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Die Mitarbeiterproteste zeigen Wirkung: Google will das umstrittene Künstliche-Intelligenz-Projekt "Project Maven" nicht fortführen. Offenbar planten das Pentagon und Google ein beinahe in Echtzeit arbeitendes Überwachungssystem ähnlich Google Earth.

Anfang März wurde bekannt, dass Google im Project Maven das US-Militär mit KI-Verfahren für die Bildanalyse unterstützt. Mitarbeiter reagierten auf diese Nachricht mit heftigem Widerstand: Tausende protestierten dagegen, dass ihre Arbeit militärischen Zwecken zugutekommt.

Diese Proteste zeigen jetzt Wirkung: Zuerst kündigte Google-Chef Sundar Pichai intern neue Richtlinien für Künstliche Intelligenz an, die die Entwicklung von KI-Waffen ausschließen.

Kurz darauf gab Google-Cloud-Chefin Diane Greene laut der Webseite Gizmodo auf einer Mitarbeiterversammlung bekannt, dass der Vertrag mit dem US-Verteidigungsministerium zu Project Maven nicht verlängert werden soll. Er läuft 2019 aus.

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Die ethische Debatte rund um Künstliche Intelligenz sei riesig, soll Greene gesagt haben, und Google stünde an ihrer Spitze. Das Unternehmen müsse jetzt Führungsstärke beweisen.

Gizmodo beruft sich auf Aussagen von Google-Mitarbeitern. Die Webseite deckte Project Maven Anfang März auf.

Google-Entscheider wollten die Militärkooperation ursprünglich geheim halten, da sie einen Imageschaden befürchteten. Die renommierte Cloud-KI-Forscherin Fei-Fei Li schrieb in einer E-Mail Ende September 2017: "Es ist so aufregend, dass wir kurz davor sind, Maven zu bekommen! Das wäre ein großer Gewinn."

In derselben E-Mail riet sie Googles PR-Abteilung, den Fokus auf die Cloud-Zusammenarbeit mit dem Pentagon zu legen und "unter keinen Umständen" über Künstliche Intelligenz zu sprechen.

Google Earth für das Militär und die Überwachung

Project Maven soll für Google-Verhältnisse finanziell zunächst ein kleiner Fisch gewesen sein. Internen E-Mails zufolge startete Maven mit einem Volumen von 15 Millionen US-Dollar mit Wachstumspotenzial auf bis zu 250 Millionen US-Dollar.

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Aus den E-Mails geht weiter hervor, dass sich Google bei der Bewerbung gegen "andere KI-Schwergewichte" - unter anderem Amazon, Microsoft und IBM - durchsetzen konnte. Langfristig soll ein Pentagon-Vertrag zu Cloud Computing mit einem Auftragsvolumen über zehn Milliarden US-Dollar in Aussicht gestanden haben oder stehen.

Nach einem Kickoff-Meeting zu Project Maven mit Pentagon-Vertretern beschrieben Google-Verantwortliche in weiteren E-Mails ein Überwachungssystem vergleichbar mit Google Earth. Pentagon-Analysten sollen auf einer Übersichtskarte auf ein Gebäude klicken, um sämtliche mit ihm verbundene Informationen zu sehen.

Statistiken über Fahrzeuge, Menschen und die Beschaffenheit der Umgebung sowie größere Menschenansammlungen in Städten soll das System ebenfalls liefern können. Googles Künstliche Intelligenz ermögliche eine Analyse "beinahe in Echtzeit", heißt es im E-Mail-Verkehr.

Scott Frohman, ein Google-Technologieverkäufer spezialisiert auf Verteidigung und Aufklärung, beschrieb den Maven-Deal in einer E-Mail aus dem September 2017 wie folgt:

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"Maven ist ein großes Regierungsprogramm, das zu mehr Sicherheit für Bürger und Nationen führt, indem es Übel wie gewalttätige extremistische Aktivitäten und Menschenrechtsverletzungen schneller erkennt."

Googles Technologie und die Kompetenz der Mitarbeiter könnten "die Sicherheit der Welt um ein Vielfaches verbessern", so Frohman.

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Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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