Eine Studie hat untersucht, ob Menschen es vorziehen, wenn Kunstwerke von Menschen statt von KI geschaffen werden. Die Antwort lautet ja, aber es ist kompliziert.
Für die zweistufige Studie rekrutierten die Forschenden jeweils 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Online-Plattformen und baten sie, 30 auf der Kunstplattform "Artbreeder" ausgewählte KI-Kunstwerke in verschiedenen Kategorien zu bewerten (Liking, Beauty, Profundity und Worth für die erste Studie; Story, Emotion, Meaningful, Effort und Time to create für die zweite Studie).
Bei allen in der Studie verwendeten Bildern handelte es sich um KI-Kunstwerke, die jedoch zum Teil als "von Menschen geschaffen" und zum Teil als "von KI geschaffen" gekennzeichnet waren. Die Kennzeichnung erfolgte nach dem Zufallsprinzip: 15 der Kunstwerke zeigten abstrakte Kunst, die anderen 15 konkrete Objekte.
KI-Kunst kann schön sein, ist aber für Menschen weniger bedeutsam
In der ersten Studie wurden die als "menschlich" gekennzeichneten Kunstwerke in verschiedenen Kategorien höher bewertet als die als "von KI geschaffen" gekennzeichneten. Daraus leiten die Forscherinnen und Forscher ein grundlegendes "Anti-KI-Vorurteil" ab. KI-Kunst würde weniger geschätzt und als weniger wertvoll und tiefgründig angesehen, was ein Hinweis auf den zukünftigen Konsum von KI-Kunst sein könne.
Die zweite Studie wiederholte die erste, erweiterte sie jedoch um Fragen nach der emotionalen Reaktion, der Geschichte des Kunstwerks, seiner möglichen Bedeutung und dem Aufwand und der Zeit, die für seine Herstellung erforderlich waren. Auch hier wurde KI-Kunst, die als menschliche Kunst präsentiert wurde, in verschiedenen Kategorien als qualitativ hochwertiger und bedeutsamer eingestuft.
Ein interessantes Ergebnis der zweiten Studie war, dass die Teilnehmenden bei vermeintlich menschlicher Kunst eher an eine Geschichte hinter dem Kunstwerk glaubten und diese wertschätzten, was sich wiederum positiv auf den rein sinnlichen Kunstgenuss auswirkte.
Wenig überraschend bewerteten Personen mit einer generell eher kritischen Haltung gegenüber KI auch KI-Kunst kritischer, insbesondere in der Kategorie Tiefe, und umgekehrt.
Sind menschliche Künstler:innen sicher, weil sie Menschen sind?
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Menschen davon ausgehen, dass menschliche Künstler:innen ihre eigenen, realen Erfahrungen in die menschliche Kunst einbringen, was die Kunst aufwertet - offenbar unabhängig von der tatsächlichen handwerklichen Qualität, denn alle Werke in der Studie waren KI-generiert. Sie wurden nur aufgrund ihrer Auszeichnung unterschiedlich bewertet.
Die Unterschiede in den Kategorien Gefallen und Schönheit waren insgesamt gering, was ebenfalls den menschlichen Aspekt im Kontext des Kunstschaffens unterstreicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, obwohl die Studien gezeigt haben, dass KI technisch in der Lage ist, Kunst zu schaffen, die von Menschen geschätzt wird, die menschliche Präferenz immer noch bei Kunst liegt, die von Menschen geschaffen wurde.
Das unterstreicht, dass unsere Wertschätzung von Kunst über die eigentliche handwerkliche Leistung hinausgeht und auch die emotionalen, intellektuellen und anekdotischen Dimensionen umfasst, die (noch) einzigartig menschlich sind.
Kreative Produkte wie Kunst können also - nach Ansicht menschlicher Gutachter - von nicht-menschlichen KI-Modellen geschaffen werden, aber nur in einem begrenzten Umfang, der den geschätzten Anthropozentrismus (Anm. d. Red.: der Mensch steht im Mittelpunkt) schützt.
Aus der Studie
Allerdings entspringt auch KI-Kunst menschlichen Ideen und Vorgaben, unterliegt menschlicher Auswahl und Zusammenstellung und kann daher prinzipiell auch menschliche Geschichten in sich tragen und erzählen. Auch die Modelle sind auf menschliche Kunst trainiert. Das zeigt, wie komplex das Thema ist und dass die oben zitierte Studie bestenfalls einen interessanten Einblick, aber sicher kein abschließendes Urteil bieten kann und will.