Die große KI-Wette spitzt sich weiter zu: OpenAI hebt seine Ausgabenprognose bis 2029 auf 115 Milliarden US-Dollar an. Das ist mehr als dreimal so viel wie zuvor angenommen, doch auch die Umsätze sollen steigen.
Laut einem Bericht von The Information rechnet OpenAI bis 2029 mit einem kumulierten Mittelabfluss von 115 Milliarden US-Dollar. Das sind rund 80 Milliarden mehr als in früheren Prognosen, laut denen für 2029 bereits der Break-even geplant war.
Allein im laufenden Jahr sollen mehr als acht Milliarden US-Dollar verbrannt werden, 2026 dann mehr als 17 Milliarden. Für 2027 und 2028 erwartet das Unternehmen Ausgaben von rund 35 respektive 47 Milliarden US-Dollar. Noch Anfang des Jahres hatte OpenAI für 2028 lediglich 11 Milliarden US-Dollar prognostiziert.
Jahr | Alte Prognose (Q1 2025) | Neue Prognose (Q3 2025) |
---|---|---|
2024 | ~ $2B | -$2B |
2025* | ~ -$7B | -$9B |
2026* | ~ -$8B | -$17B |
2027* | ~ -$20B | -$35B |
2028* | ~ -$11B | -$47B |
2029* | ~ +$12B | -$8B |
2030* | ~ +$41B | +$38B |
Gründe für die drastische Anhebung sind steigende Rechenkosten für das Training und den Betrieb von KI-Modellen sowie der Aufbau eigener Serverinfrastruktur. OpenAI plant, bis Ende des Jahrzehnts fast 100 Milliarden US-Dollar in eigene Rechenzentren und Chips zu investieren. Damit will das Unternehmen seine Abhängigkeit von externen Cloud-Anbietern reduzieren und langfristig Kosten senken.
Auch die Kosten für das Training sogenannter Foundation-Modelle steigen weiter. Für 2025 kalkuliert OpenAI mit über neun Milliarden US-Dollar, etwa zwei Milliarden mehr als zuvor. 2026 sollen es rund 19 Milliarden sein. Die laufenden Betriebskosten (Inference) summieren sich bis 2030 auf mehr als 150 Milliarden US-Dollar.
Hinzu kommen steigende Personalkosten: OpenAI plant bis 2030 rund 20 Milliarden US-Dollar an zusätzlichen Aktienvergütungen ein, um im intensiven Wettbewerb um KI-Talente konkurrenzfähig zu bleiben. Meta-CEO Mark Zuckerberg dürfte mit Gehaltspaketen im dreistelligen Millionenbereich den Preiskampf zusätzlich verschärft haben.
OpenAI erwartet höhere Umsätze
Mit den steigenden Kosten prognostiziert OpenAI allerdings auch deutlich höhere Umsätze. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen einen Gesamtumsatz von rund 13 Milliarden US-Dollar, etwa 300 Millionen US-Dollar über der bisherigen Prognose für 2025. Bis 2030 rechnet OpenAI nun mit einem Umsatz von etwa 200 Milliarden US-Dollar, was rund 15 Prozent mehr sind als bisher angenommen.
Ein Großteil dieses Wachstums entfällt auf ChatGPT. Der Chatbot soll allein in diesem Jahr nahezu 10 Milliarden US-Dollar einbringen – rund zwei Milliarden mehr als noch zu Jahresbeginn prognostiziert. Für 2030 erwartet OpenAI nahezu 90 Milliarden US-Dollar Umsatz durch ChatGPT, eine Steigerung von rund 40 Prozent gegenüber den früheren Annahmen. Über einen Zeitraum von sechs Jahren rechnet das Unternehmen mit rund 70 Milliarden US-Dollar zusätzlichem Umsatz allein durch den Chatbot.
Ein weiterer Umsatztreiber sollen die kostenlosen ChatGPT-Nutzer werden: Zwischen 2026 und 2030 plant OpenAI, mit dieser Gruppe rund 110 Milliarden US-Dollar umzusetzen, etwa durch Shopping-Provisionen oder möglicherweise Werbung.
Jahr | ChatGPT | API | Agents | Neue Produkte, kostenlose Nutzer | Gesamtumsatz |
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2023 | < $1 Mrd. | < $1 Mrd. | < $1 Mrd. | < $1 Mrd. | $1 Mrd. |
2024 | ~ $3 Mrd. | ~ $1 Mrd. | - | - | $4 Mrd. |
2025* | ~ $10 Mrd. | ~ $2 Mrd. | ~ $1 Mrd. | - | $13 Mrd. |
2026* | ~ $20 Mrd. | ~ $5 Mrd. | ~ $3 Mrd. | ~ $2 Mrd. | $30 Mrd. |
2027* | ~ $35 Mrd. | ~ $8 Mrd. | ~ $7 Mrd. | ~ $10 Mrd. | $60 Mrd. |
2028* | ~ $50 Mrd. | ~ $15 Mrd. | ~ $15 Mrd. | ~ $20 Mrd. | ~ $100 Mrd. |
2029* | ~ $70 Mrd. | ~ $15 Mrd. | ~ $25 Mrd. | ~ $35 Mrd. | $145 Mrd. |
2030* | ~ $90 Mrd. | ~ $25 Mrd. | ~ $25 Mrd. | ~ $60 Mrd. | ~ $200 Mrd. |
Prognose via The Information
Für diese „kostenlose“ Nutzergruppe kalkulierte das Unternehmen ursprünglich mit einem durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer von 2 US-Dollar im Jahr 2026 und 15 US-Dollar im Jahr 2030 – eine Steigerung um 650 Prozent – bei einer erwarteten Nutzerbasis von zwei Milliarden wöchentlich aktiven Personen. Derzeit liegt OpenAI bei 700 Millionen wöchentlich aktiven Nutzern.
Die Bruttomargen in diesem Bereich erwartet OpenAI zwischen 80 und 85 Prozent liegen, ähnlich wie bei Metas Werbegeschäft. Das wiederum dürfte bedeuten, dass die Kosten für den Betrieb des Systems sinken müssen, oder Werbegeschäfte bei ChatGPT teuer werden.
Die Zahlen schrecken Investoren offenbar nicht ab. Eine Reihe Investoren stehen laut dem Bericht bereit, Anteile zu einem Preis zu erwerben, der OpenAI mit 500 Milliarden US-Dollar bewertet. Anfang August lag der Schätzwert noch bei 300 Milliarden US-Dollar. Konkurrent Anthropic liegt bei rund 180 Milliarden US-Dollar.