Laut der Analyseplattform SimilarWeb verzeichnete ChatGPT erstmals seit November 2022 einen Rückgang der monatlichen Visits.
ChatGPT verzeichnete seit Ende November 2022 einen extremen Anstieg von null auf gut 1,5 Milliarden Besuche im März 2023. Im Januar 2023 soll die Plattform bereits 100 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer gehabt haben und ist damit eines der am schnellsten wachsenden digitalen Produkte überhaupt.
Seit März 2023 hat sich das Wachstum jedoch deutlich verlangsamt. Von Mai auf Juni ging es laut SimilarWeb erstmals um rund zehn Prozent zurück. Die Zahl der Unique User sank um rund sechs Prozent. Auch die Nutzungszeit soll leicht fallen, im Mai waren es 8,5 Prozent, für Juni liegt die Zahl noch nicht vor.
Sinkende Zugriffszahlen bedeuten nicht zwangsläufig weniger Nutzer oder weniger Umsatz für OpenAI. Hier spielt die Konversionsrate eine Rolle, also wie viele Nutzerinnen und Nutzer den Dienst täglich nutzen und ggf. zu zahlenden Kunden werden.
Zudem dürfte die Zahl der B2B-Kunden von OpenAI steigen, die über die Programmierschnittstelle auf die Modelle zugreifen. Die Besucherzahlen auf der Entwickler-Webseite platform.openai.com stiegen von Mai bis Juni um 3,1 Prozent.
Bing.com konnte nur wenig vom Rummel um Bing Chat und OpenAI profitieren. Die Besucherzahlen sind seit dem Hype-Höhepunkt im Februar und März 2023 zurückgegangen, liegen aber immer noch leicht über dem Niveau vom November 2022, vor dem Start von ChatGPT und der Integration der Technologie in die Microsoft-Suchmaschine.
ChatGPT-Plugins bringen nicht unmittelbar weiteres Wachstum
Dass die Zahlen nach dem enormen Wachstum der letzten Monate und insbesondere mit dem Übergang in den Sommer nun leicht rückläufig sind, dürfte OpenAI nicht weiter beunruhigen. Für ein so junges Produkt sind die Zugriffszahlen weiter exorbitant hoch.
Interessant an den Daten von SimilarWeb ist vorwiegend, dass die Veröffentlichung der ChatGPT-Plugins und Web-Browsing im Mai, also der Elemente, die ChatGPT von der Basisfunktion eines Textgenerators zum Ökosystem und Google-Killer erheben sollen, sowie der Start von GPT-4 im März keinen weiteren größeren Wachstumsschub zur Folge hatten.
Gerade der Launch der Plugins wirkte seitens OpenAI eher hemdsärmelig, mit einem Plugin-Store ohne Suchfunktion und einer Nutzerführung, die kaum Orientierung über den Mehrwert der mehr als 400 Plugins bietet. Die Browsing-Funktion ist langsam und neigt zu Aussetzern, sie wurde von OpenAI zuletzt sogar deaktiviert, weil Nutzende damit Paywalls von Verlagen umgehen konnten.
Natürlich stecken die Technologien, insbesondere die Plugins, technisch noch in den Kinderschuhen. Die Frage ist, inwieweit und wie schnell OpenAI nachlegen kann und wie die Konkurrenz die Verschnaufpause von OpenAI nutzen wird. Ziel dürfte weiter sein, ChatGPT von einem Textgenerator zu einem Ökosystem zu entwickeln.