Deepfakes wurde zwar als Porno-Fälscher-Algorithmus erfunden, doch dass es dabei nicht bleiben würde, war schnell klar. Jetzt wird die Künstliche Intelligenz politisch eingesetzt.
Der Youtuber Derpfakes spezialisierte sich bislang auf das Gesicht des US-Schauspielers Nicolas Cage. Mit dem Deepfakes-Algorithmus schummelte er Cage in berühmte Filmszenen und machte den US-Star so zum Universalschauspieler.
Jetzt wird Derpfakes das erste Mal politisch: Er schnappt sich eine Donald-Trump-Parodie des Schauspielers Alec Baldwin, die regelmäßig in der TV-Show Saturday Night Live ausgestrahlt wird.
Baldwin ist in dieser Parodie als Donald Trump verkleidet und ahmt seine Mimik und Gestik nach. Auch wenn er all sein schauspielerisches Talent in die Rolle wirft, ist er dennoch deutlich vom Original-Trump zu unterscheiden.
Das ändert sich nach der Behandlung mit Deepfakes: Die Software tauscht das Gesicht von Baldwin komplett gegen das von Donald Trump aus. Das Ergebnis sieht erstaunlich echt aus, ein Hollywood-Studio hätte es wohl nicht viel besser gekonnt.
"Aus Eric Baldwin als Donald Trump wird ... Donald Trump als Donald Trump", schreibt Derpfakes treffend in die Kommentarspalte seines Videos.
Das gleiche Gesichtstausch-Prinzip (Face Swap) wandte der Youtuber bei einem Parodie-Video auf Hillary Clinton an. Auch hier ist das Resultat eine authentische Fälschung, die von politischen Laien, die die Gesichtszüge von Trump oder Clinton nicht im Detail verinnerlicht haben, für echt gehalten werden könnte.
Deepfakes-Fälschungen werden immer überzeugender
Zwar sind beide Fälschungen bei genauerem Hinsehen als solche zu entlarven. Aber für genaueres Hinsehen sind Social Media nicht bekannt. Gerade bei Facebook und Co. werden die Fake-Videos jedoch ihr größtes Publikum finden.
Hinzu kommt: Der Deepfakes-Algorithmus hat seit seiner ersten Veröffentlichung Anfang Dezember 2017 deutliche Fortschritte erzielt. Die Fälschungen sind glaubwürdiger und gleichzeitig sinkt die Einstiegshürde bei der Bedienung der Software. Der Youtuber Derpfakes veröffentlicht in seinem Kanal eine Anleitung, die in rund sieben Minuten erklärt, wie man ein gutes Fake-Video erstellt.
Spannend ist daher die Frage, wie sich Plattformen wie Youtube oder Facebook zu politischen Fake-Videos positionieren. Bei gefälschten Pornos war die Sachlage aus moralischer Perspektive eindeutig - hier mussten sie handeln und versuchen es auch.
Versuchen ist ein bewusst gewähltes Wort, denn ob sie die technischen Mittel haben, sämtliche Fake-Videos von den eigenen Servern zu verbannen, ist unklar. Googles KI-Forscher Ian Goodfellow glaubt jedenfalls, dass das Video als Wahrheitsbeweis bald ausgedient hat.
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