Eine AWS-Studie zeigt: Weltweit priorisieren Unternehmen Investitionen in generative KI, schaffen neue Führungspositionen und setzen auf hybride Entwicklungsstrategien. Sicherheitsaspekte treten in den Hintergrund.
Laut dem „Generative AI Adoption Index“ von Amazon Web Services (AWS) planen 45 Prozent der befragten IT-Entscheider, generative KI im Jahr 2025 zur obersten Priorität zu machen – noch vor klassischen Sicherheitstools, die nur 30 Prozent bevorzugen. Die Studie basiert auf einer Umfrage unter 3.739 IT-Verantwortlichen in neun Ländern, darunter Deutschland, die USA und Japan.
Besonders mittlere und große Unternehmen drängen auf KI-Investitionen, während kleinere Betriebe weiterhin Sicherheit priorisieren. Entscheidend bei der Tool-Auswahl ist für die Mehrheit die einfache Integration in bestehende Workflows (65 Prozent in stark regulierten Branchen). In Sektoren wie Finanzdienstleistungen oder Bildung stehen zusätzlich fortgeschrittene Funktionen (56 Prozent) und Datenschutz (48 Prozent) im Vordergrund – deutlich höher als in weniger regulierten Bereichen, wo nur 34 Prozent Sicherheitsfunktionen als relevant einstufen.
Chief AI Officer wird zur neuen Führungsrolle
Parallel zur Budgetverlagerung entsteht ein neuer Posten in der Chefetage: In 60 Prozent der Unternehmen ist bereits ein Chief AI Officer (CAIO) installiert, weitere 26 Prozent folgen bis 2026. CAIOs sollen die KI-Strategie verantworten und bereichsübergreifend koordinieren. Konzerne wie Amazon und Airbnb haben zudem KI-Experten in ihre Aufsichtsgremien berufen.
Die Einführung strukturierter Change-Management-Strategien hinkt jedoch hinterher: Lediglich 14 Prozent haben derzeit eine solche Strategie, bis 2026 sollen es 76 Prozent sein. Ein Viertel der Unternehmen wird auch dann noch ohne formalen Transformationsplan arbeiten.
Von der Testphase zur Integration
90 Prozent der Unternehmen experimentieren bereits mit generativer KI. Doch nur 44 Prozent sind über die Pilotphase hinaus und auf dem Weg zur vollständigen Integration. Im Schnitt führten Unternehmen 2024 rund 45 Experimente durch, wovon voraussichtlich nur 20 Anwendungen bis 2025 produktiv eingesetzt werden.
Die größten Hindernisse: fehlende Fachkräfte (55 Prozent), hohe Entwicklungskosten (48 Prozent) sowie Verzerrungen und Halluzinationen in den Modellen (40 Prozent). Der Zugang zu sauberen, hochwertigen Daten gilt als Schlüssel für verlässliche Anwendungen.
Unternehmen setzen auf Training und aggressive Rekrutierung
56 Prozent der Unternehmen haben bereits Trainingsinitiativen umgesetzt, weitere 19 Prozent folgen bis Jahresende. Doch 52 Prozent geben an, die konkreten Schulungsbedarfe ihrer Belegschaft nicht zu kennen. Hinzu kommen Umsetzungsprobleme (47 Prozent) und Budgetengpässe (41 Prozent).
Gleichzeitig wollen 92 Prozent der Unternehmen 2025 aktiv nach KI-Talenten suchen. In 26 Prozent der Fälle werden mindestens die Hälfte aller Neueinstellungen Kenntnisse in generativer KI voraussetzen. Besonders hohe Anforderungen stellen Unternehmen im ICT- (35 Prozent) und Fertigungsbereich (28 Prozent).
Out-of-the-Box statt Eigenentwicklung
Nur 25 Prozent der Unternehmen planen, generative KI vollständig intern zu entwickeln. Der Großteil setzt auf eine Mischform: 58 Prozent wollen eigene Anwendungen auf Basis vortrainierter Modelle aufbauen, 55 Prozent bevorzugen feinjustierte Modelle. 40 Prozent greifen auf fertige KI-Lösungen zurück.
Gerade in traditionell datenempfindlichen Branchen wie Finanzwesen (44 Prozent), Bildung (45 Prozent) und Informations- und Kommunikationstechnologie (43 Prozent) ist die Offenheit für Standardlösungen hoch – offenbar wegen der Vorteile bei Kosten, Geschwindigkeit und Funktionalität.
Drittanbieter spielen dabei eine zentrale Rolle: 65 Prozent der Unternehmen setzen 2025 auf Partnerschaften mit externen Dienstleistern, 15 Prozent vollständig, 50 Prozent im hybriden Modell mit internen Teams.