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Google und Samsung verhandeln über eine tiefere Integration der Apps Google Assistant und Play Store auf Samsung-Geräten. Nutzt die Alphabet-Tochter den schwächelnden Smartphone-Markt aus, um seine Marktmacht weiter zu stärken?

Es wäre wahrscheinlich ein sehr lukrativer Deal für Samsung. Einem Bericht von Bloomberg zufolge verhandelt der koreanische Smartphone-Hersteller mit Google über eine bevorzugte Behandlung von Google-Apps auf Samsung-Geräten.

Neben den klassischen Google-Anwendungen wie der Suche und dem Play Store soll vor allem der Google Assistant profitieren. Für Samsungs eigenen Assistenten Bixby könnte dieser Deal sogar das Aus bedeuten.

Künftig mehr Google und weniger Samsung auf Galaxy-Geräten?

Bloomberg soll eine Korrespondenz zwischen Vertretern der Tech-Giganten vorliegen, aus der hervorgeht, dass sich Google mehr Kontrolle über die Suche auf Samsung-Smartphones wünscht.

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Es wäre nicht der erste Deal dieser Art: Schon seit Jahren überweist Google mehrere Milliarden Dollar jährlich an den großen Samsung-Konkurrenten Apple für den Platz als Standard-Suchmaschine im Safari-Web-Browser.

Eine Übereinkunft zwischen Google und Samsung würde laut Bloomberg vor allem zu einer tieferen Integration des Google Assistant und des Play Stores in den Samsung-Geräten führen. Womöglich würden beide Anwendungen zum Standard auf Samsung-Geräten.

Während Amazon dem eigenen Assistenten gerade mehr Marktanteil auf mobilen Geräten verschaffen will, indem es Alexa künftig Android- und iOS-Apps steuern lässt, würde Bixby einen mächtigen Konkurrenten vor die Nase gesetzt bekommen. Ob Samsungs smarter Assistent dann überhaupt noch eine Zukunft hat, darf bezweifelt werden.

Samsung nutzt, wie alle Hersteller von Android-Smartphones, Googles Betriebssystem als Basis. Darüber legen die Koreaner ihre Benutzeroberfläche One UI und bieten Nutzern einen eigenen App-Katalog an. Um Apps von Drittanbietern zu installieren, sollen Samsung-Nutzer vorrangig auf den Galaxy Store zugreifen.

Googles App Store und andere Anwendungen laufen zwar auch auf Samsung-Smartphones und sind zum Teil sogar vorinstalliert. Standardmäßig werden Galaxy-Nutzern bislang noch die hauseigenen Samsung-Apps präsentiert.

Empfehlung

Google im Auge von US-Kartellwächtern

Als Suchmaschine ist Google auf nahezu keinem Gerät mehr wegzudenken. Theoretisch gibt es zwar beispielsweise mit Microsofts Bing oder DuckDuckGo, dem direkten Gegenentwurf zu Google in puncto Privatsphäre, genügend Konkurrenz. Die spielen aber auf dem Suchmaschinenmarkt kaum eine Rolle. Google liegt derzeit bei einem Marktanteil von über 92 Prozent weltweit.

Samsung ist hingegen der weltweit größte Smartphone-Hersteller mit einem Absatz von fast 300 Millionen Geräten in 2019. Gelingt es Google einen Deal mit Samsung einzufädeln, hätte die Alphabet-Tochter über den eigenen Assistenten noch größeren Zugriff auf Daten von Samsung-Nutzern.

Außerhalb Chinas kontrollieren Google und Apple den Markt für mobile Apps ohnehin. Verdrängt der Play Store den Samsung App Store endgültig von den Galaxy-Geräten, steigt auch hier die Marktmacht des Unternehmens deutlich.

Zusammen mit Apple, Facebook und Amazon befindet sich Google bereits im Visier von Kartellwächtern. Am 29. Juli 2020 hat der US-Kongress die Chefs der größten Tech-Konzerne vorgeladen. Im Mittelpunkt der Anhörungen stehen Vorwürfe, die Konzerne hätten sich Monopole geschaffen. Ihr könnt die Anhörung im Video oben sehen.

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Wie profitiert Samsung von einem möglichen Deal mit Google?

Die COVID-19-Pandemie schadet auch dem Smartphone-Markt. Zwar liegt Samsung mit 58 Millionen verkauften Geräten im ersten Quartal vor der Konkurrenz. Allerdings ist das laut den Analysten von IDC ein Rückgang von 18,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Durch das Geschäft mit Google könnte Samsung also Einnahmen generieren, die derzeit im Hardware-Verkauf möglicherweise ausfallen.

Eine Anleitung, wie man über eine Taste an einem Samsung-Smartphone den Sprachassistenten Bixby aufruft.
Sprecht ihr künftig mit dem Google Assistant, wenn ihr die Bixby-Taste eures Galaxy-Smartphones drückt? | Bild: Samsung (YouTube)

Weder Google noch Samsung äußerten sich aussagekräftig zu einem möglichen Deal. Auf Nachfrage von Bloomberg heißt es in einer E-Mail von Google: "Wie allen Herstellern von Android-Geräten steht es Samsung frei, einen eigenen App-Store und digitalen Assistenten zu erstellen. Das ist eines der großartigen Merkmale der Android-Plattform. Und obwohl wir regelmäßig mit Partnern über Möglichkeiten zur Verbesserung des Nutzererlebnisses sprechen, haben wir nicht vor, dies zu ändern."

Von einem Samsung-Sprecher erhielt Bloomberg folgendes Statement: "Samsung bleibt unserem eigenen Ökosystem und unseren eigenen Dienstleistungen verpflichtet. Gleichzeitig arbeitet Samsung eng mit Google und anderen Partnern zusammen, um unseren Nutzern das beste mobile Erlebnis zu bieten."

Quelle: Bloomberg, Titelbild: Google

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Josef schreibt für THE DECODER über Robotik, autonomes Fahren, vernetzte Städte und smarte Geräte. Träumt von einem Smart Home, in dem sämtliche Sprachassistenten friedlich koexistieren.
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