OpenAI und das 2013 gegründete Medizin-Start-up Color Health haben einen KI-Assistenten oder "Copiloten" entwickelt, der auf dem GPT-4-Modell von OpenAI basiert. Dieser soll Ärzte bei der Erstellung von Krebsvorsorgeplänen und der Vorbereitung der Behandlung nach einer Krebsdiagnose unterstützen.
Colors KI-Copilot integriert Patientendaten mit klinischem Wissen, um maßgeschneiderte Krebsbehandlungspläne zu generieren, die Ärzte überprüfen und umsetzen können. Die Anwendung extrahiert und normalisiert Patienteninformationen wie Familiengeschichte und Risikofaktoren sowie klinische Leitlinien aus vertrauenswürdigen Quellen.
Anhand dieser Daten identifiziert der auf GPT-4o basierende Copilot fehlende diagnostische Tests und erstellt einen personalisierten Vorsorgeplan. Er generiert auch die für die Diagnostik erforderliche Dokumentation, z. B. Formulare zur medizinischen Notwendigkeit und Vorabgenehmigungen von Versicherungen.
Ein Arzt bewertet dann die von der KI generierten Ergebnisse einschließlich der Quellinformationen und kann sie bearbeiten, bevor sie in den Behandlungsplan des Patienten aufgenommen werden. Dieser "Human-in-the-Loop"-Ansatz trägt laut OpenAI dazu bei, die KI im Laufe der Zeit zu verfeinern.
Der Copilot soll Ärzte bei der Erstellung von Krebsvorsorgeplänen und bei der Vorbereitung der Behandlung nach einer Krebsdiagnose unterstützen. Othman Laraki, CEO von Color Health, betont, dass der KI-Copilot Ärzte nicht ersetzen, sondern unterstützen soll - vergleichbar mit Copiloten, die Softwareingenieure unterstützen.
Studien zeigen, dass Verzögerungen in der Behandlung die Sterblichkeit um 6 bis 13 Prozent erhöhen können, so Laraki. "Heutzutage gibt es echte Lücken in der onkologischen Versorgung, je nachdem, wo ein Patient die Erstdiagnose erhält", sagt Dr. Allison Kurian, Onkologin und Professorin in Stanford. "Viele meiner Patienten benötigen Wochen, um alle für eine angemessene Behandlung notwendigen Tests und Untersuchungen durchzuführen, wobei wertvolle Zeit verloren geht und zusätzlicher Verwaltungsaufwand für die Ärzte entsteht."
Color Health Copilot reduziert in ersten Tests Wartezeiten massiv
Um die Wirkung des Tools zu messen, arbeitet Color mit dem University of California, San Francisco Helen Diller Family Comprehensive Cancer Center (UCSF HDFCCC) zusammen. Nach einer retrospektiven Auswertung und einer gezielten Einführung könnte der Copilot potenziell in die klinischen Abläufe für alle neuen Krebsfälle an der UCSF integriert werden.
Color testet den Copilot auch mit den eigenen Ärzten. Demnach konnten die Mediziner mit KI-Unterstützung viermal mehr fehlende Labor-, Bildgebungs- oder Biopsieergebnisse identifizieren als ohne. Zudem benötigten Ärzte im Schnitt lediglich fünf Minuten, um Dokumente zu analysieren und Lücken zu identifizieren. Ohne KI-Unterstützung seien die Daten dagegen oft fragmentiert und es könne zu wochenlangen Verzögerungen kommen.
In der zweiten Jahreshälfte 2024 will Color den Copilot einsetzen, um unter ärztlicher Aufsicht KI-generierte, personalisierte Behandlungspläne für mehr als 200.000 Patienten zu erstellen.
"Die Idee, KI-Technologien mit digitalen klinischen Prozessen zu kombinieren, um diesen Prozess zu beschleunigen, wäre ein Fortschritt für alle Beteiligten - den Patienten, seine Ärzte und die Kostenträger, die die Behandlung bezahlen", sagt Dr. Karen Knudsen, CEO der American Cancer Society.