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Im Vorfeld der anstehenden Verhandlungen zum EU AI Act veröffentlicht der KI-Verband fünf Forderungen zur Verbesserung der Regulierung.

Der KI-Bundesverband fordert, dass der EU AI Act den regulatorischen Aufwand und die Compliance-Kosten für das europäische KI-Ökosystem im Auge behält, um keine Wettbewerbsnachteile und Innovationsverluste zu riskieren.

Der Verband schlägt fünf Kernbereiche vor, die in den anstehenden Trilog-Verhandlungen berücksichtigt werden sollten:

  1. Für Foundation-Modelle sollten Anforderungen an Transparenz und Data Governance gelten, die in einem angemessenen Verhältnis zum Risiko des jeweiligen Anwendungsfalls stehen.
  2. Die Hochrisikoklassifizierung sollte auf kritische Bereiche beschränkt werden, wobei die Größe und die Ressourcen des jeweiligen Anbieters/Erzeugers angemessen zu berücksichtigen sind, und nur Anwendungsfälle umfassen, die nicht bereits durch bestehende Regulierungsrahmen abgedeckt sind.
  3. Die Definition von KI im KI-Gesetz sollte enger gefasst werden, um sicherzustellen, dass sich das KI-Gesetz ausschließlich auf KI-Systeme und nicht auf jegliche fortgeschrittene Software konzentriert.
  4. Die EU sollte die rechtzeitige Entwicklung harmonisierter Normen im Einklang mit der raschen technologischen Entwicklung der KI erleichtern. Branchenexperten sollten eng in den Normungsprozess eingebunden werden, um mehr Klarheit und Sicherheit für alle Beteiligten zu schaffen.
  5. Zusätzlich zu den regulatorischen "Sandkästen" sollte die KI-Gesetzgebung weitere Bestimmungen enthalten, die das Potenzial haben, Initiativen des Privatsektors, insbesondere europäischer KI-Start-ups und KMU, anzuregen, zu unterstützen und von diesen begleitet zu werden.

Trilog-Verhandlungen zum EU AI Act beginnen Ende Juli

Das Europäische Parlament hat am 14. Juni 2023 im Plenum über seine Position zum EU-Gesetz über künstliche Intelligenz (EU AI Act) abgestimmt und diese mit großer Mehrheit (499 Ja-Stimmen, 28 Nein-Stimmen und 93 Enthaltungen) angenommen. Der angenommene Text stellt die Verhandlungsposition des Parlaments für die interinstitutionellen Verhandlungen (Trilog) mit dem Rat der Europäischen Union und der Europäischen Kommission dar. Der erste Trilog fand am 14. Juni statt, bei dem die EU-Institutionen ihre Positionen vorstellten.

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Das erste operative Trilog-Treffen soll am 23. Juli 2023 stattfinden, die EU will die Verhandlungen bis Ende 2023 abschließen. Zuvor können Stakeholder Rückmeldungen zur Position des Parlaments geben - das Papier des Bundesverbandes KI ist eine dieser Rückmeldungen.

Wie kompliziert dieser Prozess ist, zeigt schon die Definition von "Künstlicher Intelligenz":

Nach der aktuellen Position des Parlaments bezieht sich KI auf "ein maschinenbasiertes System, das so konzipiert ist, dass es mit unterschiedlichen Graden an Autonomie operieren und Ergebnisse wie Vorhersagen, Empfehlungen oder Entscheidungen für explizite oder implizite Zwecke erzeugen kann, die die physische oder virtuelle Umgebung beeinflussen".

Dies entspricht der OECD-Definition und unterscheidet sich vom Definitionsvorschlag der Kommission, der ein KI-System auf Software beschränkte, die für von Menschen definierte Ziele handelt, und schließt durch die Einbeziehung "virtueller Umgebungen" auch ein mögliches Metaverse ein.

Was ist eigentlich ein KI-System?

Der KI-Bundesverband kritisiert, dass sich alle verwendeten Definitionen nicht auf die wesentlichen Merkmale eines KI-Systems wie Lernen, Modellierungsfähigkeit oder logisches Schlussfolgern konzentrieren. Stattdessen sei die Definition von KI-Systemen so weit gefasst, dass der EU AI Act statt einer KI-Regulierung zu einer Regulierung fortgeschrittener Software werde.

Der KI-Bundesverband schlägt daher vor, KI-Systeme wie folgt zu definieren:

Empfehlung

"Ein KI-System ist ein System, das ein algorithmisches Modell verwendet, das durch einen Trainingsprozess unter Verwendung externer Daten aus Datenquellen oder der Umwelt entwickelt wurde, um Daten zu analysieren und Ergebnisse zu liefern, die die Entscheidungsfindung unterstützen."

Weitere strittige Punkte sind die Definitionen von "signifikantem Risiko" und "Foundation Model". Details hierzu können dem Positionspapier des KI-Bundesverbandes entnommen werden.

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Zusammenfassung
  • Der KI-Bundesverband veröffentlicht Empfehlungen zur Verbesserung des EU AI Act, darunter im Bereich der Foundation-Modelle, Hochrisikoklassifizierung und der Definition des Begriffs KI.
  • Diese Vorschläge werden vor dem Hintergrund der Ende Juli stattfindenden Trilog-Verhandlungen zum EU AI Act gemacht.
  • Die Verhandlungen sollen unter der spanischen EU-Ratspräsidentschaft bis Ende 2023 abgeschlossen werden.
Max ist leitender Redakteur bei THE DECODER. Als studierter Philosoph beschäftigt er sich mit dem Bewusstsein, KI und der Frage, ob Maschinen wirklich denken können oder nur so tun als ob.
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