Eine neue Studie des Imagining the Digital Future Center zeigt die rasante Verbreitung von KI-Sprachmodellen in den USA. Die Hälfte der Erwachsenen nutzt ChatGPT und Co. bereits - vor allem für private Zwecke.
Laut einer aktuellen Studie des Imagining the Digital Future Center nutzt bereits die Hälfte aller US-Erwachsenen KI-Sprachmodelle wie ChatGPT. Die Forscher sprechen von einem historischen Anstieg, einer Adoptionsrate, die selbst für Kommunikationstechnologien außergewöhnlich sei.
Und die Nutzung breitet sich aus: Frauen nutzen KI-Sprachmodelle inzwischen genauso häufig wie Männer. Auch Menschen mit unterschiedlichem Bildungs- und Einkommensniveau nutzen die Technologie etwa gleich häufig.
ChatGPT dominiert den KI-Markt - aber 80 Prozent nutzen nur Gratis-Versionen
Unter den KI-Sprachmodellen ist ChatGPT mit deutlichem Abstand Marktführer: 72 Prozent der Nutzer verwenden OpenAIs Dienst. Auf dem zweiten Platz folgt Googles Gemini mit 50 Prozent, während Microsofts Copilot von 39 Prozent genutzt wird. Dahinter folgen Metas LLaMa (20 Prozent), xAIs Grok (12 Prozent) und Anthropics Claude (9 Prozent).

Die Studie zeigt auch, dass mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) bereits zwei oder mehr verschiedene KI-Sprachmodelle ausprobiert haben.
Trotz der wachsenden Verbreitung bezahlen nur wenige für die Dienste: Lediglich 20 Prozent der Nutzer verfügen über kostenpflichtige Abonnements, und nur 4 Prozent tragen diese Kosten selbst. Die überwiegende Mehrheit (80 Prozent) nutzt ausschließlich kostenlose Versionen.
Bemerkenswert ist auch die hohe Überschneidung mit KI-Bildgeneratoren: 67 Prozent der Sprachmodell-Nutzer haben bereits Dienste wie DALL-E, Midjourney, Adobe Firefly oder ImageFX verwendet. 18 Prozent nutzen diese Bildgeneratoren sogar täglich, 12 Prozent mehrmals pro Woche.
Private Nutzung dominiert
Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung nutzen die Menschen KI-Sprachmodelle deutlich häufiger für private als für berufliche Zwecke. Der Studie zufolge nennen 51 Prozent persönliches Lernen und Planen als Hauptzweck, während nur 24 Prozent die Modelle primär beruflich einsetzen.
In beruflicher Hinsicht gibt es einige Unterschiede: Führungskräfte, Wissenschaftler und lizenzierte Fachkräfte wie Lehrer greifen besonders häufig auf LLMs zurück. Doch auch unter einfachen Beschäftigten im Handel oder Dienstleistungsbereich ist die Nutzung mit 62 Prozent erstaunlich hoch.

Aber auch Facharbeiter und Landwirte nutzen die Technologie mit 43 Prozent schon regelmäßig. Zudem zeigt sich, dass Haushalte mit minderjährigen Kindern häufiger (61 Prozent) LLMs nutzen als solche ohne Kinder (50 Prozent).
KI wird zunehmend als menschenähnlicher Partner wahrgenommen
Die Studie offenbart tiefgreifende Einblicke in die Mensch-KI-Beziehung: Etwa die Hälfte der Nutzer (49 Prozent) hält die Modelle für intelligenter als sich selbst, rund ein Viertel davon hält sie sogar für viel klüger.
Frauen sind dabei deutlich eher geneigt, den KI-Systemen überlegene Intelligenz zuzuschreiben - 30 Prozent der weiblichen Nutzerinnen halten die Modelle für "deutlich intelligenter" als sich selbst, verglichen mit nur 20 Prozent der männlichen Nutzer.

Ebenfalls bemerkenswert ist die Entwicklung hin zu sprachbasierter Interaktion: 65 Prozent der Nutzer führen bereits Gespräche mit KI-Systemen, bei denen sie ihre Stimme nutzen und die KI mit einer realistischen Stimme antwortet. Besonders verbreitet ist diese Praxis in Haushalten mit niedrigerem Einkommen (76 Prozent) und unter nicht-weißen Nutzern (83 Prozent).
Ein Drittel der Nutzer kann sogar als "regelmäßige Gesprächsnutzer" bezeichnet werden - sie führen täglich oder mehrmals wöchentlich Gespräche mit KI-Systemen. Diese Gruppe, die besonders stark von jungen Erwachsenen (18–34 Jahre), Personen mit niedrigerem Einkommen und geringerer formaler Bildung geprägt ist, weist eine deutlich intensivere Beziehung zu KI-Systemen auf. Sie nutzen die Modelle häufiger für mehr verschiedene Zwecke und sind insgesamt zufriedener mit deren Leistung.
Fast ein Viertel traf schon Fehlentscheidungen durch falsche KI-Informationen
Trotz der überwiegend positiven Bewertung - 76 Prozent der Nutzer sind mit der Leistung der KI-Systeme zufrieden - zeigt die Studie auch problematische Erfahrungen: 23 Prozent der Befragten geben an, dass sie aufgrund falscher Informationen aus einem KI-Sprachmodell bereits "häufig" oder "manchmal" signifikante Fehler gemacht oder schlechte Entscheidungen getroffen haben.
Etwa die Hälfte der Nutzer berichtet zudem von einem Gefühl der Faulheit oder dem Eindruck, durch die KI-Nutzung einen zu einfachen Weg zu wählen. Ein Drittel fühlt sich bereits zu abhängig von den Systemen und verlässt sich lieber auf KI-Antworten als selbst nachzudenken. Ebenso viele berichten von Frustration oder Verwirrung bei der Anwendung.

Rund ein Fünftel der Nutzer fühlt sich durch KI-Systeme manipuliert oder sorgt sich um die eigene Privatsphäre. Einige Befragte geben sogar an, dass ihre emotionale oder körperliche Gesundheit durch die KI-Nutzung beeinträchtigt wurde oder sie sich durch das Vertrauen auf KI-Informationen in peinlicher oder beschämender Weise bloßgestellt haben.
Die Studie zeigt auch, dass KI-Systeme bereits bei wichtigen Lebensentscheidungen eine Rolle spielen. 41 Prozent haben KI für berufliche Weiterbildung genutzt, 37 Prozent bei medizinischen Fragen, 28 Prozent bei Jobwechseln, 25 Prozent bei größeren finanziellen Entscheidungen und 18 Prozent sogar bei Wohnortentscheidungen.
Die Erhebung wurde vom Meinungsforschungsinstitut SSRS über dessen Opinion Panel unter 500 Erwachsenen ab 18 Jahren durchgeführt, die bereits Erfahrung mit KI-Sprachmodellen haben. Die Datenerhebung fand vom 21. bis 23. Januar 2025 statt, wobei 498 Befragungen online und zwei telefonisch durchgeführt wurden. 473 Interviews erfolgten auf Englisch, 27 auf Spanisch. Um die allgemeine Verbreitung der KI-Nutzung unter US-Erwachsenen zu ermitteln, wurden die Ergebnisse von 939 gescreenten Panelteilnehmern gewichtet, um die gesamte erwachsene US-Bevölkerung zu repräsentieren.