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Im Rennen um die KI-Vorherrschaft gibt es zwei mögliche Gewinner und die EU. Ein Überblick und eine Einschätzung des Status quo.

Der globale Wettlauf um die besten KI-Systeme ist in vollem Gange. Die Volksrepublik China und die Vereinigten Staaten von Amerika liefern sich seit Jahren einen technologischen Wettlauf, der mit dem Wettrüsten und dem „Space Race“ des Kalten Krieges vergleichbar ist.

Doch worum geht es bei diesem KI-Wettlauf eigentlich? Warum sind die Weltmächte besonders an dieser Technologie interessiert und was tun sie, um vorne mit dabei zu sein? Wo steht die EU in diesem Rennen?

Künstliche Intelligenz: Ein Multitalent

Das Interesse beider Länder an Künstlicher Intelligenz liegt vor allem in der Vielseitigkeit der Technologie begründet - sie ist eine Schlüsseltechnologie, die in nahezu allen Bereichen eingesetzt werden kann.

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Vor allem die Fähigkeit von KI zur allgemeinen Steigerung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität sowie zur militärischen Aufrüstung von Waffensystemen hat das Interesse in Washington und Peking geweckt. Während KI für den einzelnen Nutzer ein Tool zur Erleichterung des Alltags ist, wird diese Technologie für Staaten zunehmend zu einer strategischen Anlage.

Angesichts der Einschätzung von Experten, dass wir am Beginn einer neuen, von KI getriebenen, industriellen Revolution stehen, ist es nicht verwunderlich, dass rivalisierende Nationen auch und gerade in diesem Bereich intensive Anstrengungen unternehmen, um die Führungsposition in der Weltwirtschaft von morgen zu erringen - „The Winner Takes it all“.

Doch was genau unternehmen die beiden Rivalen nun, um dieses Rennen für sich zu entscheiden?

China: Vision und Strategie

Der Startschuss für das „KI-Rennen“ fiel bereits 2017. Im Juli dieses Jahres veröffentlichte die Regierung der Volksrepublik China den „Next Generation AI Development Plan“. Darin erklärte China die Entwicklung, Erforschung und Umsetzung von Künstlicher Intelligenz zur nationalen Priorität und strebt gleichzeitig an, bis 2030 in diesen Bereichen weltweit führend zu werden.

Im Rahmen seiner Initiative hat China begonnen, mehrere Milliarden Dollar in IT- und KI-Unternehmen zu investieren und die Forschung intensiv zu fördern. Mit Erfolg: Auf der praktischen Ebene werden in der Volksrepublik jährlich rund 1,4 Millionen Ingenieure ausgebildet, ein ganzes Drittel davon im Bereich KI. Auch im theoretisch-wissenschaftlichen Bereich kann sich China sehen lassen. Allein neun der zehn renommiertesten Forschungseinrichtungen, die zu KI forschen, haben ihren Sitz in China, das bereits heute die Wissenschaft quantitativ und qualitativ mit Publikationen versorgt.

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Das internationale Renommee dieser Einrichtungen rührt vor allem daher, dass die dort publizierten Erkenntnisse zu den aktuell meistzitierten Publikationen im KI-Sektor insgesamt zählen. Chinesische Forschungsberichte werden sogar häufiger in wissenschaftlichen Arbeiten außerhalb Chinas zitiert als innerhalb Chinas. Dies zeigt, dass die chinesische KI-Forschung international durchaus anerkannt ist und weltweit als Grundlage für weitere Entwicklungen in diesem Bereich genutzt wird.

Chinas Datenvorteil

Neben Forschung und Fachkräften verfügt das Land auch über einen enormen Datenvorteil. Künstliche Intelligenz und ihre Anwendungen müssen mit großen Datenmengen gefüttert und trainiert werden, um leistungsfähig zu sein. Der Zugang zu diesen Daten ist in China für Forschung und Entwicklung besonders einfach, da zum einen Datenschutzbestimmungen im nationalen Interesse schnell aufgehoben werden und zum anderen das Land bereits zahlreiche Branchen wie Dienstleistungen und Baugewerbe mit Daten-generierenden virtuellen Assistenten, Robotern und Überwachungssystemen ausgestattet hat, die Daten von rund 1,4 Milliarden chinesischen Bürgern beziehen.

Damit verfügt China neben der finanziellen Investitionsbereitschaft, der Anzahl an Fachkräften und wissenschaftlichen Einrichtungen auch über eine äußerst hilfreiche Datenbasis, um die Vision einer KI-Weltmarktführerschaft zu realisieren.

Um das Vertrauen in die Technologie national und international zu etablieren, werden von der Regierung fast regelmäßig Gesetze zur Regulierung von KI verabschiedet und die Technologie selbst zunehmend in den Alltag der Bevölkerung integriert. China erhofft sich dadurch auch einen internationalen Export seiner Regulierungsstandards und KI-Anwendungen.

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Ein Ergebnis des chinesischen KI-Entwicklungsprogramms ist beispielsweise die KI-gestützte „City Brain Software“ von Alibaba. Auf Basis von Verkehrsdaten der Stadt Hangzhou konnte der Verkehr in einer der verkehrsreichsten Städte der Welt durch intelligente Ampelschaltungen deutlich optimiert werden. Lag die Metropole noch auf Platz 5 der Städte mit dem weltweit höchsten Verkehrsaufkommen, ist sie nach dem Einsatz der City Brain Software auf Platz 57 vorgerückt.

China verfolgt also mit Nachdruck die eigene Vision, eine führende Rolle in der Entwicklung, Regulierung und Implementierung von Künstlicher Intelligenz einzunehmen. Doch wie reagiert Chinas größter und systematischer Konkurrent, die USA, auf diesen ambitionierten Führungsanspruch, der mittlerweile Früchte trägt?

USA: Aus der Defensive in die Offensive

Als die ambitionierten Führungsansprüche 2017 in Peking verkündet wurden, sahen die USA zunächst keinen Grund zum Handeln. Obwohl damals einflussreiche Vertreter der Tech-Branche, darunter der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt, auf einer Sicherheitskonferenz kurz nach Bekanntwerden der chinesischen Initiative ausdrücklich davor warnten, dass China seine Pläne durchaus umsetzen könnte, ruhten sich die USA laut dem US-Verteidigungsexperten Paul Scharre auf ihrer bisherigen Vormachtstellung in der Tech-Industrie aus.

Erst im Mai 2021, als Eric Schmidt in einem Abschlussbericht der National Security Commission on Artificial Intelligence von einer akuten Bedrohung der US-Bürger durch Chinas Fortschritte im KI-Sektor sprach, begannen die USA unter Joe Biden im Rennen aktiv zu werden und den eigenen Rückstand zu korrigieren.

Neben der Aufholjagd bei den Investitionen in die KI-Wirtschaft und -Forschung, die derzeit sechsmal so hoch sind wie die chinesischen Investitionen, beginnen die USA im Sommer desselben Jahres, dem wachsenden Einfluss Chinas entgegenzuwirken. Neben der Förderung und Bevorzugung der eigenen Industrie und dem späteren Verbot chinesischer Sicherheitskameras und Netzwerkausrüstung aus Angst vor chinesischer Datensammlung spielen die USA vor allem zwei Vorteile gegen China aus.

Die USA setzen auf Chip-Embargos

Erster Vorteil: China verfügt zwar über ein erstaunliches Forschungsnetzwerk und weitreichende Anwendungssysteme, bezieht aber die für Forschung und Entwicklung notwendigen Chips hauptsächlich aus den USA. Um China zu bremsen, hat die US-Regierung im August 2022 einen Exportstopp für diese Chips beschlossen, den sogenannten „Chips and Science Act“. Diese Entscheidung bedeutet für die Volksrepublik einen gravierenden Einschnitt, da sie nicht mehr von den technologischen Fortschritten westlicher Unternehmen profitieren kann, indem sie diese einfach auf dem freien Markt erwirbt und für die eigene Entwicklung nutzt.

Vor einigen Monaten hat der US-amerikanische Prozessor- und Chiphersteller Nvidia die GPU „H100“ für den Handel freigegeben. Nvidias GPUs sind vor allem für das Training von generativer KI und großen Sprachmodellen bzw. deren Datenverarbeitung relevant. Die H100 ist laut Hersteller neunmal schneller als ihr Vorgänger "A100" und stellt damit einen immensen Schub für die gesamte KI-Forschung und -Industrie dar. Durch das Exportverbot dieser Chips (zu denen auch die H100 GPU gehört) wird China der Zugang zu dieser wichtigen Schlüsselkomponente verwehrt, was das Land im direkten Vergleich mit dem Westen in der Forschung und Entwicklung von KI-Systemen zurückfallen lassen könnte.

Diese Gefahr wird in Peking ernst genommen und erste Maßnahmen wurden bereits ergriffen. Einerseits nutzt China verschiedene, sich aber zunehmend schließende Schlupflöcher, um noch an US-amerikanische Chips zu gelangen und hortet diese, andererseits steigen die Investitionen in die eigene Chipindustrie. Ziel der Kommunistischen Partei ist es, eine technologische Autarkie aufzubauen, um die Abhängigkeit von ausländischen Chips zu verringern und schließlich zu beseitigen.

Obwohl China in der Chipentwicklung mehrere Generationen hinter den USA liegt, sehen einige Experten, darunter Stanley Chao, ehemaliger Vizepräsident des US-Chipherstellers „Kingston Technology“, das Potenzial für einen raschen Fortschritt der chinesischen Chiptechnologie und prognostizieren, dass die USA bis 2025 von China eingeholt werden könnten, wenn die chinesischen Investitionen in die eigene Industrie weiter steigen. Das Chip-Embargo der USA gegen China könnte somit bald an Wirkung verlieren.

Ein weiterer Vorteil, den die USA ausnutzen, ist die Tatsache, dass viele Talente (auch chinesische) die USA als Forschungsstandort und Arbeitgeber bevorzugen, da die Regulierungen im Vergleich zu China eher locker sind. Daher ist es nur logisch, dass die USA diese Talente systematisch anwerben.

Trotz der Versäumnisse der Vergangenheit und der eher protektionistischen Maßnahmen sind die USA also mehr als ein respektabler Konkurrent für China und derzeit Marktführer.

Immerhin sind in den USA zahlreiche international agierende Big Data- und Tech-Konzerne sowie die meisten KI-Start-ups weltweit beheimatet, die die letzten Jahrzehnte der KI-Geschichte maßgeblich geprägt haben, darunter bekannte Beispiele wie Microsoft, Google, Intel oder Nvidia, aber auch OpenAI und Anthropic.

Regeln können zum Hindernis werden: ChatGPT vs. Ernie

Was die USA ebenfalls vor der Volksrepublik hält, ist überraschenderweise der Mangel an Regulierung selbst. Obwohl in China frühzeitig erkannt wurde, dass Regulierung ein wichtiger Faktor ist, um gesellschaftliches und wirtschaftliches Vertrauen in neue KI-Technologien und -Systeme zu schaffen, stellen die strikten Vorgaben der Kommunistischen Partei gleichzeitig ein selbstverschuldetes Hindernis für die Entwicklung und Adaption von KI dar.

Um dieses Phänomen zu verstehen, hilft ein kurzer Vergleich zwischen der Entstehung und Verbreitung von ChatGPT und seinen chinesischen Alternativen von Baidu, Alibaba und Co.

In einer liberalen Demokratie und einem noch liberaleren Wirtschaftssystem genießt OpenAI das Privileg, die Entwicklung und Verbreitung seiner Produkte wie ChatGPT selbst zu gestalten und zu regulieren. So konnte das Start-up grundlegende Entscheidungen wie die allgemeine Zugänglichkeit über den Browser oder auch die Bereitstellung von APIs zur weiteren Implementierung der Technologie in andere Anwendungsbereiche selbst treffen, ohne diese vorher mit externen Behörden abstimmen zu müssen. Dadurch stieg nicht nur die Zahl der Nutzer mit einem OpenAI-Account, sondern auch die Zahl der auf ChatGPT basierenden Anwendungen rasant an.

Durch die fehlende staatliche Regulierung konnten sich sowohl das Unternehmen als auch ChatGPT und damit die Technologie zunächst ungehindert am Markt und in der Gesellschaft entwickeln.

Etwas anders stellt sich die Situation in der Volksrepublik China dar. Hier stehen vor allem Softwareunternehmen grundsätzlich unter staatlicher Aufsicht. Während OpenAI im Westen nahezu autonom agieren kann, müssen in China alle Aspekte innerhalb der Entwicklung, vom grundlegenden Design bis hin zum Rollout an den Konsumenten, staatlich genehmigt werden.

Besonders deutlich wird dies am größten chinesischen Konkurrenten von ChatGPT, dem Chatbot "Ernie" von Baidu. Durch die strenge chinesische Zensur muss der Chatbot an Funktionalität einbüßen und gleichzeitig die staatlich verordneten sozialistischen Werte repräsentieren. Statt steigender Nutzerzahlen, wie sie OpenAI's ChatGPT im Westen generiert, müssen chinesische Nutzer auf langen Wartelisten ausharren oder auf den Zugang zu limitierten Testversionen hoffen, da der Staat zunächst sicherstellen will, dass die Technologie den Vorstellungen der Regierung entspricht und ihre zukünftigen Nutzer kontrolliert erreicht.

Ein Beispiel für dieses Vorgehen ist auch ein aktueller chinesischer Gesetzesentwurf, der vorsieht, dass neue Softwareanwendungen vor ihrer Veröffentlichung von offiziellen Stellen auf ihre Staatskonformität überprüft werden sollen.

Chat-GPT konnte sich im Westen ungebremst verbreiten und etablieren, Ernie ist derzeit ein Chatbot an der kurzen Leine.

Die USA ziehen Fachkräfte an

Diese Situation, die durch eine strenge und autokratische Regulierung hervorgerufen wird, führt zu einer einschränkenden Trägheit bei der Entwicklung und Anwendung von KI, die sich in einem buchstäblichen „KI-Rennen“ als nachteilig erweisen kann, wenn das Ziel darin besteht, die Führung im KI-Sektor zu übernehmen. Im Westen kann jeder seine KI und Softwareprodukte nahezu ungehindert verbreiten und entwickeln, in China hingegen ist die Regulierung insofern ein Hindernis, als sie die Entwicklungs- und Adaptionsgeschwindigkeit zugunsten des autoritären Regimes verlangsamt. Diese strikte Überregulierung macht den KI-Standort China für chinesische Fachkräfte unattraktiv und veranlasst sie zunehmend, in den USA zu forschen und zu arbeiten.

Auch wenn der vorangegangene Vergleich den Eindruck erweckt, dass die USA und der Westen ein perfektes, regulatorisch reibungsloses Umfeld für KI bieten, ist dies insbesondere in einem Bereich, der Datenregulierung, keineswegs der Fall.

Während die Volksrepublik China über umfangreiche Datensammlungen zum Training von KI-Modellen verfügt, gibt es in den USA seit 2014 immer wieder Überlegungen, Big-Data-Konzerne aufgrund des US-Kartell- und Wettbewerbsrechts aus Sorge vor einer möglichen Monopolbildung zu zerschlagen und die Datenschutzrichtlinien zu verschärfen, was genau dem Aufbau großer Datenbestände, die für eine wettbewerbsfähige KI-Entwicklung essentiell sind, entgegenwirken und China im Rennen um die Vorherrschaft in die Hände spielen würde.

Abschließend lässt sich festhalten, dass die USA ihre Versäumnisse der jüngeren Vergangenheit größtenteils aufgeholt haben und über das nötige Potenzial sowie den politischen Willen verfügen, das Rennen zu gewinnen. Doch wie steht es um die Europäische Union? Welche Pläne hat sie, um in das Rennen einzusteigen?

Die Europäische Union: Vereint in Uneinigkeit

Die Europäische Union hat gleich mehrere Probleme. Das wichtigste: Während vor allem China, aber auch die USA klare Ziele hinter der Förderung der KI-Industrie verfolgen, fehlt der EU ein strategischer Fokus. Zwar erkennt die EU die Chancen und Risiken der Technologie an, eine gemeinsame europäische Strategie und Initiative gibt es jedoch noch nicht.

Auf der Ebene der KI-Regulierung liegt die EU mit dem „AI Act“ vor den USA und weit hinter China, aber dem europäischen Kontinent fehlt es an praktischer Erfahrung mit digitalem Unternehmertum und digitalen Verbraucherprodukten. Die großen Player wie soziale Netzwerke von Meta, Software-Suiten wie Office und Hardware wie die von TSMC und Nvidia sind überwiegend Exportprodukte von außerhalb der EU.

Damit fehlt dem Kontinent die Erfahrung, die Infrastruktur und die Hardware, die China und den USA den Start ins KI-Zeitalter erleichtert haben. Auch die strengen Datenschutzrichtlinien werden nicht nur für die USA zum Problem, so haben beispielsweise deutsche Datenschützer ein Verfahren gegen OpenAI und ChatGPT wegen der Verwendung von Daten im Training und in der allgemeinen Nutzung eingeleitet, was in der jungen europäischen KI-Wirtschaft aufgrund fehlender Rechtsgrundlagen für Unsicherheit sorgt.

Das bedeutet jedoch nicht, dass solche Rechtskonflikte ausschließlich zu Unsicherheit führen müssen. Der Rechtsstreit zwischen der italienischen Datenschutzbehörde und OpenAI im April 2023 hat gezeigt, dass eine direkte Auseinandersetzung mit Regulierungsfragen zu neuen Sicherheiten führen kann. Italien ließ ChatGPT wegen mangelnder Datentransparenz und Datenschutzbedenken sperren, der Betreiber reagierte schnellstmöglich und noch im selben Monat auf die Forderungen der Datenschutzbehörde und der Chatbot ist seitdem mit angepassten Nutzungsbedingungen und transparenterer Datenverarbeitung wieder in Italien verfügbar. Für andere vergleichbare Unternehmen gibt dieser Prozess eine Orientierung, wie sie mit generativer KI und Datenschutz in Italien umgehen müssen, um rechtssicher arbeiten zu können.

Das Beispiel zeigt, dass Regulierung, gerade im Bereich des vergleichsweise strengen Datenschutzes im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz, durchaus möglich und machbar ist, dass es dafür aber, wie die italienische Datenschutzbehörde gezeigt hat, klare und realistische Vorgaben und Vorstellungen braucht, wie diese Regulierung aussehen soll, um beruhigende Signale an die europäische KI-Branche zu senden. Auch wenn Italien mit gutem Beispiel vorangegangen ist, fehlt ein solcher pragmatischer und effektiver Ansatz bisher auf EU-Ebene.

Die EU riskiert geopolitischen Einfluss

Diese Defizite und die eher geringe Förderung von KI-Startups schlagen sich auch in Zahlen nieder. Unter den Top 10 der am besten geförderten KI-Startups befindet sich kein einziges aus der EU, nur bei den Aussteigern, deren Zahl seit 2021 stetig steigt, ist die EU führend.

Dieses Ungleichgewicht kann sich zu einem ernsthaften Problem entwickeln. Wenn die EU nicht über KI-Produkte und -Dienstleistungen verfügt, um mit China und den USA mithalten zu können, riskiert sie einen erheblichen Verlust an geopolitischem Einfluss und eine zunehmende technologische Abhängigkeit von anderen.

Experten empfehlen der EU daher dringend, unabhängige Infrastrukturen und Produktionsstätten für entsprechende Hardware sowie eine erweiterte Förderkultur und Rechtsgrundlage zu schaffen, damit die EU im globalen Wettbewerb nicht den Anschluss verpasst.

USA, China oder die EU: Wer liegt vorne?

Wer das Rennen derzeit anführt, ist schwer zu sagen. Nachdem die USA schnell aufgeholt haben und sich klar in Konkurrenz zu Chinas Führungsanspruch sehen, sind beide Seiten in den Bereichen Regulierung, Anwendung und Forschung derzeit noch in einem gewissen Gleichgewicht. Was dem einen fehlt, hat der andere und umgekehrt. Hier ist noch alles offen.

Fast sicher ist jedoch, dass die EU Gefahr läuft, ganz aus dem Rennen zu sein, wenn sie keine eigenen, weitreichenden Strategien und Positionen zur Technologie und zur Förderung des Standorts Europa entwickelt, was zu deutlichen Nachteilen für die Zukunft der Europäischen Union im KI-Zeitalter führen wird.

Während China und die USA um die besten Plätze kämpfen, muss die EU handeln, um sich nicht frühzeitig aus dem Rennen zu disqualifizieren.

Quellen:

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René Siepmann

René Siepmann ist ein Student der Medienwissenschaft an der Ruhr Universität Bochum und beschäftigt sich hauptsächlich mit KI und digitalen Transformationsprozessen.

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