Deepmind veröffentlicht eine Android-Lernumgebung für Künstliche Intelligenz. Die könnte unseren Umgang mit Smartphones verändern.
Die Google-Schwester Deepmind ist bekannt für ihren starken Fokus auf das bestärkende Lernen (Erklärung): Atari-Spiele schlagen mit DQN, Go-Bretter beherrschen mit AlphaGo, Schach mit AlphaZero oder Starcraft II mit AlphaStar - Deepminds KIs lassen menschliche Spieler hinter sich. Dazu veröffentlicht Deepmind regelmäßig Trainingsumgebungen für KI-Agenten, um die Erforschung des bestärkenden Lernens voranzutreiben.
In den letzten zwei Jahren findet Deepminds KI-Forschung ihren Weg immer häufiger auch in die echte Welt. Das Motto: weniger Hype, mehr Wissenschaft.
Einige Beispiele: MuZero ist ein wichtiger Schritt zum Universalalgorithmus, könnte dem autonomen Fahren helfen und wird von der Air Force für KI-Co-Piloten eingesetzt. Eine Zusammenarbeit mit dem Liverpool F.C. soll einen KI-Assistenztrainer in den Milliardenmarkt Fußball bringen. Und Alphafold 2.o sagt Proteinfaltungen so gut voraus, dass die KI von Wissenschaftlern des CASP als Lösung für das 50 Jahre alte Problem der Proteinfaltung bezeichnet wird.
KI surft im Web und schaut YouTube
Nun veröffentlicht Deepmind die neue Trainingsumgebung AndroidEnv für das bestärkende Lernen. AndroidEnv erlaubt KI-Agenten über eine simulierte Touchscreen-Schnittstelle die Interaktion mit einer Vielzahl von Apps und Diensten, die üblicherweise von Menschen auf ihren Android-Smartphones genutzt werden.
Da die KI für die Interaktion mit dem simulierten Smartphone die Gestensteuerung lernen muss, hat die Lernumgebung das Potenzial, KI-Agenten hervorzubringen, die ohne große Anpassungen auf echten Geräten eingesetzt werden können.
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Über AndroidEnv hat die Künstliche Intelligenz Zugriff auf das gesamte Android OS. Die Menge an möglichen Diensten und Anwendungen, mit denen die KI interagieren könne, sei praktisch unbegrenzt, so Deepmind. So könne ein KI-Agent im Internet surfen, die YouTube-App nutzen, einen Wecker stellen oder ein Spiel spielen.
Diese vielfältigen Aufgaben erfordern laut Deepmind einige schon lange gewünschte Fähigkeiten für KI-Agenten, darunter die Möglichkeit, gelernte Fähigkeiten auf andere Aufgaben anzuwenden, vorauszuplanen und in Echtzeit auf Veränderungen zu reagieren.
Laut Deepmind können Forscher in AndroidEnv leicht vielfältige Aufgaben erstellen, etwa die Navigation starten, einen Flug buchen oder die maximale Punktzahl in einem Spiel erreichen. Die Lernumgebung enthält außerdem einige Beispiele für KI-Agenten, die zum Beispiel die Uhr-App steuern oder Schach spielen.
Insgesamt gibt es aktuell 100 Aufgaben für 30 Apps, an denen sich KI-Forscher probieren können. Deepmind kooperiert außerdem mit Midjiwan, dem Entwicklerstudio von The Battle of Polytopia, um das Spiel als AndroidEnv-Aufgabe in die Lernumgebung zu integrieren.
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Deepminds Projekt stärkt Googles Position auf dem mobilen Markt
Mit AndroidEnv bringt Deepmind eine Lernumgebung in die KI-Forschung, deren Ergebnisse für Entwickler direkter verwertbar sind, als es etwa bei der noch immer häufig genutzten Atari-Lernumgebung der Fall ist. In der Android-Umgebung gelernte Fähigkeiten könnten relativ schnell ihren Weg auf die Smartphones vieler Android-Nutzer finden.
"Die Fähigkeit, automatisch Handlungssequenzen zu erlernen, könnte beispielsweise zu fortschrittlichen Tools für die freihändige Sprachnavigation führen, KI-Modelle auf dem Gerät könnten zu einem besseren Benutzererlebnis beitragen und geschulte Agenten bei Gerätetests und der Qualitätssicherung helfen, indem sie neue Apps benchmarken, die Latenz messen oder Abstürze oder unbeabsichtigte Verhaltensweisen im Android OS", schreibt Deepmind.
Ob diese KI-Agenten Teil des Google Assistant werden oder über eine Art Marktplatz als zusätzliche Fähigkeiten wie Skills für Amazons Alexa verkauft werden, beschreibt Deepmind nicht - muss das Unternehmen auch nicht, denn hier steht die Forschung im Vordergrund.
Die Überführung in Produkte wird Google übernehmen: Mit AndroidEnv positioniert sich der Konzern weiter bei KI-Funktionen für Android und könnte seinen Vorsprung im KI-Rennen mit Apples iOS ausbauen.
Deepminds AndroidEnv gibt es auf Github.
Quellen: Deepmind, Arxiv | Titelbild: Deepmind |
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