Eine neue Nutzerstudie des Pew Research Center belegt: Wenn Google KI-generierte Zusammenfassungen anzeigt, sinkt die Klickrate auf Webseiten drastisch. Die Nutzer beenden ihre Suche häufiger direkt, das Internet verliert seine Verlinkungsstruktur.
Laut einer aktuellen Analyse des Pew Research Center klicken Nutzer seltener auf Links in den Google-Suchergebnissen, wenn eine KI-Zusammenfassung angezeigt wird. In nur acht Prozent der Besuche mit AI Overview wurde ein herkömmliches Suchergebnis angeklickt – ohne AI Overview lag die Klickrate mit 15 Prozent fast doppelt so hoch. Direkt auf einen der verlinkten Quelltexte in der AI-Zusammenfassung klickten Nutzer sogar nur in einem Prozent der Fälle.

Die Untersuchung basiert auf der Online-Aktivität von 900 erwachsenen US-Nutzern im März 2025, deren Klickverhalten systematisch erfasst wurde. Von den insgesamt 68.879 analysierten Google-Suchen enthielten 12.593 eine AI-Zusammenfassung. Die Daten zeigen: Nutzer, die eine AI Overview sehen, beenden ihre Internetsitzung häufiger direkt nach der Suche – in 26 Prozent der Fälle, verglichen mit 16 Prozent ohne Übersicht.
Besonders häufig erscheinen AI Overviews bei längeren Suchanfragen, insbesondere bei Fragen. Nur acht Prozent der Ein- oder Zweiwortsuchen führten zu einer AI-Zusammenfassung. Bei Anfragen mit zehn oder mehr Wörtern stieg dieser Anteil auf 53 Prozent. Fragen mit Wörtern wie „wer“, „was“ oder „warum“ führten in 60 Prozent der Fälle zu einer KI-Antwort.
Google zitiert besonders gerne öffentliche Inhalte
88 Prozent der AI Overviews verlinkten auf mindestens drei Quellen. Die am häufigsten zitierten Webseiten waren Wikipedia, Regierungsseiten (.gov), Reddit, Nachrichtenportale und YouTube. Insgesamt unterschied sich die Verteilung der Quellen nur geringfügig von der in klassischen Suchergebnissen: Wikipedia und .gov-Domains wurden in AI Overviews etwas häufiger verlinkt, während YouTube-Links in den traditionellen Ergebnissen etwas dominanter waren. Reddit und Nachrichtenwebseiten lagen in beiden Formaten bei jeweils etwa fünf Prozent der Verlinkungen.

Speziell der Anteil von Nachrichtenwebseiten ist ein größeres Thema für Google. Schon bei klassischen Suchergebnissen gab es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Google und Verlagen über die Nutzung redaktioneller Inhalte. Mit den umfangreicheren Textübernahmen in AI Overviews könnte sich dieser Konflikt verschärfen.
Regulatoren müssen sich die Frage stellen, ob Google mit diesem Format funktional in eine Rolle rückt, die eher einem Medienanbieter entspricht – mit potenziellen regulatorischen Konsequenzen. Eine solche Einordnung dürfte Google nach Möglichkeit vermeiden wollen.
Vorherige Studien zeigen noch drastischere Effekte
Die Untersuchung zeigt, dass AI Overviews das Nutzerverhalten grundlegend verändern – weg von der Interaktion mit externen Inhalten, hin zu einer geschlossenen Informationsabfrage innerhalb des Google-Ökosystems. Damit entlarvt sie Behauptungen von Google-Verantwortlichen, dass KI-Antworten gar zu höheren Klickraten führen könnten, als offensichtlichen Unsinn.
Vor kurzem schon hatte eine Analyse von Ahrefs gezeigt, dass Googles AI Overviews die Klickrate auf die erste Position in den Suchergebnissen um 34,5 Prozent senken. Eine umfangreiche UX-Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen: Auf dem Desktop fällt die Klickrate auf externe Webseiten bei AI Overviews um zwei Drittel, auf Mobilgeräten fast um die Hälfte. Viele Nutzer empfinden die KI-Antworten als ausreichend und verlassen Google, ohne weitere Quellen zu konsultieren.
Für Verlage, Shops und andere Content-Anbieter bedeutet das massive Reichweitenverluste – und eine noch stärkere Abhängigkeit von Google als Werbepartner. Das offene Web verliert seine Funktion als frei verlinktes Informationsnetzwerk und wird durch ein zentralisierte KI-Interface unter Kontrolle von Google ersetzt.
Google will die AI Overviews weltweit ausrollen und testet mit dem „AI Mode“ bereits eine noch umfassendere Umgestaltung der Suche. Andere Unternehmen wie OpenAI und Perplexity verfolgen ähnliche Modelle.