Mit milliardenschweren KI-Investitionen und neuen Exportdeals für US-Chips verschieben sich geopolitische Kräfteverhältnisse. Saudi-Arabien und die Emirate wollen sich als KI-Zentren etablieren – mit Unterstützung aus dem Silicon Valley.
Saudi-Arabien hat mit „Humain“ ein neues KI-Unternehmen gegründet, das als zentrales Instrument zur Umsetzung der nationalen KI-Strategie dienen soll. Vorsitzender der Firma ist Kronprinz Mohammed bin Salman. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur SPA plant Humain den Aufbau eigener Rechenzentren und arabischsprachiger Sprachmodelle für den Einsatz in Saudi-Arabien und dem Nahen Osten.
Die Gründung erfolgte unmittelbar vor dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in Riad. Parallel dazu findet ein US-saudisches Investitionsforum statt, bei dem auch Elon Musk, Sam Altman und Mark Zuckerberg erwartet werden. Im Rahmen des Forums sollen milliardenschwere Vereinbarungen in den Bereichen KI, Verteidigung und Infrastruktur bekanntgegeben werden.
PIF als treibende Kraft hinter saudischer KI-Offensive
Humain gehört vollständig dem saudischen Staatsfonds Public Investment Fund (PIF), der über ein Vermögen von rund 940 Milliarden US-Dollar verfügt. Der Fonds hatte in den vergangenen Jahren bereits mehrere KI-Initiativen gestartet, darunter Alat, das bis 2030 rund 100 Milliarden US-Dollar in KI-Hardware investieren will – ebenfalls unter dem Vorsitz des Kronprinzen.
Mit Humain soll laut Financial Times nun mehr institutionelle Klarheit in die saudischen KI-Aktivitäten gebracht werden, die bislang von einer Vielzahl an Initiativen geprägt waren. Saudi-Arabiens Ziel sei es, sich als globales Zentrum für künstliche Intelligenz zu etablieren und die Abhängigkeit vom Ölsektor zu reduzieren.
Trump-Regierung ermöglicht Großlieferung von KI-Chips an Golfstaaten
Zeitgleich verhandelt die US-Regierung über eine massive Lieferung von KI-Chips an die emiratische KI-Firma G42. Laut New York Times sollen dabei Hunderttausende Chips der Firmen Nvidia und AMD exportiert werden – sowohl für eine Partnerschaft mit OpenAI als auch direkt an G42. Die Verhandlungen werden von David Sacks, dem KI-Beauftragten des Weißen Hauses, geführt.
Die Initiative markiert eine Kehrtwende gegenüber der restriktiveren Chip-Politik der Biden-Regierung. Diese hatte Exporte an Länder mit engen Verbindungen zu China stark begrenzt. G42 stand in der Vergangenheit unter Beobachtung, weil das Unternehmen mit chinesischen Firmen wie Huawei kooperierte. US-Geheimdienste warnten, dass G42 ein möglicher Kanal zur Weitergabe sensibler Technologie an China sein könnte.
OpenAI und Microsoft als strategische Partner
OpenAI-CEO Sam Altman hatte sich in der Vergangenheit für mehr Rechenleistung im Nahen Osten eingesetzt. Er erhofft sich davon einen Ausbau der globalen Infrastruktur für KI-Modelle. Laut New York Times lobbyierte Altman aktiv für die Genehmigung weiterer Chip-Exporte an G42 und andere Partner in der Region.
Bereits unter der Biden-Regierung hatte G42 eingeschränkt Zugang zu US-Chips erhalten – unter der Bedingung, dass Microsoft die Kontrolle über die Hardware übernimmt. G42 durfte Microsoft-Dienste auf Basis dieser Chips vertreiben, jedoch nicht selbst betreiben. Nun will G42 unabhängiger agieren und fordert uneingeschränkten Zugang.
Geopolitik im KI-Zeitalter
Die geplanten Lieferungen an G42 und Humain könnten die geopolitische Landschaft der KI-Technologie nachhaltig verändern. Laut Alasdair Phillips-Robins von der Carnegie Endowment for International Peace läuft die US-Regierung Gefahr, „die Kontrolle über die Zukunft der KI an politische Systeme zu verlieren, denen man nicht grundsätzlich trauen sollte“.
Trotz dieser Bedenken verfolgt die Trump-Regierung eine neue Strategie: Statt Exportbeschränkungen aufrechtzuerhalten, setzt sie auf direkte Abkommen mit befreundeten Regierungen. Erste Profiteure dieser Politik sind Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Trump hatte eine umfassende, unter Biden vorgestellte Exportkontrolle für KI-Technologie, die die Welt in drei Zonen aufteilte, kürzlich zurückgezogen und plant ein simpleres System.
Laut New York Times plant die US-Regierung, während Trumps Reise weitere Kooperationen mit regionalen Akteuren und US-Technologiekonzernen wie Microsoft, Google und OpenAI bekanntzugeben.