Auf einer Konferenz über autonome Waffensysteme in Wien haben zahlreiche hochrangige Experten ihre große Besorgnis über die Risiken dieser Technologien zum Ausdruck gebracht. Sie fordern dringend ein rechtlich verbindliches Instrument zur Regulierung.
Führende Experten aus Politik, Militär, Wissenschaft und Zivilgesellschaft haben bei der internationalen Konferenz "Humanity at the Crossroads" in Wien vor den Gefahren autonomer Waffensysteme gewarnt.
Solche Waffen würden das Risiko der Eskalation von Konflikten drastisch erhöhen, seien ethisch höchst problematisch und untergrüben die menschliche Kontrolle über Entscheidungen über Leben und Tod.
Der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg verglich die aktuelle Situation mit einem "Oppenheimer-Moment" und forderte die internationale Gemeinschaft zum raschen Handeln auf.
Er betonte, dass nur noch ein kleines Zeitfenster bleibe, um internationale Regeln und Standards zu vereinbaren, die sicherstellen, dass die Kontrolle über die folgenschwersten Entscheidungen in menschlicher Hand bleibt und nicht an Maschinen abgegeben wird.
Einhaltung des humanitären Völkerrechts nicht mehr gewährleistet
Auch Mirjana Spoljaric, Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), äußerte die Befürchtung, dass autonome Waffensysteme zu einer "Entmenschlichung der Kriegsführung" führen könnten. Ohne menschliche Kontrolle über den Einsatz dieser Waffen sei die Einhaltung des humanitären Völkerrechts nicht mehr gewährleistet.
Wenn autonome Waffensysteme ohne menschliches Zutun Ziele auswählen und Gewalt anwenden können, gehe zudem die Verantwortlichkeit und Rechenschaftspflicht für den Einsatz von Gewalt verloren.
Der estnische Tech-Unternehmer Jaan Tallinn, Mitbegründer von Skype, warnt eindringlich vor den Gefahren autonomer Waffensysteme, insbesondere solcher, die auf Menschen zielen können. Er sieht darin eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit und fordert ein Verbot.
Richard Moyes, Direktor der KI-Abrüstungsorganisation Article 36", unterstrich die Notwendigkeit einer Regulierung. Die Fähigkeit, vorhersagen zu können, was beim Einsatz eines Systems passieren wird, basiere auf dem Verständnis sowohl der Technologie als auch des Kontextes und deren Wechselwirkung, erklärte er. Um diese Grundlagen zu schaffen, müssten Verpflichtungen zum ausreichenden Verständnis der Technologie und des Kontextes festgelegt werden.
Die zweitägige Konferenz wurde von der österreichischen Regierung ausgerichtet und zog über 140 Staaten und fast 900 Teilnehmer an. Die Diskussionen sollen Impulse für den weiteren diplomatischen Prozess liefern, mit dem Ziel, autonome Waffen international zu ächten.
Viele Sprecher betonten, dass dafür nicht mehr viel Zeit bleibt, da die Technologien rasant voranschreiten. Die "Büchse der Pandora" sei bereits geöffnet, nun gelte es, die Entwicklung in die richtigen Bahnen zu lenken, so der Tenor.