OpenAIs Bild-KI DALL-E 2 kann auch Bildbearbeitung und könnte womöglich Photoshop Konkurrenz machen - wenn sie nicht direkt die Fotografie ersetzt.
DALL-E 2 kann Bilder und Grafiken auf hohem Niveau generieren - von fantastisch verträumt bis erstaunlich fotorealistisch. Dafür ist OpenAIs bislang erfolgreichstes KI-System bekannt.
Doch schon bei der Vorstellung von DALL-E 2 zeigte OpenAI, dass das System auch Bildeingaben aufnehmen und diese Bilder dann verändern oder erweitern kann.
DALL-E 2 könnte Photoshop Konkurrenz machen
Der Fotograf Nicholas Sherlock fütterte DALL-E 2 ein unscharfes Foto eines Marienkäfers. Anschließend gab er der Bild-KI die Aufgabe, ein ähnliches Bild zu generieren. Dafür verwendete er den Befehl: "Marienkäfer auf einem Blatt, fokussierte, hochauflösende Makrofotografie". Das Ergebnis seht ihr im folgenden Bild.
DALL-E 2 generierte auf Basis des Eingabefotos eine gleichwertige, knackscharfe Makrofotografie eines Marienkäfers. Das KI-System ergänzte allerdings weitere Punkte (DALL-E 2 kann nicht zählen) auf dem Marienkäfer und das Insekt wirkt etwas schlanker. Es ist also nicht dasselbe Bild, nur schärfer; es ist ein neues, fast identisches Bild.
Wer also auf den Käferrückenpunkt genau das Motiv erhalten möchte, das vor der Linse war, kommt mit DALL-E 2 offenbar noch nicht zum Ziel.
DALL-E 2 generiert Zusatzperspektiven oder malt in vorhandene Bilder
Der Fotograf Micael Widell fasst dieses Beispiel und weitere Beispiele für DALL-E 2 Bildbearbeitung in einem YouTube-Video zusammen (siehe unten) - und ist sichtlich beeindruckt.
Denn DALL-E 2 kann noch mehr: etwa anhand eines einzelnen Fotos mehrere Perspektiven des gleichen Motivs generieren, weitere Elemente glaubhaft in Fotos platzieren (Inpainting) - der Photoshop-Klassiker - oder ein vorhandenes Motiv um zusätzliche, zum Motiv passende Fläche (Outpainting) erweitern.
Widell glaubt, dass Systeme wie DALL-E 2 eines Tages perfekte Fotografien von jedem erdenklichen Motiv erstellen können - und verweist unter anderem auf den rasanten Fortschritt bei Smartphone-Kameras.
"Wenn so ein System schon in der ersten Iteration solche Bilder produziert, dann kann man sich verdammt sicher sein, dass es in zehn Jahren perfekt ist", sagt der Berufsfotograf. Entsprechend stellt sich Widell die Frage, was die Rolle von Fotograf:innen zukünftig sein wird, oder ob KI gar den "Tod der Fotografie" bedeuten könnte.