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Die Non-Profit-Organisation OpenAI will beim Wettrennen zur generellen Künstlichen Intelligenz nicht abgehängt werden. Daher wird sie - zumindest teilweise - zur For-Profit-Organisation. Die OpenAI-Entscheider Ilya Sutskever und Greg Brockman verteidigen diesen Schritt.

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Ziel von OpenAI ist es, die große Vision der KI-Branche wahr zu machen: eine Künstliche Intelligenz, die eigenständig lernt und ihr Wissen von einer Aufgabe zur nächsten überträgt. So eine KI könnte sich selbst verbessern bis zu einem Punkt, ab dem kein Mensch mehr Schritt halten kann.

Die Konsequenz wäre, in einer Utopie, eine Maschine, die die großen Probleme der Menschheit mit Leichtigkeit löst: Klimawandel, Armut, Krankheit. Diese Künstliche Intelligenz möchte OpenAI fördern, so steht's in der Selbstbeschreibung: KI muss dem Wohl der Menschheit dienen, heißt es da.

Oder - so lautet die Dystopie - diese ultimative Denkmaschine würde die Menschheit aus dem Weg räumen, da sie der eigenen Zielerreichung nur im Wege steht. Diese KI möchte OpenAI verhindern.

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Wer profitiert von KI?

Es gibt freilich zahlreiche Grautöne zwischen Utopie und Dystopie, zum Beispiel, dass eine allmächige KI sich zwar nicht verselbstständigt, aber einzelne Menschen noch reicher und mächtiger macht als es Internet-Milliardäre wie Facebook-Chef Mark Zuckerberg oder Amazons Jeff Bezos heute schon sind.

"Technologie hat sich so entwickelt, dass man mit der richtigen, großen Idee, riesige Werte generieren kann - aber dann hat sie auch diese vermögenskonzentrierende Wirkung", sagt OpenAI-Mitgründer Greg Brockman der Internetseite Vox. "Wenn eine generelle KI entsteht, dann wird dieser Effekt von Anfang an hundertmal, tausendmal, zehntausendmal stärker sein als bislang."

Das größte Risikopotenzial Künstlicher Intelligenz sieht Brockman in massiven Veränderungen in kurzer Zeit - ähnlich wie beim Internet, nur noch viel schneller.

"Wir hatten 40, 50 Jahre Zeit, um das Internet in die Gesellschaft zu integrieren. Und ehrlich gesagt, war dieser Wandel immer noch zu schnell", sagt Brockman. "Du schaust dir die jüngsten Ereignisse an und ... es wäre einfach schön, wenn wir mehr Zeit damit verbracht hätten, zu verstehen, wie sich das [Internet] auf uns auswirken würde."

Eine generelle Künstliche Intelligenz sei wie eine "komprimierte Version" der Internet-Revolution.

Empfehlung

Super-KI: Greifbar oder nur ein Hirngespinst?

Um den Risiken der KI-Entwicklung zu begegnen, befasse sich OpenAI nicht nur mit Technologie, sondern auch mit dem menschlichen Faktor, erklärt der Chefwissenschaftler Ilya Sutskever. Unter anderem will OpenAI mehr Sozialwissenschaftler einstellen.

Eine weitere Aufgabe sieht Sutskever darin, Regierungen aufzuklären über den Stand bei KI, sodass sie informierte Entscheidungen treffen können.

Außerdem arbeite OpenAI selbst an der generellen Künstlichen Intelligenz: "Wir wollen dafür sorgen, dass sie sicher ist, dass die Ziele eindeutig sind und die KI ihnen folgt."

Die Idee, dass eine generelle Künstliche Intelligenz überhaupt möglich ist, sei aufgrund der jüngsten Fortschritte im Deep Learning nicht total abwegig: "Es gibt einige wenige Werkzeuge, und die sind schon generell - dieselben Werkzeuge lösen eine Vielzahl von Problemen", sagt Sutskever.

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Die mit Deep Learning erzielten Ergebnisse seien qualitativ hochwertig und die Methode selbst skalierbar. "Plötzlich denkt man sich, ok, eine generelle Künstliche Intelligenz könnte durchaus in Reichweite sein", sagt Sutskever.

Offenheit ist nicht per se die beste Lösung

Auf dem Weg zur Super-KI will OpenAI nicht mehr pauschal alle Forschungsergebnisse öffentlich machen, sondern von Fall zu Fall entscheiden, welcher Fortschritt der Menschheit nutzt - und welcher ein Risiko sein könnte.

"Ist die Welt besser, weil Deepfakes möglich sind? Das ist nicht so einfach zu sagen, oder?", sagt Brockman.

OpenAI entschied sich kürzlich gegen die Veröffentlichung einer Text-KI, deren Schriftstücke stellenweise nicht zu unterscheiden sind von den von Menschen geschriebenen Texten.

OpenAIs Ziel sei es, so Brockman, sicherzustellen, dass "die Zukunft gut wird, wenn fortschrittliche Technologien verfügbar sind". Dass jeder zu jedem Ergebnis Zugang hat, garantiere keinen positiven Ausgang.

KI ist teuer

Kritik musste OpenAI ob der neuen Unternehmensstruktur einstecken: Bisher war die Positionierung als Non-Profit-Organisation zum Wohle der Menschheit eindeutig. Doch ein kommerzieller Ableger der Organisation ist neuerdings für Investoren zugänglich. Das Bild von OpenAI als philanthropische Einheit im kapitalistischen Haifischbecken der Tech-Branche verwässert dadurch.

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"Fortschritte in Richtung der generellen Künstlichen Intelligenz sind nicht günstig", begründet Sutskever die neue Unternehmensstruktur, die rund zwei Jahre in Arbeit war.

"Man braucht gigantische Mengen Rechenleistung und muss die besten Talente anziehen und halten. Gerade der Bedarf an Rechenleistung ist in den letzten Jahren extrem schnell gestiegen. Als reine Non-Profit-Organisation haben wir unser Limit erreicht, unsere Arbeit durch Spendengelder zu finanzieren."

Milliarden US-Dollar möchte OpenAI von Investoren einsammeln, um konkurrenzfähig zu bleiben mit Google, Amazon und Co. An die ursprüngliche Mission der Non-Profit-Organisation - KI zum Wohle der Menschheit - möchte sich OpenAI laut Sutskever trotz der neuen Struktur auch in Zukunft "so gut wie möglich" halten.

Quelle: Vox, Titelbild: OpenAI

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Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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