Microsoft und OpenAI sind sich offensichtlich nicht einig, wie viel Rechenleistung KI in Zukunft benötigen wird. Microsoft scheint auf die Bremse zu treten, OpenAI sucht nach weiteren Partnern.
Laut aktuellen Investorenunterlagen plant OpenAI eine deutliche Verschiebung seiner strategischen Partnerschaften. Wie The Information berichtet, soll das gemeinsam mit SoftBank und Oracle betriebene Rechenzentrum-Projekt "Stargate" bis 2030 rund 75 Prozent der benötigten Rechenleistung bereitstellen - und damit Microsoft als wichtigsten Infrastrukturpartner ablösen.
Bis 2030 will das Unternehmen Rechenzentren mit einer Gesamtleistung von 8 Gigawatt aufbauen - eine Größenordnung, die mit der gesamten Rechenzentrumsflotte großer Cloud-Anbieter vergleichbar ist.
Das bedeutet jedoch nicht, dass OpenAI in Zukunft weniger Geld bei Microsoft ausgeben wird: Basierend auf den aktuellen Verträgen werden die Ausgaben zunächst von 13 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf 28 Milliarden Dollar im Jahr 2028 steigen. Wenn Microsoft mehr Kapazitäten zur Verfügung stellt, könnten diese Ausgaben noch weiter steigen. Zudem profitiert Microsoft als Großinvestor ohnehin vom Erfolg von OpenAI.
OpenAI will Umsätze in diesem Jahr verdreifachen - und noch mehr Geld verbrennen
OpenAIs Umsatz soll sich von 3,7 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf 12,5 Milliarden Dollar mehr als verdreifachen. Bis 2026 peilt OpenAI 28 Milliarden Dollar an. Ein Drittel des Wachstums in diesem Jahr soll durch die Nutzung von OpenAI-Produkten in Softbank-Unternehmen entstehen.
Gleichzeitig steigt der Cash-Burn an: von etwa 2 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr auf knapp 7 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Der Höhepunkt wird für 2027 mit etwa 20 Milliarden Dollar erwartet. Erst gegen Ende des Jahrzehnts rechnet OpenAI mit Profitabilität.
Das liegt insbesondere an den massiven Investitionen in Rechenleistung. Für den Zeitraum 2025 bis 2030 plant OpenAI hier mit Investitionen von mehr als 320 Milliarden Dollar für Training und Betrieb der KI-Modelle. Rund die Hälfte des Budgets ist für das Training vorgesehen, ab 2030 sollen dann die Betriebskosten höher sein.
OpenAI plant eine weitere Mega-Finanzierungsrunde über 40 Milliarden Dollar in den kommenden Monaten, von denen SoftBank allein 30 Milliarden beisteuern soll. Die Bewertung des KI-Unternehmens würde damit auf 260 Milliarden Dollar steigen. Die ersten zehn Milliarden Dollar sollen bis Ende März eingesammelt werden. Das gesamte Stargate-Projekt soll ein Investitionsvolumen von 500 Milliaden US-Dollar haben.
Microsoft agiert zurückhaltender
Microsoft-CEO Satya Nadella gibt sich in Sachen Rechenleistung zurückhaltender. Er erwartet ein Überangebot an Rechenleistung ab 2027/2028 und stellte sinkende Preise in Aussicht. Es reiche nicht, einfach Kapazitäten aufzubauen und auf Nachfrage zu hoffen, so Nadella. Microsoft baut zwar seine eigenen Rechenzentren ebenfalls aus, allerdings in einem vorgegebenen Rahmen von 80 Milliarden US-Dollar für das Fiskaljahr 2025.
OpenAI wettet dagegen: Das KI-Labor vermeldete diese Woche mehr als 400 Millionen wöchentlich aktive Nutzer - ein Anstieg von 8 Prozent allein in den letzten Wochen. Die Nutzung der API soll sich seit der Einführung von o3-mini verfünffacht haben.
OpenAI schloss schon im Sommber 2024 erste Verträge mit Oracle für mehr Rechenleistung. Im Oktober 2024 hatte OpenAI-Chef Sam Altman Bedenken geäußert, dass Microsoft nicht schnell genug Server bereitstellen könne, um mit der Konkurrenz von Elon Musks xAI mit Grok 3 Schritt zu halten.
Musk hat in Memphis ein Rechenzentrum mit 200.000 Nvidia-Chips in Betrieb, das massiv ausgebaut werden soll. Ein zweites entsteht in Atlanta, das derzeit 12.000 GPUs installiert hat.