Amazon Web Services hat seine KI-Entwicklungsumgebung Kiro offiziell vorgestellt. Das Tool soll das Problem beseitigen, dass KI-Prototypen schwer in produktionstaugliche Software überführbar sind.
Das Kernfeature sind sogenannte "Specs", die einen dreistufigen Prozess von der Idee zur Implementierung automatisieren. Aus einem simplen Prompt wie "Füge ein Review-System hinzu" generiert Kiro zunächst detaillierte User Stories für verschiedene Funktionen wie das Anzeigen, Erstellen und Bewerten von Reviews. Jede User Story enthält Akzeptanzkriterien, die auch Grenzfälle abdecken und die Entwickler:innen normalerweise manuell berücksichtigen müssen.
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Im zweiten Schritt analysiert die KI die bestehende Codebasis und erstellt technische Designdokumente mit Datenflussdiagrammen, TypeScript-Interfaces und Datenbankschemas.
Daraus entstehen konkrete Entwicklungsaufgaben, die Kiro nach Abhängigkeiten sortiert und mit den ursprünglichen Anforderungen verknüpft. Jede Aufgabe berücksichtigt dabei Details wie Unit Tests, Integration Tests, Loading States und Accessibility-Anforderungen.
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Über ein eigenes Interface lassen sich Aufgaben mit Progress-Anzeige Stück für Stück abarbeiten. Entwickler:innen können die Arbeitshistorie der KI-Agenten einsehen und Änderungen durch Code-Diffs nachvollziehen. Die Specs bleiben während der Entwicklung mit dem Code synchronisiert, was bei manueller Dokumentation häufig scheitert.
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Hooks überwachen Code-Qualität automatisch
"Hooks" reagieren automatisch auf bestimmte Ereignisse wie das Speichern von Dateien und führen dann Qualitätschecks durch. AWS beschreibt sie als "erfahrenen Entwickler", der Fehler abfängt und Routine-Aufgaben im Hintergrund erledigt. Die Hooks aktualisieren etwa Tests automatisch, wenn Entwickler:innen React-Komponenten ändern, pflegen Dokumentation bei API-Modifikationen oder scannen Code vor Commits nach Sicherheitslücken.
Einmal konfiguriert und ins Git-Repository überführt, gelten die Regeln für das gesamte Entwicklungsteam und reduzieren den Aufwand für manuelle Qualitätschecks. Darüber hinaus integriert Kiro externe Tools über das Model Context Protocol (MCP).
Aus dem gleichen Prompt macht Cursor ein Spiel mit 566 Zeilen, Claude Code mit 683 Zeilen und Kiro mit 5543 Zeilen Code. | Video: @suemaruuuuuuX/X
Wettbewerb um KI-Coding-Tools verschärft sich
Kiro ergänzt Amazons bestehenden KI-Coding-Assistenten Q Developer und basiert wie die erfolgreiche Konkurrenz-IDE Cursor auf der Open-Source-Plattform von Microsofts Visual Studio Code. Das erleichtert die Integration in bestehende Arbeitsabläufe und bietet zahlreiche Plugins. Das zunächst kostenfreie Tool unterstützt Mac, Windows und Linux, ist aber derzeit nur über eine Warteliste per E-Mail verfügbar. Zur Nutzung ist ein Login erforderlich, etwa über Google oder Github.
Standardmäßig greift Kiro auf Claude Sonnet in den Versionen 4 und 3.7 zurück, in Zukunft soll das Programm weitere Modelle unterstützen. AWS und Claude-Entwickler Anthropic verbindet schon seit Jahren eine intensive Partnerschaft, die Investitionen in Milliardenhöhe seitens Amazon beinhaltet.
Amazon verstärkt damit seine Präsenz in einem bereits stark umkämpften Markt. Der Cursor-Hersteller Anysphere hat Berichten zufolge eine Bewertung von 9 Milliarden Dollar erreicht, während Cognition gerade den Konkurrenten Windsurf übernommen hat. Auch Bytedance hat mit TRAE bereits eine eigene IDE entwickelt, ebenso wie Anthropic mit Claude Code, Google mit Gemini Code Assist und Microsoft mit Github Copilot.