Google rollt die neue "Search Generative Experience" für erste Nutzerinnen und Nutzer aus. Gelingt Google der Brückenschlag zwischen KI-Antworten und traditioneller Internetsuche?
Auf der Google I/O kündigte Google die "Search Generative Experience" (SGE) an: Statt der klassischen Linkliste generiert die Google-Suche eine KI-Antwort auf die eingegebene Suchanfrage. Erst dann folgt die Linkliste.
Angesichts der Marktmacht von Google bei der Webnutzung hat allein dieses Feature das Potenzial, die Trafficströme im Internet grundlegend zu verändern.
Zugang zu SGE haben zunächst Nutzerinnen und Nutzer in den USA, die als Privatpersonen Premium-Kunden von Google One sind und Zugriff auf Googles "Search Labs" haben (Warteliste). In Deutschland sind die Search Labs noch nicht verfügbar.
Google testet: KI antwortet mal automatisch, mal auf Knopfdruck, mal gar nicht
Derzeit arbeitet SGE in zwei Modi: Auf einfache Fragen wie "Wie löse ich den Zauberwürfel" generiert SGE automatisch eine längere Antwort im ChatGPT-Stil mit weiterführenden Fragen unter dem Text oder weiterführenden Links zu Webseiten neben dem Text. Manchmal muss die KI-Antwort erst per Knopfdruck aktiviert werden.
How can I solve a rubik's' cube? pic.twitter.com/FzGpk4o9ua
— Brendan OConnell (@BrendanOConnel) May 25, 2023
Die KI-Antworten ähneln den derzeitigen Featured Snippets, sind jedoch länger und verweisen auf mehrere weiterführende Webseiten, anstatt den Text einer einzelnen Seite direkt in den Ergebnissen anzuzeigen. Die Featured Snippets werden derzeit noch von Google angezeigt, allerdings unterhalb der KI-Antworten. Sollten sich die KI-Antworten durchsetzen, werden sie wahrscheinlich verschwinden, da sie redundant sind.
Wählt man weiterführende Fragen aus, führen diese zu einer Chatoberfläche vergleichbar mit Google Bard oder ChatGPT, in der man sich frei mit dem Chatbot unterhalten kann. Die Antworten werden mit weiterführenden Links und Multimedia direkt in der Such- bzw. Chatoberfläche generiert. Im E-Commerce könnte beispielsweise eine Anfrage zu einem Produkt in eine Konversation über dessen Vor- und Nachteile übergehen. Das folgende Video veranschaulicht dies.
Mobile user interface pic.twitter.com/cP3xeG6nYu
— Barry Schwartz (@rustybrick) May 25, 2023
Für Google bieten sich hier viele neue Möglichkeiten der Werbeplatzierung, die zum Teil bereits in der aktuellen Version integriert sind, z.B. bei Produktsuchen.
Here is how Google Ads in the new Search Generative Experience look, including ads within the conversation https://t.co/AvxsGIL61S pic.twitter.com/tHHZjhnfrx
— Barry Schwartz (@rustybrick) May 24, 2023
Bei lokalen Suchanfragen, z.B. nach Restaurants, nutzt Google die generative KI, um anhand von Beschreibungen und Bewertungen eine Einschätzung des angefragten Ortes zu liefern. Bei Friseursalons liefert die generative KI durch weiterführende Fragen z.B. Informationen über die Durchschnittspreise in der Region.
What are the best bars in amsterdam pic.twitter.com/flzZ76T6Az
— Brendan OConnell (@BrendanOConnel) May 25, 2023
Das folgende Video von Andy Simpson gibt einen ersten Einblick in SGE und die verschiedenen neuen Suchergebnistypen sowie die Benutzeroberfläche.
Googles KI-Suche hängt ChatGPT-Browsing mit Bing bei Interface und Multimedia deutlich ab
Gerade bei der lokalen Suche und der Produktsuche wird die Marktmacht von Google deutlich. Durch das durchdachte Interface und die Verknüpfung der verschiedenen Dienste wie Google Maps oder Shopping mit der generativen KI ist Google der einfachen ChatGPT-Textoberfläche von OpenAI mit der langsamen Bing-Suche in Sachen Benutzerfreundlichkeit und Multimedia weit voraus. Außerdem bietet Google mehr Quellen. Die folgenden Screenshots der gleichen Suchanfragen verdeutlichen dies.
Natürlich mögen einige Nutzerinnen und Nutzer die minimalistische und (derzeit noch) werbefreie Textversion von ChatGPT bevorzugen. Für die breite Masse dürfte aber Googles multimediale Oberfläche mit Folgefragen besser geeignet sein, ebenso wie für Publisher, deren Inhalte zwar zurückgesetzt, aber immerhin als Infokacheln statt nur als Fußnote eingebunden werden.
Wenn OpenAI und Microsoft ernsthaft Nutzerinnen und Nutzer aus dem Google-Such-Ökosystem in ihr Chatbot-Ökosystem locken wollen, müssen sie mehr bieten.