Das französische KI-Startup Mistral AI will mit seinem neuen Coding-Assistenten Mistral Code den Unternehmensmarkt erobern. Das Tool verspricht mehr Kontrolle und Sicherheit als bestehende Lösungen.
Mistral Code vereint dazu vier spezialisierte KI-Modelle des Unternehmens: Codestral für automatische Code-Vervollständigung, Codestral Embed für Code-Suche und -Retrieval, Devstral für agentische Coding-Aufgaben sowie Mistral Medium für Chat-basierte Unterstützung.
Das Tool unterstützt nach Angaben von Mistral AI mehr als 80 Programmiersprachen. Es basiert auf einer Weiterentwicklung des Open-Source-Projekts Continue und ist zunächst als private Beta für die Entwicklungsumgebungen JetBrains und Visual Studio Code verfügbar.
Mistral AI testet derzeit erweiterte Funktionen, die über herkömmliche Code-Assistenten hinausgehen. Das System soll künftig vollständige Entwicklungstickets eigenständig abarbeiten können, etwa Dateien öffnen, Module erstellen, Tests aktualisieren und Kommandozeilen-Befehle ausführen. Über konfigurierbare Freigabeprozesse behalten Senior-Entwickler:innen dabei die Kontrolle.

Antwort auf vier Enterprise-Schmerzpunkte
Mistral AI entwickelte das Produkt nach eigenen Angaben als Reaktion auf vier wiederkehrende Probleme, die Unternehmenskund:innen bei bestehenden Coding-Assistenten identifizierten. Dazu gehörten unzureichende Integration mit proprietären Code-Repositories, begrenzte Anpassungsmöglichkeiten der zugrundeliegenden Modelle, oberflächliche Funktionalität sowie aufgeteilte Verantwortlichkeiten zwischen verschiedenen Anbietern.
Seine Lösung bietet Mistral in drei verschiedene Bereitstellungsoptionen an: Cloud-basierte Nutzung, dedizierte Cloud-Kapazitäten oder vollständig isolierte Installation auf unternehmenseigenen Servern, was besonders für sicherheitskritische Anwendungen interessant sein könnte.
Ein zentraler Unterschied zu Konkurrenzprodukten liegt laut Mistral AI in der Möglichkeit, die zugrundeliegenden Modelle auf firmeninternen Daten zu trainieren oder anzupassen. Zusätzlich bietet eine Admin-Konsole detaillierte Kontrollen, Nutzungsanalysen und Compliance-Funktionen wie rollenbasierte Zugriffskontrolle und Audit-Protokollierung.
Mehrere Unternehmen setzen Mistral Code bereits in produktiven Umgebungen ein. Die spanisch-portugiesische Bank Abanca nutzt das System in einer Hybrid-Konfiguration, bei der Prototyping in der Cloud stattfindet, während kritischer Banking-Code auf eigenen Servern verbleibt. Die französische Staatsbahn SNCF hat Mistral Code für 4.000 Entwickler:innen ausgerollt, und die IT-Firma Capgemini plant den Einsatz für über 1.500 Entwickler:innen bei Kund:innen in regulierten Branchen.
Coding ist nach wie vor einer der vielversprechendsten Anwendungsfälle für große Sprachmodelle, auch wenn hier weiterhin Probleme etwa durch Halluzinationen bestehen. Investor:innen finanzieren dennoch spezialisierte KI-Coding-Tools wie Cursor mit Milliardenbeträgen, OpenAI plant gleichzeitig die Übernahme des Konkurrenten Windsurf zu einer ähnlich hohen Summe. Dass Mistral als europäischer Gegenspieler sein bestehendes Unternehmensangebot in diesem Bereich ausbaut, überrascht daher nicht.