmen mit China-Präsenz und chinesischen Tech-Konzernen mit globalem Geschäft. Die zunehmenden Exportkontrollen der USA auf Chips und Cloud-Dienste erschweren jedoch die Zusammenarbeit chinesischer Forscher mit internationalen Partnern, berichtet die FT.

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Auch andere US-Konzerne haben ihre Aktivitäten in China reduziert. IBM strich 2023 mehr als 1.000 F&E-Stellen in mehreren Städten. Microsoft bot 2024 hunderten Mitarbeitenden aus den Bereichen Cloud und KI eine Verlagerung ins Ausland an. Amazon hat bereits andere Geschäftsbereiche in China aufgegeben: 2023 wurde der chinesische E-Book-Store geschlossen, 2019 zog sich das Unternehmen aus dem E-Commerce zurück – unter anderem wegen der starken Konkurrenz durch Alibaba.

McKinsey verbietet generative KI in China

Parallel dazu hat McKinsey seiner China-Praxis kürzlich untersagt, Projekte im Bereich generativer KI zu übernehmen – auch bei multinationalen Kunden mit Sitz in China. Laut Informationen der Financial Times erfolgte dieser Schritt als Reaktion auf die zunehmende politische Kontrolle aus Washington über sensible Technologiebereiche wie KI und Quantencomputing.

Die Entscheidung schließt klassische KI-Projekte nicht aus, betrifft aber ein zentrales Zukunftsthema, das laut einem Insider die Fähigkeit von McKinsey einschränken könnte, neue Kunden zu gewinnen. Generative KI ist inzwischen ein zentraler Bestandteil vieler Unternehmensstrategien.

McKinsey war in der Vergangenheit wegen gleichzeitiger Beratung chinesischer Staatsbetriebe und des US-Verteidigungsministeriums in die Kritik geraten. Konzernchef Bob Sternfels wurde 2023 zu diesem Thema im US-Kongress befragt.

In einer Stellungnahme erklärte McKinsey, man habe 2023 die Kundenrichtlinien in China angepasst und arbeite nun vorrangig mit multinationalen und chinesischen Privatunternehmen. Man folge der „rigorosesten Kundenauswahlpolitik der Branche“ und entwickle diese weiter.

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Zusammenfassung
  • Amazon schließt sein KI-Forschungslabor in Shanghai, das seit 2018 zur Cloud-Sparte AWS gehörte, im Zuge strategischer Anpassungen im Zusammenhang mit dem politischen Druck der USA und globalen Stellenstreichungen.
  • Die zunehmenden US-Exportkontrollen auf Chips und Cloud-Dienste erschweren die Zusammenarbeit chinesischer Forscher mit internationalen Partnern, was auch andere US-Technologiekonzerne wie IBM und Microsoft zu ähnlichen Maßnahmen in China veranlasst hat.
  • McKinsey hat seiner China-Praxis untersagt, Projekte mit generativer KI durchzuführen, als Reaktion auf politische Vorgaben aus Washington; klassische KI-Projekte sind davon nicht betroffen, aber die Entscheidung könnte die Geschäftsentwicklung in einem wichtigen Zukunftsbereich einschränken.
Quellen
Max ist leitender Redakteur bei THE DECODER. Als studierter Philosoph beschäftigt er sich mit dem Bewusstsein, KI und der Frage, ob Maschinen wirklich denken können oder nur so tun als ob.
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