OpenAI erfährt nach zuletzt zahlreichen Abwerbungen die nächste Niederlage: Die Übernahme des KI-Coding-Start-ups Windsurf ist gescheitert, der CEO geht zu Google.
Google wird den CEO von Windsurf, Varun Mohan, sowie Teile seines Forschungs- und Entwicklungsteams übernehmen. Die Rolle des CEO übernimmt vorübergehend Jeff Wang, bislang Head of Business bei dem Unternehmen, wie Windsurf mitteilt. Das Team wechselt zu Google DeepMind, um dort an sogenannten "Agentic Coding"-Lösungen zu arbeiten.
Laut The Information zahlt Google rund 2,4 Milliarden US-Dollar für den Deal. Die Summe umfasst sowohl mehrjährige Gehaltszahlungen für die übergehenden Mitarbeitenden als auch eine nicht-exklusive Lizenz auf das geistige Eigentum von Windsurf.
Eine Beteiligung an dem Unternehmen ist nicht vorgesehen: Windsurf bleibt als eigenständige Firma bestehen. Das Start-up, früher bekannt als Codeium, entwickelt ein KI-gestütztes Tool zur Codegenerierung per natürlicher Sprache und will sich zukünftig noch stärker auf den Enterprise-Markt fokussieren.
Lizenzmodell statt Übernahme
Mit dem Abschluss reiht sich Google in eine wachsende Zahl von Techkonzernen ein, die statt vollständiger Übernahmen gezielt auf Lizenzvereinbarungen und Personaltransfers setzen. Bereits im Vorjahr hatte Google die Character-AI-Gründer Noam Shazeer und Daniel De Freitas übernommen und parallel 2,7 Milliarden US-Dollar an das Start-up gezahlt.
Microsoft investierte rund 650 Millionen US-Dollar in einen ähnlichen Deal mit Inflection, um den Deepmind-Mitgründer Mustafa Suleyman als "CEO of AI" anzuheuern.
Auch Meta verfolgt diese Strategie: Das Unternehmen übernahm 49 Prozent an Scale AI, um CEO Alexandr Wang und Teile des Teams zu sich zu holen. Meta warb zudem zuletzt mehr als zehn Top-Forscher von OpenAI ab.
Amazon hatte im Sommer 2024 eine nicht-exklusive Lizenz für die Robotik-Foundation-Modelle von Covariant erworben und etwa ein Viertel der Covariant-Belegschaft eingestellt. Zudem gründete es ein "AGI-Labor" in San Francisco, das zunächst mit Angestellten des KI-Start-ups Adept besetzt wurde. Die beiden Deals hatten angeblich einen Wert von jeweils circa einer Milliarde US-Dollar.
Solche transaktionsähnlichen Personaldeals gelten als Methode, um regulatorische Hürden bei klassischen Firmenübernahmen zu umgehen. Die großen Technologiekonzerne stehen hier zunehmend unter Beobachtung der Wettbewerbshüter.
Deal zwischen OpenAI und Windsurf scheitert angeblich an Microsoft
Zuvor hatte OpenAI über Monate hinweg versucht, Windsurf vollständig zu übernehmen – offenbar für rund drei Milliarden US-Dollar. Ziel war es, verlorene Marktanteile im Bereich KI-gestützter Programmierwerkzeuge zurückzugewinnen. In diesem wachsenden Markt dominieren derzeit Microsofts GitHub Copilot und Claude Code von Anthropic. Die Übernahme hätte die bislang größte Transaktion in OpenAIs Geschichte dargestellt.
Wie The Information berichtet, scheiterten die Verhandlungen letztlich an Windsurfs Bedenken gegenüber OpenAIs bestehendem Vertrag mit Microsoft. Diese Vereinbarung verpflichtet OpenAI dazu, seine Technologie mit Microsoft zu teilen und gewährt dem Softwarekonzern exklusive Hostingrechte für OpenAI-Modelle in der Azure-Cloud bis mindestens 2030. OpenAI bemühte sich demnach offensichtlich erfolglos, Windsurf aus dieser Verpflichtung herauszulösen.
Nach Bekanntwerden der Übernahmegespräche zwischen OpenAI und Windsurf hatte Anthropic den Zugang von Windsurf zu den eigenen Claude-Modellen eingeschränkt. Ziel war es, zu verhindern, dass Claude-Daten über Umwege bei Wettbewerber OpenAI landen.
Ob sich diese Entscheidung ändert, nachdem nun Google Teile des Windsurf-Teams übernommen hat, ist bislang offen. Google ist selbst Investor bei Anthropic, die Unternehmen kooperieren in bestimmten Bereichen, stehen jedoch bei KI-gestützten Programmierwerkzeugen in direktem Wettbewerb.