Figure AI kündigt mit Figure 03 einen humanoiden Roboter für Helix, den Haushalt und die Massenfertigung an. Viele Leistungswerte bleiben vage.
Figure AI stellt mit Figure 03 die dritte Generation seines humanoiden Roboters vor. Das System nutzt die bereits bekannte hauseigene Vision-Language-Action-KI Helix und soll für den Heimgebrauch und Unternehmensanwendungen ausgelegt sein. Ziel ist laut Unternehmen, die Lücke zwischen Laborprototypen und praxistauglichen Robotern zu schließen. Alle gezeigten Aktionen in den Demovideos sind laut CEO Brett Adcock „nicht ferngesteuert“.
Autonomie im Haushalt und erste Spezifikationen
Figure 03 soll laut Produktseite Haushaltsaufgaben wie Waschen, Putzen und Abwaschen eigenständig übernehmen. Die Interaktion erfolgt sprachbasiert – Nutzer können mit dem Roboter sprechen, ihm Aufgaben übertragen oder Fragen stellen. Figure verspricht, dass das System Wohnungen einschließlich Treppen, enger Ecken und veränderlicher Grundrisse selbstständig bewältigt.
Der Roboter ist 1,68 Meter groß, wiegt 60 Kilogramm, trägt bis zu 20 Kilogramm Nutzlast und erreicht eine Geschwindigkeit von 1,2 Metern pro Sekunde. Die Laufzeit beträgt bis zu fünf Stunden, das System ist vollelektrisch. Gegenüber dem Vorgängermodell Figure 02 sei die Masse um neun Prozent und das Volumen deutlich reduziert worden. Das KI-System Helix soll dabei für kontinuierliches Lernen und Anpassung an den Alltag sorgen.
Neue Sensorik und Finger mit Tastsinn
Für präzisere Wahrnehmung wurde Figure 03 mit einem überarbeiteten Kamerasystem ausgestattet: Es liefert laut Hersteller doppelt so viele Bilder pro Sekunde, bei einem Viertel der Latenz und einem um 60 Prozent erweiterten Sichtfeld. Kameras in den Handflächen ermöglichen zusätzlich visuelles Feedback, wenn die Hauptkameras verdeckt sind – etwa beim Hineingreifen in Schränke.
In den Robo-Händen sind jetzt Kameras verbaut. | Video: Figure AI
Die Fingerkuppen bestehen aus weicherem, anpassungsfähigem Material für stabilere Griffe. Da handelsübliche Tastsensoren laut Figure nicht robust genug waren, entwickelte das Unternehmen eigene Sensoren, die Druckveränderungen ab drei Gramm erkennen sollen, empfindlich genug, um laut Figure AI das Gewicht einer Büroklammer zu registrieren.
Von Figure AI entwickelte Tastsensoren sollen die Robo-Hände besonders sensibel machen. | Video: Figure AI
Für den Einsatz im Haushalt wurde Figure 03 mit mehrlagigem Schaumstoff an potenziellen Quetschpunkten sowie einer waschbaren Textilhülle ausgestattet. Die Kleidung lässt sich individuell anpassen. Geladen wird induktiv über Bodenplatten mit bis zu 2 kW Ladeleistung, wobei sich der Roboter selbstständig andocken kann.
Serienproduktion geplant
Figure 03 ist der erste Roboter des Unternehmens, der laut Hersteller von Grund auf für die Massenfertigung entwickelt wurde. Dazu wurden Bauteile und Montageschritte reduziert und auf industrielle Fertigungsverfahren wie Druckguss, Spritzguss und Stanzen umgestellt.
Gleichzeitig baute Figure eine neue, vertikal integrierte Lieferkette auf. Kritische Komponenten wie Aktuatoren, Batterien, Sensoren und Elektronik wurden intern entwickelt.
Die firmeneigene Produktionsanlage BotQ soll zunächst bis zu 12.000 Einheiten pro Jahr fertigen, mit einem Ziel von 100.000 Stück über vier Jahre hinweg. Ein internes Fertigungssteuerungssystem (MES) soll vollständige Rückverfolgbarkeit und Qualitätskontrolle sichern.
Viel Vision, wenig Beweise
Die Ankündigung von Figure 03 enthält zahlreiche relative Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger, bleibt bei vielen zentralen Angaben jedoch vage. Konkrete Informationen zu Preis und Verfügbarkeit fehlen ebenso wie externe Benchmarks.
Auch zur KI-Plattform Helix gibt es kaum belastbare Informationen. Über die Positionierung als "Vision-Language-Action"-Modell hinaus liefert Figure bislang weder technische Details noch veröffentlichte Evaluationen. Unabhängige Nachweise oder Demonstrationen außerhalb firmeneigener Videos fehlen ebenfalls.
Ob das skizzierte Haushaltsszenario realistisch ist, bleibt daher offen. Ein Demovideo ist das eine – der alltägliche Umgang mit unzähligen, unvorhersehbaren Variablen wie Spielzeug, Haustieren oder engen Küchen eine andere. Für den industriellen Einsatz stellt sich zudem die Frage, ob humanoide Roboter tatsächlich produktiver oder flexibler sind als spezialisierte Fertigungssysteme.