Die Ende März vorgestellten ChatGPT-Plugins rollt OpenAI nun für alle ChatGPT-Plus-Accounts aus.
Mehr als 70 Plugins von Drittanbietern werden im Laufe der Woche für ChatGPT-Plus-Nutzende verfügbar sein. Der Plus-Zugang kostet $20 pro Monat.
Sofern der eigene Account freigeschaltet ist, können die Plugins in den ChatGPT-Einstellungen unter "Beta Features" aktiviert werden. Dort gibt es zwei Schieberegler, einen für Plugins und einen für Webbrowsing, die unabhängig voneinander aktiviert werden können. Danach kann man Plugins mit dem Model Selector auswählen und einzelne Plugins im "Plugin Store" aktivieren.
ChatGPT verwendet Plugins automatisch
Laut OpenAI funktioniert der Zugriff von ChatGPT auf Plugins nach der Aktivierung automatisch. ChatGPT "weiß", wann und wie es im Internet nach aktuellen Themen und Ereignissen suchen oder auf freigeschaltete Plugins zugreifen soll, schreibt OpenAI.
Unter den mehr als 70 Plugins finden sich zahlreiche Shopping- und Suchplattformen, zum Beispiel für Kleidung, Immobilien, Reisen, Ernährung und Mietwagen, aber auch praktische Anwendungen, die etwa den Inhalt eines PDFs in den Chat laden, um mit ChatGPT darüber zu diskutieren, für die Generierung von Prompts oder für die Suche nach guten Ein-Wort-Domains.
Eine Einschränkung hat das System noch: Pro Chat-Sitzung können maximal drei Plugins aktiv sein. Für ein optimales Ergebnis muss man sich also vorher überlegen, welche Aufgabe man mit ChatGPT lösen will, um dann aus den über 70 Plugins die drei besten auszuwählen.
An Plugins interessierte Entwicklerinnen und Entwickler können sich hier auf eine Warteliste setzen lassen. Eine Dokumentation für die Entwicklung ist hier verfügbar.
Das Rennen um die Chatbot-Plattform läuft auf Hochtouren
Nachdem Google vor wenigen Tagen den internationalen Rollout von Bard und erste Bard-Plugin-Partner vorgestellt hat und auch Microsoft Bing Chat ohne Warteliste und mit Plattform-Ambitionen vermarktet, zieht OpenAI nun mit einer eigenen Plattform-Strategie nach.
Durch die Plugins wird ChatGPT zu einer Schnittstelle mit Zugriff auf Sprachmodelle mit Tools. Der Chatbot erhält dadurch viele neue Fähigkeiten, kann Inhalte direkt aus Webseiten extrahieren und erklären, besseren Code schreiben oder Daten analysieren und visualisieren.
Diese Sprachmodelle mit Werkzeugen waren auch Gegenstand einer Studie von OpenAI über die Auswirkungen von Sprachmodellen auf den Arbeitsmarkt, da diese aufgrund der erweiterten Fähigkeiten weitaus größer sein könnten als bei Sprachmodellen ohne Zugriff auf Werkzeuge.
Die nächste große Internetrevolution?
Wenn Chatbots auf große Nachfrage stoßen, könnten sie das Internet grundlegend verändern. Immer mehr Aufgaben und Inhalte würden in das Content-Ökosystem der Bots wandern, so dass Menschen kaum noch einen Grund hätten, Webseiten zu besuchen. Die Aufmerksamkeit und damit die Geldströme wandern zu den Chatbots.
Eine Umwälzung, die mindestens vergleichbar ist mit dem Wechsel vom Desktop- zum Smartphone-Ökosystem, wahrscheinlich aber noch tiefgreifender. Die Folgen für Verlage, Social-Media-Plattformen oder auch Online-Shops - überhaupt für das "freie Internet", wie wir es heute kennen - sind kaum absehbar.
Zwar haben Microsoft und OpenAI angekündigt, die Ersteller von Inhalten am Erfolg von Chatbots beteiligen zu wollen. Wie ein solches Modell aber genau aussehen könnte, ist ebenso ungeklärt wie viele Fragen rund um das Urheberrecht an Inhalten, die Chatbots ohne explizite Zustimmung - schon beim Training der zugrundeliegenden Modelle - verwenden.