Eine neue Analyse zeigt, dass die Bewertungen führender KI-Unternehmen im Verhältnis zu ihren Umsätzen sogar die Höchststände der Dotcom-Ära übersteigen.
Laut einer Analyse der Deutschen Bank erreichen die Bewertungen führender KI-Startups im Verhältnis zu ihren Umsätzen Höhen, die selbst die extremsten Auswüchse der Dotcom-Blase in den Schatten stellen.
Besonders auffällig ist der Vergleich mit den Spitzenwerten der Dotcom-Ära. Während Unternehmen wie Microsoft und Oracle damals Kurs-Umsatz-Verhältnisse von etwa 30 erreichten, übersteigen die aktuellen Bewertungen der KI-Startups diese Werte teilweise um das Doppelte.
Die Analyse der Deutschen Bank basiert auf den geschätzten Umsätzen der nächsten zwölf Monate für die KI-Unternehmen und den nachlaufenden Umsätzen für die Unternehmen aus der Dotcom-Zeit.
ChatGPT-Entwickler OpenAI hat gerade eine Finanzierungsrunde in Höhe von 6,6 Milliarden Dollar abgeschlossen, die das Unternehmen mit 157 Milliarden Dollar bewertet. Bei einem geschätzten Jahresumsatz von rund 4 Milliarden Dollar entspricht das dem fast 40-fachen des Bruttoumsatzes. OpenAI verspricht jedoch ein rasantes Wachstum und will bis 2029 einen Umsatz von 100 Milliarden US-Dollar erreichen.
Noch extremer ist die Bewertung von Anthropic, das von Amazon und Alphabet unterstützt wird. Das Unternehmen, das 2021 aus OpenAI hervorging, strebt laut The Information eine Bewertung von bis zu 40 Milliarden Dollar an - das 50-fache seiner großzügigsten annualisierten Bruttoeinnahmenprognose von 800 Millionen Dollar.
Ist der KI-Markt überhitzt?
Die extrem hohen Bewertungen der KI-Startups im Verhältnis zu ihren Umsätzen werfen Fragen zur Nachhaltigkeit dieser Entwicklung auf. Manche sehen bereits Parallelen zur Dotcom-Blase und warnen vor einer möglichen Überhitzung des KI-Marktes.
Lisa D. Cook, Gouverneurin der US-Notenbank Federal Reserve, mahnt zur Vorsicht bei Prognosen über kurzfristige Produktivitätsgewinne durch KI. Sie betont die Unsicherheiten bezüglich der wirtschaftlichen Auswirkungen und weist darauf hin, dass die Umsetzung von KI-Technologien in konkrete Geschäftspraktiken Zeit benötigt.
Andere argumentieren, dass die hohen Bewertungen durch das enorme Potenzial der KI-Technologie gerechtfertigt sein könnten. Sie verweisen auf die breite Anwendbarkeit von KI in verschiedenen Branchen und die möglichen disruptiven Effekte auf bestehende Geschäftsmodelle.
Bret Taylor, OpenAI-Chairman und ehemaliger Facebook-CTO, vertritt diese optimistische Sichtweise. Er sieht zwar Parallelen zwischen dem aktuellen KI-Boom und der Dotcom-Ära, argumentiert aber, dass viele der optimistischsten Vorhersagen über die transformative Kraft des Internets langfristig wahr geworden sind.
Taylor ist zuversichtlich, dass aus der KI-Ära mindestens ein "markenbildendes, wahrscheinlich Billionen-Dollar-Verbraucherunternehmen und mehr als 10 dauerhafte, börsennotierte Unternehmen" hervorgehen werden. Rückblickend würde man aber wohl dennoch "über einige Exzesse lachen", so Taylor.