Volvo will mit einem neuen Partner Level-4-Autonomie für Riesen-Trucks erreichen. Welche Technik steckt in den autonom fahrenden Lkws?
Der schwedische Autobauer Volvo geht eine langfristige Partnerschaft mit dem US-Start-up Aurora ein. Gemeinsam wollen die Unternehmen eine neue Linie autonom fahrender Sattelschlepper für den nordamerikanischen Markt entwickeln und kommerzialisieren. Die Robo-Trucks sollen sogenannte „Semis“ der Klasse 8 werden, was der höchsten Stufe in der US-amerikanischen Klassifizierung von Nutzfahrzeugen entspricht.
Darunter fallen beispielsweise Fahrzeuge wie Sattelzugmaschinen oder Einzelkipper mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 14.969 Kilogramm. Volvo will die Trucks von Grund auf als selbstfahrende Vehikel konzipieren und mithilfe des Aurora Driver-Systems Level-4-Autonomie erreichen. Geplant ist der Einsatz auf hochfrequentierten Hub-to-Hub-Routen.
Volvo & Aurora: Alte Bekannte starten einen neuen Versuch
Schon 2018 gab es einen ersten gemeinsamen Versuch der beiden Unternehmen, Lkws autonom fahren zu lassen. Der damalige Prototyp, er wurde wegen seiner hellgrünen Farbe „Pistachio“ genannt, konnte allerdings die gesetzten Ziele nicht erreichen. Beide Unternehmen gaben sich daraufhin Zeit für weitere Entwicklungen.
Der Autokonzern baute in den Folgejahren mit Volvo Autonomous Solutions eine eigene Sparte für die Umsetzung selbstfahrender Systeme auf. Aurora entwickelte in der Zwischenzeit seine Technik weiter. Laut eigenen Angaben konnten die Sensoren beim ersten Versuch 2018 nicht weit genug sehen, um einen autonomen Lkw der Klasse 8 bei Autobahngeschwindigkeiten sicher fahren zu lassen.
Aurora FirstLight: Lidar-Sensor schrumpft auf Chip-Größe
Ein Problem, das damals den Großteil der Branche betraf. Den wohl entscheidenden Schritt machte Aurora mit der Akquise des Lidar-Start-ups Blackmore. Deren FMCW-Sensoren sollten die nötige Reichweite in den Aurora Driver bringen. Im Sommer 2020 stellte Aurora dann den „FirstLight Lidar“ vor.
Mit dem auf das eigene System zugeschnittenen Lidar gibt Aurora an, über 300 Meter weit „sehen“ zu können. Ein Kernziel des autonomen Fahrens ist es schließlich, die Sicherheit im Straßenverkehr zu verbessern. Waymo veröffentlichte erst kürzlich eine Studie, die zeigt, wie autonomes Fahren tödliche Unfälle hätte verhindern können.
Um diese Sicherheit zu erreichen, ist es für KI-gestützte autonome Fahrsysteme wichtig, möglichst weitreichende und detaillierte Daten der Fahrzeugumgebung einzusammeln. Die meisten selbstfahrenden Systeme setzen deshalb auf einen Mix aus Kameras, Radar- und Lidar-Sensoren, um Straßen, Verkehrsteilnehmer und Objekte einzufangen.
Robo-Trucks als Service-Angebot für Volvo-Kunden
Anfang des Jahres verkündete Aurora die Übernahme von OURS Technology. Das Unternehmen soll mit seiner Lidar-on-a-Chip-Technologie für die nötige Skalierbarkeit und Kosteneffizienz der Sensoren sorgen.
Lange galten Lidars als zu teuer und fragil, um damit in Serie gehen zu können. Besonders Tesla-Chef Elon Musk ist bekennender Lidar-Gegner. Neue Verfahren wie die Silizium-Photonik, wie sie beispielsweise Mobileye und Intel nutzen, ermöglichen allerdings eine preiswertere Herstellung und stabilere Bauweise.
Mit der weiterentwickelten Technik wollen Aurora und Volvo künftig ein Transport-as-a-Service-Angebot entwickeln. Das soll Dienstleistungen von der Transportlogistik bis hin zur Betriebsunterstützung, Wartung und Instandhaltung sowie Cloud-Support für Disposition und Routing beinhalten.
Titelbild & Quelle: Aurora