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Warum steht KI bei Google im Fokus? Das versuchen hochrangige Vertreter des Suchmaschinenriesen jetzt in einem umfassenden Papier zu erklären. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist spannender als der Inhalt.

Während OpenAI Produkte gerne möglichst früh zugänglich macht und sie iterativ anhand des Feedbacks durch Nutzer:innen weiterentwickelt, zögerte Google bislang beim Rollout der eigenen KI-Technik unmittelbar an Endverbraucher:innen.

Das könnte sich in diesem Jahr ändern: Deepminds möglicher ChatGPT-Konkurrent Sparrow steht laut Deepmind-Gründer Demis Hassabis vor einem Beta-Test.

Beinahe parallel dazu haben jetzt hochrangige Alphabet- und Google-Persönlichkeiten eine umfangreiche Erklärung abgegeben. "Why we focus on AI (and to what end)" ist unterzeichnet von Hassabis, Google-CEO Sundar Pichai, Google-Brain-Chefentwickler Jeff Dean, Googles VP Engineering Marian Croak und SVP Technology and Society James Manyka.

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"Aufregende Zeit für die Entwicklung der KI"

"Es ist eine aufregende Zeit für die Entwicklung der KI", schreibt Googles Chefetage. "Unser Ansatz zur Entwicklung und Nutzung des Potenzial von KI basiert auf unserer Gründungsmission - die Informationen der Welt zu organisieren und universell zugänglich und nutzbar zu machen - und er ist geprägt von unserem Engagement, das Leben möglichst vieler Menschen zu verbessern."

Aus den blumigen Ausschweifungen, wofür Google KI einsetzen und wie es dabei vorgehen will, lässt sich ein Tenor herauslesen: Fortschritt, aber nicht um jeden Preis. Die möglichen Auswirkungen des Einsatzes von KI sind laut Google zu weitreichend, als dass leichtfertig mit ihnen umgegangen werden könne.

"Wir sind uns bewusst, dass die KI als eine noch im Entstehen begriffene Technologie verschiedene und sich entwickelnde Komplexitäten und Risiken birgt. Unsere Entwicklung und Nutzung von KI muss diesen Risiken Rechnung tragen. Deshalb ist für uns als Unternehmen ein verantwortungsvoller Umgang mit KI unerlässlich."

Google

Zu den Risiken von KI zählt Google:

  • funktioniert nicht wie vorgesehen
  • stützt sich auf Daten, die nicht angemessen und verantwortungsbewusst genutzt werden
  • wird auf unsichere Weise eingesetzt
  • wird von seinen Entwicklern oder Nutzern falsch oder auf schädliche Weise verwendet
  • ruft negative gesellschaftliche Vorurteile hervor oder verstärkt sie
  • schafft oder verschlimmert Risiken für die Cybersicherheit
  • schafft oder verschlimmert Informationsrisiken
  • erweckt den Eindruck, Fähigkeiten zu besitzen, die sie in Wirklichkeit nicht hat
  • schafft oder verschlimmert Ungleichheit oder andere sozioökonomische Schäden

Insgesamt zwei der fünf Kapitel sind dem Thema "verantwortungsvolle KI" gewidmet. Aus diesen geht unter anderem hervor, wie hoch Google die Notwendigkeit der Zusammenarbeit verschiedener Innovationstreiber einschätzt.

Google reagiert auf Markt-Spekulationen

Ähnlich äußerte sich Google in der Vergangenheit über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Alltag. Das Dokument fasst diese Standpunkte zwar kompakt zusammen, neue Erkenntnisse teilen die Autor:innen in dem neunseitigen Paper aber nicht.

Empfehlung

Jedoch ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung spannend: Vor dem Hintergrund jüngster Ereignisse - wie dem angeblichen "Code Red" beim Suchmaschinenanbieter oder Sam Altmans Versprechen zur Entwicklung eines sicheren GPT-4 - kann man Googles Papier als Stellungnahme lesen, weshalb der Konzern bislang nicht auf den Erfolg von ChatGPT reagiert oder OpenAI überhaupt erst den Vortritt gelassen hat.

Das Schriftstück könnte also auch dazu dienen, Investor:innen zu beruhigen. Immerhin steht hinter OpenAI Big-Tech-Konkurrent Microsoft, der die eigene Suchmaschine Bing mit ChatGPT neu positionieren könnte. Google zeigt mit dem Papier Aufmerksamkeit und Ambition.

Ein KI-Fahrplan zur Google Search ist in dem Paper nicht erwähnt. Die Suche wird zwar an einer Stelle genannt, aber es ist ohnehin bekannt, dass Google die Internetsuche seit Jahren mit Sprachmodellen aufwertet, etwa für die Autovervollständigung. Laut des Papiers nutzt Google KI zudem für Maps, Photos, Workspace und generell Android-Smartphones.

Neben Sicherheitsbedenken könnte KI auch signifikante Auswirkungen auf Googles existierendes Search-Geschäftsmodell haben, was einen Rollout entsprechender Technologie seitens Google ebenfalls verzögern könnte. Über dieses mögliche "Innovator's Dilemma" wird im Paper nicht gesprochen.

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Google positionierte sich im Mai 2018 als ein KI-zentriertes Unternehmen. Damals hieß es, dass KI in Zukunft das Herzstück eines jeden Google-Produkts sein werde. Die Forschungsabteilung wurde in Google AI umbenannt.

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Zusammenfassung
  • Google erklärt in einem umfangreichen Papier, warum es sich auf KI fokussiert, und wie es verantwortungsvoll mit ihr umgehen will.
  • Das Papier ist von hochrangigen Vertretern unterzeichnet, darunter CEO Sundar Pichai und Deepmind-Mitgründer Demis Hassabis.
  • Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist spannender als der Inhalt.
Quellen
Jonathan ist Technikjournalist und beschäftigt sich stark mit Consumer Electronics. Er erklärt seinen Mitmenschen, wie KI bereits heute nutzbar ist und wie sie im Alltag unterstützen kann.
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