Kaum gegründet, schon unter Beschuss: Googles externer Ethikrat wird von den eigenen Angestellten kritisiert.
Google kündigte die Gründung des externen Ethikrates letzte Woche auf einer Digitalkonferenz an. Das "Advanced Technology External Advisory Council" soll Google in Fragen der KI-Ethik beraten, etwa der Gesichtserkennung oder Fairness.
Zwei der acht Mitglieder stehen jetzt kurz nach der Gründung schon wieder in der Kritik: Dyan Gibbens und Kay Coles James.
James steht im Konflikt mit Googles Werten
Besonders stark ist der Widerstand gegen James, Präsidentin des konservativen Think-Tanks "Heritage Foundation". Dort warnt sie vor Klima-Regulierungen, ist Fan von Trumps Migrationspolitik und tritt gegen den "Equality Act" ein. Der soll Menschen vor der Diskriminierung auf Grund ihres Geschlechts, sexueller Orientierung oder sexuellen Identität schützen.
In einem offenen Brief fordern Google-Mitarbeiter ihren Arbeitgeber auf, James aus dem Ethikrat zu werfen. Der Brief wurde bislang von etwa tausend Google-Mitarbeitern und Wissenschaftlern unterschrieben.
In dem Brief heißt es, James Position stünde im Konflikt mit Googles in die Öffentlichkeit getragenen Werten und untergrabe das Ziel des Rates: die Entwicklung vorurteilsfreier Künstlicher Intelligenz.
Erinnerungen an "Maven" werden wach
Gibbens gilt als umstritten, da sie Geschäftsführerin von "Trumbull Unmanned" ist. Die Firma entwickelt autonome Systeme wie Drohnen, auch für die Rüstungsindustrie. Das ruft bei Google-Angestellten wohl düstere Erinnerung an das Militärprojekt "Maven" hervor. Im veröffentlichten Brief wird Gibbens jedoch nicht erwähnt.
Ein angedachter Kandidat, Professor Alessandro Acquisti, lehnte vor wenigen Tagen bereits die Teilnahme an Googles Ethikrat ab. Er glaube nicht, dass der Rat das richtige Umfeld für ihn sei, um "diese wichtige Arbeit zu leisten", schreibt Acquisti auf Twitter.
Ist der Ethikrat ein politischer Schachzug Googles?
Der Konflikt zeigt, wie politisch aufgeladen die KI-Ethikdebatte in den USA ist. Möglicherweise war die Wahl der Kandidaten daher auch ein Versuch Googles, konservative Kritiker zu besänftigen. Die werfen den Tech-Riesen Google, Twitter und Facebook die Zensur konservativer Positionen vor und verurteilen Googles Zusammenarbeit mit China. Aktuell sieht es so aus, als habe sich Google mit der Personalie James keinen Gefallen getan.
Zumindest US-Präsident Donald Trump ist beruhigt: Nach einem Treffen mit Googles Chef Sundar Pichai twitterte Trump, Pichai habe ihm versichert, dass Google nicht auf der Seite des chinesischen Militärs stehe, sondern der des US-Militärs. Trump hatte Google zuvor vorgeworfen, Chinas Militär zu helfen.
Quelle: Technology Review; Titelbild: Google