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Das jährliche Event National Novel Writing Month (NaNoWriMo), das Schriftsteller:innen dazu ermutigt, im November einen Roman mit 50.000 Wörtern zu schreiben, ist aufgrund seiner offiziellen Stellungnahme zum Einsatz KI in die Kritik geraten.

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Im FAQ-Bereich findet sich die Erklärung des NaNoWriMo. Grundsätzlich argumentiert die Organisation, dass Menschen, die KI kategorisch ablehnten, klassistisch und ableistisch seien.

Organisation will sich gegen Ableismus und Klassismus aussprechen und tut genau das Gegenteil

Nicht alle Autor:innen hätten die finanziellen Mittel, um menschliche Hilfe "in bestimmten Phasen" in Anspruch zu nehmen, und für manche sei die Entscheidung für KI eine praktische Notwendigkeit. Zudem hätten nicht alle Menschen die gleichen geistigen Fähigkeiten oder Bildungsniveaus, weshalb manche auf Unterstützung angewiesen seien, um ihre Ziele zu erreichen.

NaNoWriMo unterstützt nicht ausdrücklich eine bestimmte Art des Schreibens und verurteilt auch nicht ausdrücklich einen bestimmten Ansatz, einschließlich der Verwendung von KI. Die Mission von NaNoWriMo ist es, "die Struktur, die Gemeinschaft und die Ermutigung bereitzustellen, um Menschen zu helfen, ihre Stimme zu nutzen, ihre kreativen Ziele zu erreichen und neue Welten zu erschaffen - auf und außerhalb des Papiers". Wir erfüllen unsere Mission, indem wir Menschen beim Schreiben unterstützen.

NaNoWriMo in einem FAQ-Artikel

NaNoWriMo schreibt auch, dass Schriftsteller:innen oft mit ungleichen Voraussetzungen konfrontiert sind, da etwa Minderheiten seltener traditionelle Verlagsverträge angeboten bekommen und somit häufiger im Self-Publishing-Bereich aktiv sind, was mit höheren Kosten verbunden sein könne.

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Obwohl sich die Organisation gegen Ableismus und Klassismus aussprechen möchte, wirft ihr die Community wiederum das jetzt vor. "Genau dieser Vorwurf ist klassistisch und ableistisch, denn er suggeriert, dass KI notwendig ist, um die schriftlichen Werke der unteren Klassen dem Adel schmackhaft genug zu machen", schreibt Reddit-Nutzer u/janukanu in einem viel beachteten Thread.

Die Haltung der Organisation wurde durch ihren neuen Sponsor ProWritingAid, der seinem Angebot kürzlich eine KI-Funktionalität hinzugefügt hat, weiter verkompliziert. Dies befeuert die Vorwürfe, dass NaNoWriMo die Interessen seiner Sponsoren über die der Community stellt.

Update nach Kritik reicht nicht aus

Nach der Kritik hat NaNoWriMo seine Stellungnahme überarbeitet und die Existenz von "schwarzen Schafen im KI-Bereich" anerkannt. Dennoch halten sie an ihrer Position fest, dass unterprivilegierte Schriftsteller:innen und solche mit Behinderungen KI benötigen, um effektiv schreiben und Erfolg haben zu können.

Kritisiert wurde auch, dass die Organisation nicht genau angibt, welche Arten von KI sie unterstützt. "Einige Formen sind ethisch vertretbar [...]. Einige Formen bewegen sich in einer Grauzone. Und andere werden durch den unverhohlenen Diebstahl von Originalwerken der Autor:innen angeheizt", so u/janukanu.

"NaNoWriMo hätte einen Leitfaden für die Suche nach den ethischen Optionen anbieten können, aber stattdessen wurde eine pauschale Erklärung zur Unterstützung aller KI-Schreib-"Werkzeuge" abgegeben."

Empfehlung

Blogger David Gerard hebt die Ironie von NaNoWriMos Position hervor und erklärt, dass es der Zweck der Veranstaltung sei, Schriftsteller:innen zu ermutigen, eine selbst auferlegte Herausforderung zu meistern - und zu gewinnen gibt es nur einen ersten Buchentwurf, den man selbst verfasst hat. Die Befürwortung des KI-gestützten Schreibens durch die Organisation scheint diesem Kernprinzip zu widersprechen.

Die Kontroverse hat in der Schriftstellerszene für große Empörung gesorgt, und viele Schriftsteller:innen mit Behinderungen äußern sich wütend darüber, dass sie als Entschuldigung für ein in ihren Augen betrügerisches Verhalten herangezogen werden. Auch Buchautor:innen, die NaNoWriMo lange unterstützt haben, ziehen ihre Unterstützung zurück und treten aus Protest aus den Gremien der Organisation zurück.

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Zusammenfassung
  • Die Schreibveranstaltung National Novel Writing Month (NaNoWriMo) ist in die Kritik geraten. Die Organisation argumentiert, dass KI-Kritiker:innen klassistisch und ableistisch seien, da nicht alle Autor:innen die finanziellen Mittel oder Fähigkeiten hätten, ohne KI erfolgreich zu sein.
  • Nach heftiger Kritik aus der Community, NaNoWriMo würde mit dieser Haltung selbst Klassismus und Ableismus fördern, passte die Organisation ihre Stellungnahme an.
  • Sie erkennt nun die Existenz von "schwarzen Schafen" im KI-Bereich an, hält aber weiter daran fest, dass benachteiligte Autor:innen KI bräuchten, um effektiv schreiben zu können.
Jonathan ist Technikjournalist und beschäftigt sich stark mit Consumer Electronics. Er erklärt seinen Mitmenschen, wie KI bereits heute nutzbar ist und wie sie im Alltag unterstützen kann.
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