Die Google-Schwester arbeitet mit Liverpool an einem KI-Coach für Fußball-Taktiken.
Fußball ist ein Milliardengeschäft: Große Clubs wie der FC Barcelona, Real Madrid, FC Bayern München oder Liverpool F.C. verzeichnen jährliche Umsätze zwischen 500 und 750 Millionen Euro. Doch der Weg an die Spitze ist hart und die Konkurrenz groß.
Spitzenclubs setzen daher seit Jahren auf Statistiken, um mehr über einzelne Spieler, das eigene und andere Teams zu lernen. Durch zahlreiche Sensoren, GPS-Tracker und Bildanalyse-KIs, die die Bewegungen von Spielern und Ball tracken, sind mittlerweile Unmengen an Daten verfügbar, die von Spezialisten ausgewertet werden.
Klingt wie eine perfekte Voraussetzung für Künstliche Intelligenz? Das sehen auch die KI-Experten bei Deepmind und der Liverpool F.C. so.
Taktikvorhersage und Elfmeter-Spickzettel
In einer neuen Veröffentlichung zeichnen Deepmind-Forscher in Kooperation mit Liverpool einen Weg, wie mit Künstlicher Intelligenz ein automatisierter Assistenz-Trainer entstehen könnte. Sie setzen dafür auf Musterkennung, Bildanalyse und Spieltheorie.
In ihrer Arbeit zeigen die Forscher etwa, wie anhand der Daten eines Teams ein KI-Modell trainiert werden kann, das die Wirksamkeit einer Aufstellung oder das Verhalten einzelner Spieler in bestimmten Situationen vorhersagt.
Wie bewegt sich die Abwehrkette bei einem tiefen Pass, wie bei einem langen Ball in die rechte Seite? Welcher Spieler trifft wie oft im Elfmeterschießen und wo zielt er hin?
Animation: Deepminds System kann in gewissen Situationen bereits das Verhalten der Verteidiger vorhersagen.
Solche Analysen sind längst Alltag menschlicher Spezialisten, doch Deepminds KI-Modelle könnten sie in Sekunden durchführen und womöglich Muster aufdecken, die Trainern verborgen bleiben.
Für Deepmind bietet der Fußball außerdem die Möglichkeit, die eigenen KI-Forschung vom Spielbrett in einer Umgebung zu bringen, die zwar Regeln folgt, doch viele Unsicherheiten mit sich bringt.
KI-Assistenztrainer noch diese Fußballdekade
Die Auswirkungen solcher KI-Assistenten werde man wohl noch in dieser Dekade spüren, sagt Karl Tuyls, KI-Forscher von Deepmind. Jürgen Klopp soll sie nicht ersetzen.
"In den nächsten fünf Jahren werden die Werkzeuge weiter entwickelt sein und so etwas wie einen automatisierten Video-Assistenztrainer bilden, der bei der Analyse vor und nach dem Spiel helfen kann oder sich die erste Hälfte ansieht und Verbesserungsvorschläge für die zweite Hälfte gibt", erklärt Tuyls.
Womöglich steht uns also in den nächsten Jahren eine große Fußballrevolution bevor, in der KI-Systeme neue Wege finden, das Runde ins Eckige zu kicken.
Die Technologie könnte in Zukunft auch weniger umsatzstarken Clubs zur Verfügung stehen, vorerst wird es wohl jedoch ein technologisches Wettrüsten zwischen den Fußballriesen geben. Deepminds Kooperation mit Liverpool ist sicher erst der Anfang.