Googles fortschrittliche Sprach-KI Duplex kann jetzt fast überall in den USA automatisch Termine und Reservierungen in Restaurants vereinbaren.
Auf der Google Entwicklermesse I/O 2018 sorgte Duplex für Szenenapplaus: Googles neue Sprach-KI buchte vollautomatisch per Telefon einen Platz in einem Restaurant. Dabei ist die künstliche Sprachsynthese kaum vom Klang einer menschlichen Stimme zu unterscheiden.
Seit Herbst 2018 rollt Google Duplex nach und nach in den USA aus und entwickelt die Anwendungsszenarien weiter. Unter anderem kann Duplex jetzt neben einer Reservierung im Restaurant auch Termine beim Friseur buchen.
Die Software ist direkt in den Google Assistant integriert: Um einen Duplex-Anruf zu starten, genügt ein einfacher Sprachbefehl mit beispielsweise dem Wunschrestaurant, Tag, Uhrzeit und Personenanzahl. Anschließend startet der Anruf und Duplex meldet, wenn der Tisch erfolgreich - oder auch nicht - reserviert ist.
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Google nutzt Duplex auch, um automatisch Web-Profile von Unternehmen zu aktualisieren: Die KI ruft bei den Unternehmen an, fragt beispielsweise Öffnungszeiten ab und kann anhand der Antwort das Unternehmensprofil bei Google Maps oder in der Suche auf den neuesten Stand bringen.
Diese Arbeit müssten die Geschäfte und Restaurants normalerweise manuell durchführen - wenn sie denn überhaupt wissen, dass ihr Unternehmen bei Google mit Öffnungszeiten gelistet wird. Die automatischen Duplex-Update-Anrufe sind neben den USA unter anderem in Kanada, Indien, Japan und Spanien verfügbar. Deutschland steht nicht auf der Liste.
Duplex telefoniert (fast) in den ganzen USA
Rund drei Jahre nach der ersten Vorstellung ist Duplex jetzt in 49 US-Bundesstaaten verfügbar. Ausnahme ist der Staat Louisiana, Google nennt hier lokale Gesetze als Hinderungsgrund. Eine zeitnahe Lösung ist wohl nicht in Sicht.
Überhaupt sollen lokale Gesetze ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass der US-Rollout von Duplex nur langsam passierte. Google soll mitunter bestimmte Funktionen hinzugefügt haben müssen wie eine Rückrufnummer für Unternehmen, die von Duplex kontaktiert wurden.
Die komplexe Lokalisierung von Duplex mit Blick auf Gesetze aber auch sprachliche und kulturelle Eigenheiten dürften ebenfalls einem schnellen internationalen Rollout von Duplex im Wege stehen.
Die größte rechtliche Hürde dürfte die Einverständniserklärung des Angerufenen sein, dessen Sprachdaten für die KI-Konversation in der Google Cloud verarbeitet werden müssen. Die US-Version von Duplex löst dieses Problem mit einem entsprechenden Hinweis zu Beginn des Gesprächs und einem optionalen Gesprächsabbruch.
Um mehr Sprachdaten für das KI-Training zu generieren, ließ Google in der Vergangenheit rund ein Viertel der Duplex-Anrufe von Menschen vornehmen. Seit Oktober 2020 sollen 99 Prozent der Duplex-Anrufe tatsächlich rein maschinell durchgeführt werden. 2019 mussten laut Google circa 19 Prozent der insgesamt getätigten Anrufe von Menschen übernommen werden, da die KI an die Grenzen ihres Sprachverständnisses geriet.
Quellen: Android Police, The Verge