KI und Gesellschaft

Facebooks KI-Chef über die Super-KI: "Uns fehlen grundsätzliche Prinzipien"

Matthias Bastian
Yann LeCun ist Direktor der KI-Forschung bei Facebook und glaubt, dass eine generelle künstliche Intelligenz noch weit entfernt ist.

Wann wird eine Künstliche Intelligenz zur Super-KI? Yann LeCun, Direktor für Künstliche Intelligenz bei Facebook, weiß es nicht. Mehr Rechenleistung jedenfalls soll nicht des Rätsels Lösung sein.

Theoretisch gibt es zwei Arten von Künstlicher Intelligenz: Eine sogenannte schwache KI kann eigenständig lernend in Windeseile und mit hoher Präzision ausgewählte Aufgaben erledigen. Eine starke Künstliche Intelligenz wäre zusätzlich in der Lage, das Wissen aus einer Aufgabe auf die nächste zu übertragen, also ihr Wissen zu transferieren - bis zu einem Punkt, ab dem sie sich eigenständig zu verbessern lernt.

So eine starke KI ist LeCuns Vision, die er wohl mit vielen seiner Kolleginnen und Kollegen teilt: "Um das zu erreichen, benötigen wir Computerprogramme, die über so etwas wie einen gesunden Menschenverstand verfügen, irgendeine Form von allgemeiner Intelligenz", sagt LeCun der FAZ (Bezahlschranke).

Dieser gesunde, künstliche Menschenverstand ist - wie eingangs erwähnt - jedoch Theorie. Praktisch können Forscher und Ingenieure derzeit nur schwache KI-Systeme entwickeln.

Schnellere Rechner helfen nicht

Laut LeCun wird sich das in absehbarer Zeit nicht ändern. Präziser: Er weiß nicht, wie man es ändern könnte:

"Es handelt sich um ein wissenschaftliches Problem, nicht um ein technisches", sagt LeCun. "Es geht nicht darum, dass unsere Computer nicht schnell genug wären oder die Software ungeeignet. Uns fehlen grundsätzliche Prinzipien."

Tiere und Menschen lernten auf eine Art, die die KI-Forschung bislang nicht reproduzieren könne. Als wichtigen Unterschied nennt LeCun, dass Menschen anhand weniger Daten lernen und Wissen generalisieren könnten. Lernende KI-Systeme hingegen müssen mit Tausenden Fotos, Videos oder Texten auf einen spezifischen Anwendungsfall hin optimiert werden.

Einfachere Künstliche Intelligenz sollten wir dennoch nicht auf die leichte Schulter nehmen: Im Verbund dürften solche schwachen Systeme stark genug sein, um unsere Wirtschaft und Gesellschaft völlig auf den Kopf zu stellen. Dafür braucht es die allmächtige Super-KI nicht.

Weiterlesen über Künstliche Intelligenz: