KI-Forschung

Extravagant: Neue Video-KI lässt Amateure tanzen wie Profis

Matthias Bastian
Durch Künstliche Intelligenz gefälschte Videos fielen in der Vergangenheit eher negativ auf. Jetzt wird's witzig.

Durch Künstliche Intelligenz gefälschte Videos fielen in der Vergangenheit eher negativ auf. Jetzt wird’s witzig.

Fiese Fake-Pornos mit Promifrauen, in Windeseile erstellte Stimmmklone oder Pseudo-Statements von Politikern zeichnen ein dystopisches Bild einer Medienzukunft, in der Fälscher dank neuer KI-Verfahren enormen Handlungsspielraum gewinnen - und die Wahrheitsfindung somit immer schwieriger wird.

KI-Forscher der Universität Berkeley in Kalifornien präsentieren jetzt eine neue Video-KI, die Sorgenfalten mit smarten Tanzbewegungen wegwischt: Sie kann Körperbewegungen von einer Person auf die andere übertragen - aus der bekannten Face-Swap-Technologie wird ein kompletter Body Swap.

Die KI-Technologie lässt Amateure laut der Forscher tanzen wie Ballerinas oder Kicks verteilen wie Bruce Lee. Die wissenschaftliche Veröffentlichung nennen sie "Jeder tanzt jetzt". Unterstützt wurde die Forschungsarbeit von Adobe, Ebay und Google.

Animierte Strichmännchen dienen als digitales Skelett

Die Forscher demonstrieren das Potenzial ihrer Erfindung anhand von professionellen Tanzbewegungen, die auf die bemühten Moves eines Amateurtänzers gelegt werden.

Wie bei vielen auf Bild- und Videobearbeitung ausgelegten KI-Systemen kommen sogenannte "Generative Adversarial Networks (GAN)" zum Einsatz. Zwei neuronale Netzwerke treten gegeneinander an: Eines kreiert das falsche Tanzvideo, das andere bewertet die Glaubhaftigkeit und gibt Rückmeldung zu Verbesserungen.

Zuvor analysiert die KI den Bewegungsablauf von Profitänzern in einem Video. Basierend auf dieser Analyse wird eine vereinfachte Animation - ein bewegtes Strichmännchen - erstellt.

Das Strichmännchen wiederum wird dann auf den Amateur übertragen, der den Profitanz zuvor mehr oder weniger genau ebenfalls vor einer Videokamera aufführen muss.

Eine Reihe visueller Fehler gibt es noch: Zum Beispiel deformierte Körperteile, die sogar kurz verschwinden, oder entgleisende Gesichtszüge.

Die in 2D animierten Strichmännchen können komplexere Bewegungen speziell mit Verdeckung nicht in Gänze abbilden, schreiben die Forscher. Mit einer detaillierteren Bewegungsanalyse in 3D könnten solche Fehler zukünftig reduziert oder gar beseitigt werden.

Trotz der noch vorhandenen Bildfehler: Die Tanz-KI unterstreicht eindrucksvoll, weshalb kürzlich der Leiter des renommierten Spezialeffektestudios "Industrial Light & Magic" prognostizierte, dass Künstliche Intelligenz seine Branche innerhalb der nächsten zwei Jahre grundlegend verändern wird.

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