Das US-Militär investiert zunehmend in KI-Startups und arbeitet enger mit dem Silicon Valley zusammen.
Das US-Militär öffnet sich für neu gegründete Verteidigungs- und Rüstungsunternehmen, während neue Technologien die moderne Kriegsführung zu verändern beginnen, berichtet die Financial Times.
Ein Beispiel ist das Start-up Saildrone: Acht Jahre lang sammelten die autonomen Schiffe von Saildrone Daten über die Meere und trugen zur Erforschung des Klimawandels bei. Doch 2021, als die geopolitischen Spannungen mit China und Russland zunahmen, wurde das Start-up zu einem der Hauptauftragnehmer für die KI-Überwachungsflotte der US-Marine. Risikokapitalgeber aus dem Silicon Valley haben das Unternehmen allein in diesem Jahr mit 100 Millionen Dollar unterstützt, und Saildrone entwickelt derzeit "Saildrone Surveyor", ein autonomes Schiff für die Marine.
"Wir sind zehn Jahre voraus", sagt Richard Jenkins, Gründer und Geschäftsführer des Start-ups. Sein Unternehmen sei ein "gutes Beispiel dafür, dass kommerzielle Technologie so viel fortschrittlicher und flexibler ist" als die vom US-Militär entwickelten Systeme.
Wettlauf mit China und Krieg in der Ukraine treiben Wandel voran
Dieser Wandel spiegelt eine neue Dringlichkeit in den USA wider, schnell verfügbare kommerzielle Technologien für Verteidigungszwecke zu nutzen. Drei Faktoren sind für diesen Wandel verantwortlich: Chinas Entwicklung fortschrittlicher Waffen wie Hyperschallraketen, die die US-Abwehr überwinden könnten; die Lehren aus der Ukraine in Bezug auf die Integration kommerzieller Technologien wie Drohnen oder das Starlink-Internet von SpaceX in das Militär; und die großen Fortschritte in der künstlichen Intelligenz in den letzten Jahren, die die Kriegsführung revolutionieren könnten.
Im Gegenzug sei das Pentagon ein motivierterer Kunde geworden, berichtet das Magazin. Aus diesem Grund investieren Risikokapitalgeber Milliarden in Start-ups im Verteidigungs- und Rüstungssektor, wobei sich die Investitionen von 16 Milliarden Dollar im Jahr 2019 auf 33 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 verdoppeln sollen.
Doch bisher haben die 100 erfolgreichsten Start-ups im Verteidigungsbereich zusammen 42 Milliarden US-Dollar aufgebracht - und der Beitrag der Regierung liegt zwischen 2 und 5 Milliarden US-Dollar. Kritiker sagen, dass das Pentagon zwar Lippenbekenntnisse zur Innovation abgibt, aber zu wenig nachhaltige Verpflichtungen eingeht.
"Zum ersten Mal ist das US-Militär von kommerzieller Technologie abhängig, um einen Krieg zu gewinnen, aber es ist nicht darauf vorbereitet, mit kommerzieller Technologie umzugehen", sagte Steve Blank, Experte für Innovation in der nationalen Sicherheit, der Financial Times.
"China funktioniert wie Silicon Valley", zitiert die Zeitung Blank. Das US-Verteidigungsministerium hingegen funktioniere an guten Tagen "wie Detroit", das Sinnbild einer überholten Industriestadt. "Das ist kein fairer Kampf."
Offener Brief von Verteidigung-Startups kritisiert "antiquierte" Verfahren der US-Regierung
In einem Brief an Verteidigungsminister Lloyd Austin haben Gründer und Investoren von Start-ups aus dem Silicon Valley kürzlich das "antiquierte" Verfahren der Regierung für den Kauf von Militärtechnologie kritisiert. In dem Brief, der von den CEOs von Anduril, Palantir und Lux Capital unterzeichnet wurde, wird auch davor gewarnt, dass die USA auf dem "technologischen Schlachtfeld" rasch an Boden verlieren.
Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass sich dies langsam ändert: Im April hat das Verteidigungsministerium die Defence Innovation Unit, die kommerzielle Technologien einführen und Unternehmen durch die bürokratischen Hürden der militärischen Beschaffung navigieren soll, umstrukturiert und ihren neuen Direktor, den ehemaligen Apple-Manager Doug Beck, zum direkten Untergebenen von Austin ernannt.
Beck soll das US-Militär und das Silicon Valley näher zusammenbringen und unter seiner Führung hat der Kongress 111 Millionen US-Dollar für die Finanzierung der DIU-Mission bis 2023 bewilligt, rund 45 Millionen US-Dollar mehr als das Verteidigungsministerium beantragt hatte.