Killt sie uns oder killt sie uns nicht? Die KI-Branche ist sich uneins, ob wir Künstliche Intelligenz eher fürchten oder produktiv einsetzen sollten.
Forscher und Entwickler tendieren dazu, die KI-Gefahr deutlich geringer einzuschätzen, als es der ein oder andere Außenstehende tut. Einer dieser Entwickler ist Googles KI-Chef John Giannandrea, der die Websuche des Internetkonzerns intelligenter machen soll.
Laut Giannandrea liegt eine allgemeine Künstliche Intelligenz deutlich unter dem Niveau eines vierjährigen Kindes. Damit revidiert er seine Bestandsaufnahme aus 2015, als er Computern als frisch angetretener Leiter von Googles KI-Abteilung genau diesen Intelligenzgrad zusprach. Da sich künstliche Intelligenz seitdem nicht zurückentwickelte, hat sich Giannandreas Perspektive ob seiner neuen Rolle offenbar etwas verschoben.
Maschinelle statt künstliche Intelligenz
"Ich denke, dass es im Moment extrem viel Hype um KI gibt. Es gibt jede Menge Leute, die völlig unbegründet Angst davor haben, dass allgemeine Künstliche Intelligenz plötzlich viel besser wird", sagt Giannandrea.
Er bezieht sich speziell auf Künstliche Intelligenz, die nicht für einen spezifischen Zweck entwickelt wurde, sondern die basierend auf demselben Denkverfahren verschiedene Aufgaben lösen kann - so wie das menschliche Gehirn.
Grundsätzlich, so Giannandrea, vermeide er den Begriff Künstliche Intelligenz am liebsten: "Das ist wie Big Data. So ein breiter Begriff, der überhaupt nicht gut definiert ist. Ich versuche stattdessen, den Begriff 'maschinelle Intelligenz' zu verwenden."
Maschineller Intelligenz für Spezialaufgaben wohnt laut Giannandrea ein hohes Disruptionspotenzial inne: "Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz sind extrem wichtig und werden unsere Industrie verändern." Mit Werkzeugen wie der Google Suche wolle sein Unternehmen die Produktivität verbessern.
Don't fear the KI-Reaper
"Ich habe definitiv keine Angst vor einer KI-Apokalypse", sagt Giannandrea. Er widerspreche strikt dem Hype und den Aussagen, "die einige Leute machen". Diese Spitze dürfte sich in Richtung des Tech-Milliardärs Elon Musk richten, der zuletzt wiederholt vor den Gefahren Künstlicher Intelligenz warnte und sogar eine frühzeitige Regulierung durch die US-Politik einforderte.
Giannandrea wehrt sich außerdem gegen Vorwürfe, dass Google und andere große Techunternehmen den KI-Markt dominierten aufgrund des einfachen Zugangs zu vielen Datensätzen. Für KIs sind diese Daten wie Hanteln, mit denen sie trainieren und ihre Leistung optimieren. Google dürfte die schwersten Gewichte haben.
Giannandrea beschwichtigt: "Man braucht gar nicht so viele Daten. Und es gibt große Datensätze, die frei verfügbar sind." Sein Unternehmen suche außerdem den offenen Dialog mit der KI-Branche, bei Google intern arbeiteten Forscher und Ingenieure Hand in Hand. Speziell im Bereich Algorithmen mit Vorurteilen und KI-Fairness sei Google in Forschungskollaborationen involviert.