Nvidia darf nach monatelanger Blockade seinen speziell für China entwickelten H20-KI-Beschleunigerchip wieder exportieren. Die Entscheidung markiert eine überraschende Kehrtwende in der US-Handelspolitik.
Nvidia will den Verkauf seines H20-KI-Beschleunigerchips nach China wieder aufnehmen. Das Unternehmen beruft sich auf Zusicherungen der US-Regierung, wonach entsprechende Exportlizenzen genehmigt würden. Die Ankündigung stellt einen deutlichen Kurswechsel in der amerikanischen Handelspolitik dar, nachdem die Trump-Regierung den Export des Chips untersagt hatte.
Der H20 ist eine abgeschwächte Version von Nvidias leistungsfähigsten KI-Chips und wurde eigens für den chinesischen Markt entwickelt, um frühere Exportauflagen zu erfüllen. Dennoch wurde der Vertrieb im Frühjahr ebenfalls untersagt, was Nvidia nach eigenen Angaben Milliardenverluste durch unverkaufte Lagerbestände einbrachte.
Widerstand gegen Exportverbote
Nvidia-CEO Jensen Huang hatte sich in den vergangenen Monaten wiederholt gegen die US-Exportpolitik ausgesprochen. Im Mai bezeichnete er die Maßnahmen als "Fehlschlag", der den Aufstieg von Huawei begünstigt habe. Kürzlich äußerte er, dass die USA keine Angst vor einer militärischen Nutzung ihrer Chips durch China haben müssten, da Peking nicht auf Technologie bauen könne, die jederzeit blockiert werden könne.
In der vergangenen Woche traf Huang US-Präsident Trump persönlich. Aktuell hält er sich in Peking auf, um an einer großen Lieferkettenmesse teilzunehmen. Nvidia-Kunden zufolge zeigte sich Huang zuversichtlich, dass die Exportlizenzen bald erteilt würden.
Neben dem H20 will Nvidia auch die RTX PRO GPUs oder eine Variante davon nach China verkaufen. Laut Nvidia liegt dieser Chip technisch unterhalb der Schwellenwerte, die eine Genehmigung durch Washington erforderlich machen würden, und sei daher "vollständig konform".
Aktuelle Entwicklungen zeigen, wie kritisch der Zugang zum chinesischen Markt bleibt: Eine Bloomberg-Recherche enthüllt, dass 39 geplante Rechenzentren in Xinjiang über 115.000 verbotene H100/H200-Chips einsetzen wollen – trotz Exportbeschränkungen. Die neuen Chips könnten nun dort womöglich als Ersatz dienen. Anfang der Woche hatte Malaysia seine Exportregeln verschärft, nachdem es wiederholt Berichte über organisierten Schmuggel von Nvidias KI-Beschleunigern nach China gegeben hatte.