Microsofts KI-Geschäft soll bereits im nächsten Quartal die 10-Milliarden-Dollar-Grenze pro Jahr überschreiten. CEO Satya Nadella erläutert die Pläne für autonome Agenten in Microsoft 365 Copilot.
Microsoft hat im abgelaufenen Quartal die Erwartungen der Analysten übertroffen: Der Gewinn pro Aktie lag bei 3,30 Dollar, der Umsatz bei 65,6 Milliarden Dollar. Vor allem das stark Cloud-getriebene Geschäft mit künstlicher Intelligenz boomt.
Microsoft-CEO Satya Nadella kündigte in der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen an, dass die KI-Sparte bereits im nächsten Quartal einen Jahresumsatz von zehn Milliarden Dollar erreichen werde - schneller als jede andere Produktkategorie in der Unternehmensgeschichte.
Cloud-Geschäft als Umsatztreiber für KI
Der Großteil der Einnahmen stammt aus dem Cloud-Geschäft Azure, aber auch Microsoft 365 trägt dazu bei. Bei GitHub Copilot stieg die Zahl der Unternehmenskunden im Quartalsvergleich um 55 Prozent.
70 Prozent der Fortune-500-Unternehmen nutzen bereits Microsoft 365 Copilot für mindestens einen Teil ihrer Belegschaft. Die tägliche Nutzung von Microsoft 365 hat sich im Quartalsvergleich mehr als verdoppelt, hier könnte Copilot einen Beitrag leisten.
Ähnlich wie bei Google ist der KI zugerechnete Umsatz jedoch primär auf das starke Wachstum des Cloud-Geschäfts zurückzuführen. Der Umsatz mit Serverprodukten und Cloud-Diensten stieg um 23 Prozent, wobei Azure und andere Cloud-Dienste ein Wachstum von 33 Prozent verzeichneten.
Der Umsatz mit den Cloud-Diensten von Microsoft 365 stieg um 16 Prozent. Laut Microsoft-Finanzchefin Amy Hood ist das Wachstum von Copilot im durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer von Microsoft 365 enthalten. Es sei insbesondere auf Frontline-Worker und kleine und mittlere Unternehmen zurückzuführen.
Der Copilot-Ausblick klingt eher nüchtern: "Wir sehen weiterhin ein Wachstum bei den M365 Copilot-Nutzern und wir erwarten, dass der damit verbundene Umsatz im Laufe der Zeit allmählich weiter steigen wird."
Eine detaillierte Aufschlüsselung, welche KI-Dienste in welchem Umfang zum "KI-Geschäft" beitragen, liefert Microsoft nicht. Unklar ist auch, wie der Nutzen von Copilot in der Praxis wahrgenommen wird. Gerade das wäre aber eine entscheidende Information, um die Nachhaltigkeit des Cloud-Wachstums - und damit des prognostizierten KI-Umsatzes - einschätzen zu können.
Autonome Agenten ergänzen Copilot ab November
Als neuen Wachstumsimpuls soll Copilot ab November agentische KI erhalten. CEO Satya Nadella skizzierte in der Telefonkonferenz eine dreistufige Agenten-Strategie: An der Spitze steht Copilot als zentrale Benutzeroberfläche für die Interaktion zwischen Mensch und KI. Auf der zweiten Ebene können Unternehmen mit Copilot Studio eigene Agenten entwickeln, die sich mit verschiedenen Systemen wie CRM, Office oder HR verbinden lassen.
Die dritte Ebene bilden neue, autonome Agenten, die weitgehend selbstständig arbeiten. Diese seien aber nicht gänzlich autonom, so Nadella, denn "an bestimmten Punkten müssen sie entweder jemanden benachrichtigen oder brauchen einen Input von jemandem". Dafür sei dann wieder das Copilot-Interface nötig.
"Wir haben ein End-to-End-System für die KI-Geschäftstransformation entwickelt", so Nadella.