Der chinesische Technologiekonzern Baidu stellt mit Ernie 4.5 und X1 zwei neue KI-Modelle vor. Besonders X1 soll mit einem aggressiven Preismodell punkten.
Baidu hat zwei neue KI-Modelle vorgestellt: Ernie X1 und Ernie 4.5. Nach Angaben des Unternehmens erreicht das multimodale Modell Ernie X1 die Leistung des Konkurrenzmodells Deepseek R1 - und das laut der Firma zum halben Preis. Zu Ernie X1 gibt es noch keine Benchmarks oder technische Details.
Ernie 4.5 ist laut Baidu das neueste Basismodell des Unternehmens und wurde als multimodales Modell der nächsten Generation entwickelt. Die Multimodalität soll umfassende Verbesserungen beim Verständnis von Videos, Fotos und der Text-Generierung bringen.
Besonders betont Baidu Fortschritte bei der Vermeidung von Halluzinationen, beim logischen Denken und bei Programmierfähigkeiten. Das Modell soll klar vor OpenAIs Standard-KI-Modell GPT-4o liegen und auch das neue GPT-4.5 in zahlreichen Benchmarks übertreffen.

Aggressive Preispolitik für Entwickler - und Open Source in Aussicht
Für Unternehmenskunden und Entwickler sind die neuen Modelle über die Baidu AI Cloud-Plattform Qianfan als API verfügbar. Die Preise für Ernie 4.5 beginnen bei 0,55 US-Dollar pro einer Million Token für die Eingabe und 2,20 US-Dollar für die Ausgabe. Noch günstiger ist Ernie X1: Hier startet die Preisgestaltung bei 0,28 US-Dollar pro Million Token für die Eingabe und 1,10 US-Dollar für die Ausgabe.
Parallel dazu hat Baidu seinen KI-Chatbot Ernie Bot für private Nutzer kostenlos zugänglich gemacht. Das Unternehmen plant, Ernie 4.5 und X1 in weitere Dienste wie die Baidu-Suche und die Wenxiaoyan-App zu integrieren.
Video: via Baidu
Druck auf westliche KI-Labore nimmt weiter zu
Mitte Februar 2025 kündigte Baidu einen strategischen Richtungswechsel an: Das Unternehmen will die Ernie-4.5-Serie ab dem 30. Juni als Open Source verfügbar machen. CEO Robin Li, der sich lange für geschlossene Modelle einsetzte, begründet den Schritt damit, dass Open Source die Verbreitung der Technologie beschleunige.
Ob dies auch für die X1-Serie gilt, ist unklar, erscheint aber wahrscheinlich, da auch Deepseek-R1 Open Source ist und von Baidu teilweise für eigene Produkte verwendet wird. In jedem Fall dürfte Baidus Ankündigung nach dem "Deepseek-Moment" den Druck auf westliche KI-Labore weiter erhöhen, die ähnliche Produkte zu höheren Preisen anbieten.
Der "Deepseek-Moment" bezieht sich darauf, dass ein chinesisches KI-Labor zeigt, dass es mit weniger Mitteln eine ähnliche Leistung erbringen kann wie ein westliches KI-Labor. Wie sehr sich westliche KI-Labore dadurch bedroht fühlen, zeigen jüngste Briefe der KI-Labore Anthropic und OpenAI an die US-Regierung. Darin fordern sie eine Regulierung von KI aus China, angeblich aus politischen Gründen und mit Verweis auf die nationale Sicherheit.
Konzern-KI vs. Start-ups gibt es auch in China
Baidu ist Chinas führendes Internet-Suchunternehmen und treibt die Entwicklung künstlicher Intelligenz voran. Das Unternehmen hat mit dem Ernie Bot als erstes chinesisches Unternehmen eine eigene Alternative zu ChatGPT entwickelt, die innerhalb von drei Monaten nach der Einführung bereits 70 Millionen Nutzer erreichte.
Das war allerdings schon im November 2023 und seitdem gab es keine großen Ankündigungen von Baidu mehr. Die internationale Bühne betrat Anfang des Jahres Deepseek, der erste chinesische Chatbot, der über China hinaus erfolgreich ist, auch wenn er nicht an ChatGPT heranreicht.