G/O Media hat kürzlich KI-generierte Artikel in seinen Publikationen veröffentlicht, darunter Gizmodo und The A.V. Club. Das Unternehmen sah sich jedoch umgehend mit Vorwürfen wegen sachlicher Fehler und mangelnder Transparenz im redaktionellen Prozess konfrontiert.
Ein "KI-Bot"-Artikel, der daran scheiterte, alle Star-Wars-Filme in chronologischer Reihenfolge aufzuführen, hat die Besorgnis der Gizmodo-Journalisten über die mangelnde Transparenz beim Einsatz von generativer KI und generell bei der Erstellung neuer Inhalte per KI verstärkt.
Zwar haben Medienunternehmen bereits in der Vergangenheit KI-Tools für die Produktion von Inhalten eingesetzt. Die Technologie ist jedoch nach wie vor mit Fehlern und Ungenauigkeiten behaftet, was bei Autoren und Redakteuren Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf ihre Arbeit und die Qualität der veröffentlichten Arbeit hervorruft.
Einige Journalist:innen bei Gizmodo argumentieren, dass der Umgang mit KI-generierten Inhalten nicht zu ihren Aufgaben gehöre und dass KI-Text eine Lösung für ein nicht existierendes Problem sei.
Die veröffentlichten Artikel enthielten keinen ausdrücklichen Hinweis darauf, dass sie von KI generiert wurden, lediglich der Autorenhinweis "Gizmodo Bot" deutete auf die Herkunft hin. Laut Washington Post verwendet G/O Media ChatGPT und Google Bard, um die KI-Texte zu erstellen.
Mark Neschis, Sprecher von G/O Media, hält das KI-Experiment für einen Erfolg und fügt hinzu, dass das Unternehmen keine Pläne habe, menschliche Journalisten "wegen der KI-Aktivität" zu ersetzen.
"Wir versuchen nicht, uns hinter etwas zu verstecken, wir wollen es einfach richtig machen. Dafür müssen wir Versuch und Irrtum in Kauf nehmen", sagt Neschis.
Merrill Brown, Chefredakteur von G/O Media, schrieb in einem internen Slack-Kanal, er erwarte, dass "bessere Geschichten, Ideen, Datenprojekte und Listen entstehen werden, während wir um die besten Wege ringen, die Technologie zu nutzen".
Newsrooms und das Management streiten über KI-Inhalte
Die Gewerkschaft GMG, die die Redakteure von Gizmodo vertritt, nennt das Management von G/O "unethisch und inakzeptabel".
Vor der Veröffentlichung des ersten KI-Artikels hatte die Gewerkschaft einen Brief an das Management geschickt, in dem sie den im Vorfeld angekündigten "begrenzten Test" von KI-generierten Inhalten kritisierte. Doch die Geschäftsleitung "ignorierte unseren Brief und setzte die Veröffentlichung von KI-generierten Inhalten auf unseren Websites fort", schreibt die Gewerkschaft.
Die Gewerkschaft kritisiert auch, dass die Ankündigung des KI-Inhaltstests "nur wenige Tage" nach der Entlassung von mehr als einem Dutzend Journalisten erfolgt sei.
"Wir fordern G/O Media auf, seine Pläne, unsere Websites mit KI-generierten Inhalten zu vermüllen, aufzugeben und in echten Journalismus von echten Journalisten zu investieren", heißt es in dem Brief.
Medienunternehmen setzen auf KI
Kürzlich wurde CNET für die Veröffentlichung von KI-generierten Artikeln kritisiert, die Fehler enthielten. Die Geschäftsleitung plant jedoch, KI weiterhin für Datenanalysen, zur Erstellung von Gliederungen und für die Generierung von erklärenden Inhalten einzusetzen.
Der Medienkonzern Springer hat bereits mögliche Entlassungen im Zusammenhang mit KI angekündigt. KI biete enorme Möglichkeiten, Journalist:innen mehr Zeit für Recherche und Kreativität zu geben, heißt es in einer internen E-Mail.
Allerdings müssten Kolleginnen und Kollegen gehen, die durch KI und/oder Prozesse in der digitalen Welt ersetzt werden oder sich mit ihren bisherigen Kompetenzen in der neuen Aufstellung nicht wiederfinden.
"Journalismus-Kreation wird zum Kern unseres Tuns. Journalistische Produktion wird zum Nebenprodukt, immer mehr technisch gestützt und automatisiert", sagt Springer-Chef Mathias Döpfner im Rahmen der Zukunftsvision für Bild und Welt.