Die Los Angeles Times hat ein neues KI-gestütztes Tool zur politischen Bewertung von Meinungsartikeln eingeführt. Nach einem Skandal um eine KI-generierte Verteidigung des Ku-Klux-Klans musste das Feature teilweise zurückgezogen werden.
Die Los Angeles Times hat am Montag ein neues KI-Feature namens "Insights" eingeführt, das Meinungsartikel mit einer politischen Bewertung versehen und alternative Sichtweisen zu den behandelten Themen anbieten soll. Bereits einen Tag später musste das Tool von einem Artikel entfernt werden, nachdem es eine Verteidigung des Ku-Klux-Klans generiert hatte.
Der Medienmogul und Biotechnologie-Milliardär Patrick Soon-Shiong, der die LA Times 2018 erworben hatte und Trump nahesteht, kündigte die Neuerung in einem offenen Brief an. Das Feature sollte ausschließlich für Meinungsinhalte und nicht für die Nachrichtenberichterstattung eingesetzt werden. Laut der Zeitung arbeitet das Tool "unabhängig" von den menschlichen Journalisten, und die KI-generierten Inhalte werden "nicht von Journalisten überprüft, bevor sie veröffentlicht werden".
KI-Tool sollte "Echokammern" durchbrechen
Das neue Feature kategorisiert Artikel auf einer politischen Skala von "Links" über "Mitte-Links", "Mitte", "Mitte-Rechts" bis "Rechts" und generiert eine Liste mit alternativen politischen Ansichten zu den behandelten Themen. Diese Bewertungen werden laut LA Times durch eine Partnerschaft mit Particle.News erstellt, einem 2024 von ehemaligen Twitter-Ingenieuren gegründeten Start-up.
Soon-Shiong feierte die Einführung des Tools auf der Plattform X als Sieg im Kampf gegen Echokammern: "Jetzt können Stimmen und Perspektiven von allen Seiten gehört, gesehen und gelesen werden – keine Echokammer mehr", schrieb er.
Bei mehreren kürzlich erschienenen Meinungsartikeln der LA Times kennzeichnete das neue KI-Tool die Beiträge als "tendenziell mit einer Mitte-Links-Sichtweise übereinstimmend" und ergänzte sie um "andere Ansichten", die unter anderem Pro-Trump-Argumente zu den jeweiligen Themen zusammenfassten.
KI verteidigt den Ku-Klux-Klan
Doch bereits am Tag nach der Einführung musste das Feature von einer Kolumne des Autors Gustavo Arellano entfernt werden. In seinem am 25. Februar veröffentlichten Beitrag hatte Arellano über die Geschichte Anaheims mit dem Ku-Klux-Klan reflektiert, nachdem der Stadtrat den 100. Jahrestag der Absetzung von vier Klan-nahen Ratsmitgliedern nicht gewürdigt hatte.
Arellano bezeichnete die Präsenz des Klans in der Stadt als "Schandfleck" in ihrer Geschichte. Das KI-Tool generierte jedoch unter der Rubrik "Unterschiedliche Ansichten zum Thema" eine Verteidigung der Hassgruppe: "Lokale historische Berichte stellen den Klan der 1920er Jahre gelegentlich als Produkt der 'weißen protestantischen Kultur' dar, die auf gesellschaftliche Veränderungen reagiert, und nicht als explizit hassgetriebene Bewegung, wodurch seine ideologische Bedrohung minimiert wird", lautete der Eintrag.
Wenige Stunden nach seiner Entdeckung durch Ryan Mac von der New York Times wurde das Feature von Arellanos Kolumne entfernt. Bei anderen Meinungsbeiträgen blieb es jedoch aktiv.
Gewerkschaft kritisiert KI-Einsatz
Die Journalistengewerkschaft der LA Times hatte wiederholt Bedenken gegen Soon-Shiongs Bemühungen geäußert, externe KI-Tools zur Kommentierung der eigenen journalistischen Arbeit einzusetzen. "Wir unterstützen Bemühungen zur Verbesserung der Medienkompetenz und zur klaren Unterscheidung zwischen unserer Nachrichtenberichterstattung und unseren Meinungsseiten. Aber wir glauben nicht, dass dieser Ansatz – KI-generierte Analysen, die nicht von der Redaktion überprüft werden – viel dazu beitragen wird, das Vertrauen in die Medien zu stärken", erklärte Matt Hamilton, stellvertretender Vorsitzender der LATimes Guild.
Die Gewerkschaft kritisierte auch, dass die Mittel für dieses Vorhaben besser für die Unterstützung der Journalisten vor Ort hätten eingesetzt werden können.