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Eine neue Studie analysiert das Potenzial der generativen KI als Universaltechnologie. Demnach könnte KI die Produktivität steigern, das Wachstum beschleunigen und die Arbeitsmärkte schneller verändern als bisherige Basistechnologien - und damit auch hoch qualifizierte Arbeitskräfte vor Herausforderungen stellen.

Generative KI hat das Potenzial, als sogenannte Universaltechnologie Wirtschaft und Gesellschaft tiefgreifend zu verändern. Zu diesem Schluss kommt Andrew McAfee, Forscher an der MIT Sloan School of Management und Mitbegründer und Co-Direktor der MIT-Initiative zur digitalen Wirtschaft. Wie zuvor die Dampfmaschine, der Verbrennungsmotor und die Elektrifizierung könnte diese neue KI-Technologie das Produktivitätswachstum erheblich beschleunigen. Die Studie wurde im Rahmen eines Technology & Society Visiting Fellowship bei Google durchgeführt.

McAfee argumentiert, dass generative KI die drei Merkmale einer universellen Technologie erfüllt: Sie verbessert sich schnell, ist breit anwendbar und ermöglicht komplementäre Innovationen. Innerhalb weniger Jahre haben Sprachmodelle enorme Leistungssprünge gemacht, etwa bei Wissenstests und juristischen Prüfungen. Gleichzeitig zeigen Studien, dass die Technologie schon heute in 80 Prozent der Berufe mindestens 10 Prozent der Aufgaben produktiver machen könnte. Neue Anwendungen, etwa in der Robotik und der Materialforschung, lassen das Innovationspotenzial erahnen.

Im Gegensatz zu früheren Basistechnologien, die sich über Jahrzehnte verbreitet haben, könnte generative KI ihre Wirkung dabei viel schneller entfalten, so McAfee. Die notwendige digitale Infrastruktur sei bereits vorhanden, die Nutzer benötigten keine speziellen Computerkenntnisse und Produktivitätsgewinne seien bereits nach wenigen Wochen sichtbar. Unternehmen mit KI-affinen Mitarbeitern verzeichnen seit 2022 ein höheres Börsenwachstum als weniger exponierte Unternehmen.

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Goldman Sachs schätzt, dass generative KI das Wirtschaftswachstum in den USA in den nächsten zehn Jahren um 0,4 Prozentpunkte und in anderen Industrieländern um 0,3 Prozentpunkte pro Jahr beschleunigen könnte. Dieses zusätzliche Wachstum könne für mehr Wohlstand, bessere Gesundheit und weniger Umweltverschmutzung führen, argumentiert McAfee. Darüber hinaus könnte die Technologie die Menschen von Routineaufgaben entlasten und ihnen mehr Zeit für wertschöpfende Tätigkeiten, etwa in der Medizin, verschaffen.

"Einige hoch qualifizierte Arbeitskräfte werden sich umorientieren müssen"

Der KI-Boom birgt jedoch auch Risiken. Wie bei früheren Umwälzungen dürfte sich die Nachfrage nach Qualifikationen stark verändern. „Aktuelle Technologien haben gezeigt, dass sie bei Aufgaben, die Kreativität, Analyse, Problemlösung, Überzeugungskraft, Synthese und andere fortgeschrittene Fähigkeiten erfordern, auf Expertenniveau arbeiten“, so McAfee. „Einige hoch qualifizierte und gut bezahlte Arbeitskräfte, die heute ihren Lebensunterhalt mit diesen Fähigkeiten verdienen, werden sich umorientieren müssen, um ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt zu erhalten oder zu steigern“.

Generative KI wird jedoch nicht zwangsläufig alle Aufgaben automatisieren. Laut McAfee zeigen Forschungsergebnisse, dass die besten Ergebnisse erzielt werden, wenn Menschen kontinuierlich mit der Technologie interagieren. Die Beherrschung dieser Interaktion wird eine wertvolle Fähigkeit für Menschen in vielen Berufen sein, selbst für diejenigen mit den höchsten Qualifikationen und Ausbildungsniveaus.

Bisher deuten die historischen Erfahrungen nicht auf technologiebedingte Massenarbeitslosigkeit hin. Aber Einkommensungleichheit und disruptiver Strukturwandel könnten zunehmen, wenn sich Qualifikationen und Arbeitsplätze schnell verändern. Ein weiteres Risiko: Große Unternehmen könnten ihren Vorsprung weiter ausbauen, kleinere zurückfallen. Um den Wandel sozial abzufedern, schlägt McAfee vor, erfolgreiche Ansätze aus der Pandemie wie Lohnersatzleistungen und Umschulungen zu nutzen. Auch KI-Systeme selbst könnten lebenslanges Lernen erleichtern.

Welche Länder im KI-Zeitalter die Nase vorn haben werden, ist offen. Erfolgsfaktoren dürften eine marktorientierte Innovationskultur, digitale Infrastruktur, spezialisierte Ausbildung und ein stabiler Rechtsrahmen sein. Fest steht: Wer die Entwicklung und Nutzung generativer KI vorantreibt und klug reguliert, kann wirtschaftlich profitieren. Länder abseits der technologischen Frontier laufen hingegen Gefahr, den Anschluss zu verlieren.

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Zusammenfassung
  • Eine neue Studie von Andrew McAfee (MIT) sieht generative KI als potenzielle Universaltechnologie, die Produktivität und Wachstum erheblich steigern, aber auch Arbeitsmärkte schnell verändern könnte.
  • Generative KI erfüllt laut McAfee die Merkmale einer Universaltechnologie: schnelle Verbesserung, breite Anwendbarkeit, Ermöglichung komplementärer Innovationen. Im Gegensatz zu früheren Basistechnologien könnte sie ihre Wirkung viel schneller entfalten.
  • Der KI-Boom birgt Chancen wie Wachstum und Entlastung von Routineaufgaben, aber auch Risiken wie disruptiven Strukturwandel und zunehmende Ungleichheit. Den kompetenten Umgang mit generativer KI sieht McAfee als Schlüsselqualifikation für Beschäftigte.
Quellen
Max ist leitender Redakteur bei THE DECODER. Als studierter Philosoph beschäftigt er sich mit dem Bewusstsein, KI und der Frage, ob Maschinen wirklich denken können oder nur so tun als ob.
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