KI in der Praxis

Portland trotzt Amazon: Härtestes Verbot von Gesichtserkennung

Maximilian Schreiner
EIne Wand voller Kameras beobachten zwei Personen

Die US-Stadt Portland verbietet Behörden und Unternehmen jeden Einsatz von KI-Software für Gesichtserkennung. Es ist das bisher strengste Verbot der umstrittenen Überwachungstechnologie.

Die Stadt Portland verbietet Gesichtserkennungssoftware besonders rigoros: Weder Behörden noch Unternehmen dürfen die Technologie nutzen. Bisherige Verbote anderer US-Städte wie San Francisco untersagen den Einsatz von Gesichtserkennung nur den Behörden.

Das Verbot für Behörden gilt ab sofort, das für Unternehmen ab dem 01. Januar 2021. Die Behörden in Portland haben 90 Tage Zeit, um ihren Einsatz von Gesichtserkennungssoftware zu überprüfen und einzustellen.

Als Begründung für das besonders strenge Verbot führt Portlands Bürgermeister Ted Wheeler den Eingriff der Technologie in die Privatsphäre und die immer wieder auftretenden Vorurteile in KI-Systemen an. Die Stadt hatte vor der Entscheidung Bürgerinnen und NGOs nach ihrer Meinung befragt.

Verbot könnte Signalwirkung haben

Portland ist mit knapp 650.000 Einwohnern die größte Stadt im US-Bundesstaat Oregon. Das Verbot für KI-gestützte Gesichtserkennung könnte somit Signalwirkung für den Bundesstaat und nationale Gesetzgeber haben.

Während Verbote für Behörden schon in anderen Städten aktiv sind, blieb die Kritik am Einsatz durch Unternehmen bisher ohne Auswirkung. Das Verbot in Portland könnte einen Präzedenzfall für andere Städte schaffen und verhindern, dass Unternehmen biometrische Daten ohne Zustimmung sammeln, speichern, verkaufen oder weiterverarbeiten.

Das Verbot der Gesichtserkennungssoftware könnte für Portland nur der erste Schritt sein, legt ein Interview mit Beteiligten nahe. Demnach soll es als Grundlage einer weitreichenden Regulierung von Systemen dienen, die Stimmen, Bilder, Standorte oder andere biometrische und ortsbasierte Daten sammeln.

Amazon wollte das Gesetz verhindern

Diese weitereichende Regulierung war es wohl, die Amazon dazu verleitete, in den letzten zwei Jahren etwa 24.000 US-Dollar an eine Lobby-Firma für Zugang zu Portlands Politikern zu zahlen. Amazon hat mit Recognition eine weit verbreitete Bilderkennungssoftware im Angebot, die von Behörden und Unternehmen auch für Gesichtserkennung verwendet wird.

Im Juli verkündete Amazon einen einjährigen Verkaufsstopp von Rekognition an Polizeibehörden. Den größten Umsatz macht Amazon jedoch mit Unternehmenskunden: Zu der langen Liste der Abnehmer gehören Dating-Apps, das auf die Unterstützung von Polizeibehörden spezialisierte KI-Unternehmen Marinus Analytics, die Social-Media-Analytics-Plattform Klear oder große Unternehmen wie die NFL, CBS und National Geographic.

Sollten sich weitere Großstädte entschließen, Gesichtserkennungssoftware ebenfalls für Unternehmen zu verbieten, könnte Amazon ein lukratives und wachsendes Geschäftsfeld wegbrechen.

Eine stärkere Regulierung weiterer Systeme, wie sie jetzt womöglich in Portland bevorsteht, könnte darüber hinaus Produkte wie Amazons Alexa oder das Kerngeschäft Online-Handel betreffen, bei dem gesammelte Kundendaten für Produktempfehlungen eingesetzt werden.

Quelle: Vice

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