Der MIT-Physiker Max Erik Tegmark beschäftigt sich in seinem neuen Buch mit den möglichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Menschheit. Er glaubt an eine positive KI-Zukunft - wenn der Mensch die Kontrolle behält.
Damit das gelingt, braucht es laut Tegmark drei grundlegende Regeln, die einfach zusammengefasst wie folgt lauten: Mach KI sicher gegen Missbrauch. Baue keine Waffen damit. Vermeide gesellschaftliches Ungleichgewicht.
An erster Stelle steht laut Tegmark die Sicherheit. Wenn KI-Systeme so einfach zu hacken seien wie heutige Computer, könne man diesen nicht trauen.
Die Konsequenzen eines KI-Hacks seien viel weitreichender als der "nervige Absturz" eines normalen PCs. "Wenn die KI autonome Flugzeuge steuert oder das Arsenal an Nuklearwaffen kontrolliert, dann ist 'nervig' nicht mehr das richtige Wort", sagt Tegmark der Webseite Motherboard.
Zweitens brauche es ein internationales Abkommen, das den Einsatz autonomer Waffensysteme limitiert. Tegmark gehört zum Kreis der Forscher und Tech-Experten, die sich im Juli in einem offenen Brief an die UN gegen Killer-Roboter aussprachen. Angeführt wird die Gruppe mit 116 Spezialisten aus 26 Ländern von Tech-Milliardär Elon Musk und Mustafa Suleyma, Mitgründer von Googles KI-Abteilung Deepmind.
Drittens ist es laut Tegmark wichtig, dass der Reichtum, der durch fortschreitende Automatisierung entstehe, allen Menschen zugutekommt.
KI trifft auf Mensch: Missverständnisse vermeiden
Maschinen müssen laut Tegmark lernen, menschliche Ziele zu verstehen und zu verfolgen. Es sei schwierig, Maschinen Ziele richtig verstehen zu lassen. "Wenn ich der KI im Auto sage, dass ich möglichst schnell an den Flughafen will, darf das nicht darin enden, dass ich dort ankomme und mit Erbrochenem bedeckt bin und von Helikoptern verfolgt werde", sagt Tegmark.
Außerdem dürften sich intelligente Maschinen nicht langweilen. Sie müssen sich auch dann noch an ihre Ziele halten, wenn sie klüger werden. Tegmark nennt als Beispiel Kinder, die mit fortschreitendem Alter das Interesse an bestimmtem Spielzeug verlieren. "Die KI darf es nicht langweilig finden, nett zu Menschen zu sein", sagt Tegmark.
Gelingt das KI-Abenteuer, hat die Menschheit neue Möglichkeiten
Jeder menschliche Fortschritt sei das Ergebnis von Intelligenz, so Tegmark. In einem optimalen Szenario könne die KI die Menschheit deutlich voranbringen. Verstärke man die menschliche Intelligenz mit KI, sei das die Chance, alle Probleme der Menschheit zu lösen, von vermeintlich unheilbaren Krankheiten, Armut oder Gerechtigkeit über die Energieversorgung bis hin zum Klimawandel.
Für eine positive KI-Zukunft müsse die Menschheit Antworten auf sehr schwierige Fragen finden, so Tegmark. Einige dieser Fragen seien so komplex, dass eine Antwort 30 Jahre benötigen könnte. Daher müsse man schon jetzt mit der Antwortsuche beginnen: "Wenn wir womöglich in 30 Jahren eine Superintelligenz haben, dann müssen wir jetzt forschen und nicht die Nacht bevor jemand den Hebel umlegt."
Forsch' oder stirb
Verweigere sich die Menschheit der Künstlichen Intelligenz, ist sie laut Tegmark dem Untergang geweiht. "Das wäre Selbstmord. Wenn wir unsere Technologie nicht verbessern, dann ist die Frage nicht, ob, sondern wann wir ausgelöscht werden, ganz egal ob es ein Asteroid, ein Mega-Vulkan oder etwas anderes ist."
Tegmark glaubt gar, dass KI der Menschheit bei der Kolonialisierung fremder Planeten helfen könnte. "Die möglichen Vorteile sind gigantisch. Es geht weit über das hinaus, was Science-Fiction-Autoren beschreiben."