Chinesische Forscher haben den bisher größten Datensatz von Fußballvideos und ein darauf trainiertes KI-System vorgestellt. Die KI kann Spielszenen erkennen, Fouls bewerten - und sie sogar kommentieren.
Forscher der Shanghai Jiao Tong University und Alibaba haben den bislang umfangreichsten Datensatz für die KI-gestützte Fußballanalyse erstellt. Der als "SoccerReplay-1988" bezeichnete Datensatz umfasst knapp 2.000 komplette Fußballspiele aus den fünf großen europäischen Ligen sowie der Champions League aus den Spielzeiten 2014/15 bis 2023/24. Insgesamt sind das mehr als 3.300 Stunden Videomaterial. Pro Spiel wurden zudem durchschnittlich 76 Kommentare aufgezeichnet.
Die Forscher nutzten den Datensatz, um ihr KI-System "MatchVision" zu entwickeln. Es handelt sich dabei nach Angaben der Wissenschaftler um das erste universelle System für die automatische Analyse von Fußballspielen, das verschiedene Aufgaben parallel bewältigen kann.
MatchVision: Automatische Kommentierung und Foulbewertung
Das System kann laut der Studie 24 verschiedene Arten von Spielereignissen erkennen - von Toren und Fouls bis zu taktischen Elementen wie Ballbesitzphasen. Zudem kann es diese Ereignisse automatisch kommentieren. Die in natürlicher Sprache generierten Kommentare berücksichtigen dabei den Spielkontext.
Bei der Analyse von Fouls kann das System Videomaterial aus verschiedenen Kameraperspektiven auswerten. Dabei klassifiziert es die Art des Fouls und stuft dessen Schweregrad ein.
MatchVision übertrifft in den Tests des Teams bisherige Systeme deutlich. So erreichte das System bei der Ereigniserkennung eine Genauigkeit von bis zu 84 Prozent. Auch bei der Generierung von Kommentaren und der Foulbewertung zeigte die KI bessere Ergebnisse als vergleichbare Systeme. Das Team will den Datensatz und das Modell demnächst auf GitHub veröffentlichen.
Die Forscher sehen in ihrer Arbeit einen wichtigen Schritt für das automatisierte Verständnis von Sportvideos. Das System könnte künftig etwa die Produktion von Spielzusammenfassungen automatisieren oder Schiedsrichter unterstützen. Die setzen bereits seit einigen Jahren auf Computer Vision und andere KI-Technologien, um etwa Abseits zu erkennen.