OpenAI positioniert sich mit einem neuen Businessplan als patriotisches US-Unternehmen. Der KI-Konzern setzt auf America First und macht China zum Schreckgespenst.
"Wir glauben an Amerika, weil Amerika an Innovation glaubt" - mit dieser patriotischen Botschaft eröffnet OpenAI seinen neuen "Economic Blueprint". Das KI-Unternehmen positioniert sich darin als Verfechter amerikanischer Technologieführerschaft und warnt eindringlich vor der chinesischen Konkurrenz.
Der Plan zeichnet ein Bedrohungsszenario: Rund 175 Milliarden Dollar an globalem Investitionskapital stehen für KI-Projekte bereit. Wenn die USA dieses Kapital nicht anziehen können, werde es in chinesisch unterstützte Projekte fließen und den globalen Einfluss der Kommunistischen Partei stärken, warnt OpenAI.
Als Gegenmaßnahme fordert das Unternehmen strikte Exportkontrollen für fortschrittliche KI-Modelle. Diese sollen nur an verbündete Nationen weitergegeben werden. OpenAI selbst beschränkt bereits seit Anfang 2024 Zugriffe aus mehreren Ländern, darunter China.
OpenAI fordert massive Infrastrukturinvestitionen
Ein Kernpunkt des Plans ist der Ausbau der amerikanischen Infrastruktur. OpenAI fordert die Einrichtung von "AI Economic Zones" mit beschleunigten Genehmigungsverfahren für Solar-, Wind- und Atomkraftwerke sowie eine "National AI Infrastructure Highway" zur Vernetzung regionaler Strom- und Kommunikationsnetze.
Für die Forschung schlägt das Unternehmen regionale KI-Labore in Zusammenarbeit mit lokalen Industrien vor. Kansas könnte demnach ein Zentrum für KI in der Landwirtschaft werden, Texas oder Pennsylvania könnten sich auf KI in der Energieproduktion spezialisieren.
Darüber hinaus fordert OpenAI gegebenenfalls Zugang zu nachrichtendienstlichen Informationen und sicherer Infrastruktur, wie beispielsweise klassifizierten Rechenclustern, um die Sicherheit von Frontier-Modellen zu gewährleisten.
Doppelmoral beim Urheberrecht
Bemerkenswert ist OpenAIs zwiespältige Haltung zum Thema Urheberrecht. Das Unternehmen kritisiert andere Länder dafür, "keine Anstrengungen zu unternehmen, die Rechte von IP-Inhabern zu respektieren".
"Wenn die USA und gleichgesinnte Nationen dieses Ungleichgewicht nicht durch sinnvolle Maßnahmen angehen, die dazu beitragen, die KI langfristig voranzutreiben, werden dieselben Inhalte weiterhin für das KI-Training an anderer Stelle verwendet, jedoch zum Nutzen anderer Volkswirtschaften", schreibt OpenAI.
Gleichzeitig wird OpenAI selbst derzeit von zahlreichen Copyright-Inhabern verklagt, weil es deren Inhalte ohne Erlaubnis fürs KI-Training genutzt haben soll. OpenAI beruft sich dabei auf "Fair Use", also eine transformative Nutzung der Daten.
In dem Dokument fordert OpenAI zwar den "Schutz von Urhebern vor nicht autorisierten digitalen Kopien", argumentiert aber gleichzeitig, dass KI-Systeme wie Menschen von "universell verfügbaren Informationen" lernen können müssen. Letzteres entspricht der Fair-Use-Argumentation.
Hier wird nicht deutlich, vor welcher ungerechtfertigten Nutzung OpenAI warnt und inwiefern sich US-KI-Unternehmen moralischer verhalten als Nicht-US-Unternehmen. Auch andere amerikanische KI-Unternehmen wie Google oder Perplexity stehen in der Kritik und vor Gericht, weil sie auf die eine oder andere Weise urheberrechtlich geschützte Inhalte ohne Erlaubnis verwenden.
Meta hat sogar einen illegalen Datensatz mit raubkopierten Büchern über eine Torrent-File-Sharing-Plattform heruntergeladen und für das KI-Training verwendet. Auch OpenAI hat höchstwahrscheinlich raubkopierte Bücher für das KI-Training verwendet.