Nvidia meldet ein weiteres Rekordquartal – doch der Exportstopp für KI-Chips nach China kostet das Unternehmen Milliarden. CEO Jensen Huang warnt vor den geopolitischen Folgen für die US-Technologiebranche.
Nvidia hat im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2026 einen Umsatz von 44,1 Milliarden US-Dollar erzielt – ein Anstieg um 12 Prozent gegenüber dem Vorquartal und 69 Prozent im Jahresvergleich. Die Bruttomarge lag bei 60,5 Prozent (non-GAAP: 61,0 Prozent).
Doch der neue Export-Bann für KI-Chips nach China reißt ein Milliardenloch in Nvidias Bilanz: Nvidia konnte im Quartal zwar noch H20-Produkte im Wert von 4,6 Milliarden US-Dollar verkaufen, musste aber auf weitere 2,5 Milliarden US-Dollar an geplanten Lieferungen verzichten. Die bereinigte Bruttomarge wäre ohne diese Belastung bei 71,3 Prozent statt bei 61 Prozent gelegen.
Das Unternehmen musste zudem einen Abschreibungsaufwand von 4,5 Milliarden US-Dollar auf Lagerbestände und Abnahmeverpflichtungen für den KI-Chip H20 verbuchen. Seit Mitte April 2025 verlangt die US-Regierung eine gesonderte Lizenz für den Export dieser Chips.
Nvidia-CEO Jensen Huang sieht in den Exportverboten eine strategische Schwächung der USA. "Der Markt in China im Wert von 50 Milliarden Dollar ist für die US-Industrie faktisch geschlossen", sagt Huang in der Telefonkonferenz zu den Quartalsergebnissen.
Der Bann für die H20-Chips habe das Geschäft mit Rechenzentrumsprozessoren der Hopper-Serie faktisch in China beendet. Eine weitere technische Reduktion der Chips, um den Exportauflagen zu entsprechen, sei nicht mehr möglich. Zwar prüfe das Unternehmen eingeschränkte Alternativen für den chinesischen Markt – Hopper bleibe jedoch ausgeschlossen.
Die speziell für China entwickelten H20-Chips sollten eine technische Alternative bieten, die nicht unter die Exportkontrollen fiel – bis die US-Regierung auch für diese Modelle eine Lizenzpflicht einführte. Damit ist Nvidia nun vollständig vom chinesischen Rechenzentrumsmarkt abgeschnitten.
Huang: Exportregeln stärken Chinas KI-Industrie
Huang kritisiert die US-Politik, die auf der Annahme beruhte, dass China keine eigenen KI-Chips herstellen könne. "Diese Annahme war immer fragwürdig und ist jetzt offensichtlich falsch", sagte er. China verfüge über enorme Fertigungskapazitäten und werde seine KI-Plattformen weiter ausbauen – mit oder ohne Chips aus den USA.
Die Einschränkungen hätten chinesische Unternehmen eher gestärkt als geschwächt. "Wer den chinesischen Markt gewinnt, ist global führend", so Huang. "Indem wir chinesische Chipentwickler vom Wettbewerb mit den USA abschirmen, stärken wir sie international und schwächen unsere eigene Position."
Für die USA stehe mehr auf dem Spiel als nur der Verkauf von Chips. "Der KI-Wettlauf entscheidet sich nicht nur bei der Hardware, sondern bei der Frage, auf welcher Plattform die Welt läuft – mit Blick auf 6G, Quantencomputing und mehr." Huang sieht eine Gefahr für die globale Infrastrukturfunktion amerikanischer Technologieplattformen.
Der Nvidia-CEO hebt die Bedeutung chinesischer Open-Source-Modelle wie DeepSeek und QN hervor. Diese rechenintensiven Reasoning-Modelle steigern die Nachfrage nach Inferenzkapazitäten. Laut Huang wäre es strategisch wichtig, dass solche Modelle auf US-Infrastruktur laufen, da dies die Position amerikanischer Plattformen stärken würde.