- CNET hat seine KI-Richtlinien aktualisiert.
Update 06. Juni 2023:
CNET aktualisiert seine KI-Richtlinien und erklärt, dass kein Artikel vollständig von einem KI-Tool erstellt wird und dass Menschen praktische Prüfungen und Tests von Produkten durchführen. Die Website erforscht den Einsatz von KI-Tools, um Daten zu analysieren, Gliederungen zu erstellen und erklärende Inhalte zu generieren.
Das interne Tool heißt Responsible AI Machine Partner (RAMP). CNET hat auch bereits veröffentlichte Artikel aktualisiert, die von KI-Systemen erstellt wurden und zu kritischen Reaktionen geführt haben. Red Ventures, der Eigentümer von CNET, hat KI-Systeme auch bei anderen Marken und Websites eingesetzt, darunter Bankrate und CreditCards.com.
Update vom 25. Januar 2023:
CNET-Untersuchung findet viele Fehler in von KI geschriebenen Artikeln
Connie Guglielmo, Chefredakteurin von CNET, veröffentlicht eine weitere Erklärung zu den seit November veröffentlichten KI-Artikeln: Demnach wurden 77 kurze Artikel mit KI generiert, was etwa einem Prozent der seit November veröffentlichten Inhalte entspricht. Redakteur:innen sollen demnach zuerst die Outlines generiert und diese dann vor der Publizierung editiert und erweitert haben.
Die Redaktion überprüfte alle publizierten KI-Artikel nach dem ersten entdeckten Fehler: In 41 von 77 Artikeln fand sie fehlerhafte Angaben. Eine "kleine Anzahl" von Artikeln hätte größerer Korrekturen bedurft, mehrere Berichte kleinere, wie unvollständige Firmennamen, vertauschte Zahlen oder ungenaue Formulierungen.
Der Einsatz des KI-Tools würde wieder aufgenommen, wenn die Redaktion sicher sei, dass die redaktionellen Prozesse menschliche und KI-Fehler vermieden. CNET verspricht zudem mehr Transparenz und bessere Plagiatskontrollen.
"Wir sind entschlossen, die KI-Engine mit dem Feedback und dem Input unserer Redaktionsteams zu verbessern, damit wir - und unsere Leser - der Arbeit, zu der sie beiträgt, vertrauen können", schreibt Guglielmo.
We also learned there’s a lot of fear, uncertainty, doubt & misinfo around AI engines in publishing, esp since the debut of ChatGPT. But we & many media orgs, publishing companies and content creators, know the trend is toward more, not less, adoption of automated tech like AI.
— Connie Guglielmo (@techledes) January 25, 2023
Ursprünglicher Artikel vom 23. Januar 2023:
CNET schreibt mit KI-Werkzeugen generische und teils fehlerhafte Suchmaschinentexte zu sensiblen Finanzthemen. Nach reichlich Kritik stellt das US-Tech-Magazin diese Praxis ein.
Mitte Januar entdeckte der auf Suchmaschinen-Content spezialisierte Gael Breton, dass CNET mehr als 70 für Google optimierte Finanzratgeberartikel mit "automatischer Technologie" publiziert hatte. Veröffentlicht wurden die Artikel unter dem Namen "CNET Money Staff", der später auf "CNET Money" angepasst wurde. Eine eindeutige Zuschreibung zu einem Robo-Redakteur ist das nicht.
Kurz nach Bretons Enthüllung bestätigte CNET den Einsatz von KI-Technologie für generische Finanzthemen. Das Magazin wollte laut eigenen Angaben herausfinden "ob die Technologie unseren viel beschäftigten Reportern und Redakteuren bei ihrer Arbeit helfen kann, Themen aus einer 360-Grad-Perspektive zu behandeln."
Obwohl CNET angab, dass die Texte vor Veröffentlichung gründlich geprüft würden, enthielten sie teils haarsträubende Fehler - und das bei Ratgebertexten zu persönlichen Finanzen. Artikelseiten zu diesen Themen enthalten häufig Werbung zu Finanzprodukten, teils auf Beteiligungsbasis.
CNET verzichtet auf KI-Texte
Laut einer Enthüllung des CNET-Konkurrenten The Verge haben Führungskräfte des Verlags jetzt intern mitgeteilt, vorerst keine KI-generierten Texte mehr publizieren zu wollen. Den Vorwurf, CNET habe die KI-Texte heimlich publiziert, hält Chefredakteurin Connie Guglielmo für unangebracht: Das Magazin sei "leise" vorgegangen.
Das CNET-Team soll kaum Einblicke in die verwendete Technik gehabt haben. Es soll sich um ein von Red Ventures entwickeltes System handeln. Die Publishing-Gruppe übernahm CNET 2020. Die CNET-Führungsmannschaft möchte der Belegschaft in den nächsten Tagen weitere Informationen zum KI-Tool sowie eine Vorschauversion zur Verfügung stellen.
Andere SEO-Portale wie "Bankrate" und Creditcards.com" sollen ebenfalls zunächst auf KI-generierte Inhalte verzichten. Sie gehören wie CNET zu Red Ventures.
Eine ebenfalls von Red Ventures entwickelte Text-Hilfe, die automatisch aktuelle Zahlen, etwa zu Zinsraten, in Finanzartikel einsetzt, soll in Betrieb bleiben.
CNET als Vorbild für Google Suche-Spam
CNETs zumindest bei Google erfolgreiche KI-Text-Strategie zwang Googles Suche-Team zu einer Rechtfertigung, da es zuvor ankündigte, mit KI-Technik generierte Texte wie Spam behandeln zu wollen.
Googles Suchmaschinenerklärer Danny Sullivan begründete CNETs gute Rankings mit Googles Fokus auf "nützliche Inhalte" statt darauf, wie ein Inhalt hergestellt werde. Ziel sei es, nutzlose Inhalte aus der Suche zu entfernen, so Sullivan. Ob diese von Menschen oder von Maschinen geschrieben würden, sei egal.
Einige SEO-Profis verstehen Sullivans Aussage als Freifahrtschein, massenhaft KI-generierte Texte auf gute Google-Rankings anzusetzen. Selbst die Fehler in CNETs Texten irritierten Googles Suchebot nicht.
Für Google bedeutet das neben ChatGPT ein weiteres Risiko fürs Kerngeschäft: Bekommt der Internetriese KI-Spam nicht in den Griff, würde das zu einer Entwertung der Google-Suchergebnisse führen und damit Googles Hauptumsatztreiber treffen.
Eingeklemmt zwischen Chatbot-Suche und KI-Spam-Gefahr muss sich Google bewegen und die eigenen Produkte an eine neue Zeit anpassen. Dieser Transformationsprozess soll laut der New York Times schon auf Hochtouren laufen.
Ob der Erfolg von CNET für Wald-und-Wiesen-SEOs so einfach zu replizieren ist, ist dennoch fraglich: Die Rankings der KI-Texte profitieren ebenso wie die menschlichen Texte von CNETs bekannter und oft verlinkter Publishing-Marke.
Möglicherweise gelingt es Google, KI-Texte je nach Absender unterschiedlich zu behandeln. Verlage hätten somit Spielraum bei Automatisierungstechniken, während KI-Spam dennoch eingeengt würde. Dieser Prozess dürfte für Google jedoch einen enormen Abstimmungsaufwand erfordern und wäre kaum gerecht zu gestalten.