Adobe Analytics beobachtet, dass immer mehr Zugriff auf E-Commerce-Seiten aus KI-Suchen stammen. Die Nutzung verdoppele sich etwa alle zwei Monate.
Der Zugriff auf US-amerikanische Einzelhandels-Websites über KI-gestützte Suchsysteme ist laut einer aktuellen Adobe-Analytics-Studie drastisch gestiegen. Im Februar 2025 verzeichneten die Forscher eine Steigerung von 1.200 Prozent im Vergleich zum Juli 2024.
Besonders stark war der Anstieg während der Weihnachtssaison 2024, als die KI-gestützten Zugriffe um 1.300 Prozent im Jahresvergleich zunahmen. Am Cyber Monday betrug die Steigerung sogar 1.950 Prozent. Dieser Trend setzt sich seither fort und verdoppelt sich etwa alle zwei Monate seit September 2024. Der Anteil am Gesamttraffic sei aber im Vergleich zu Google-Werbung und E-Mail weiter gering, so Adobe.
Noch stärker als im Einzelhandel fiel der Anstieg in der Reisebranche aus: Hier verzeichneten die Analysten ein Plus von 1.700 Prozent. Im Bankensektor betrug der Anstieg 1.200 Prozent. Von den KI-Nutzern im Reisebereich berichten 84 Prozent von einer verbesserten Erfahrung.

Im Jahresvergleich ist zu berücksichtigen, dass ChatGPT seine internetbasierten Antwortdienste erst im Herbst 2024 wieder online gestellt hat und auch Google seine KI-Antwortdienste seit Herbst sukzessive ausbaut. Es ist also weiterhin mit einem starken Wachstum im Jahresvergleich zu rechnen, da es im Vorjahr einfach weniger bekannte Such-Angebote gab.
KI-Nutzer zeigen verändertes Suchverhalten
Die Studie, die auf der Analyse von mehr als einer Billion Website-Besuchen basiert, zeigt auch ein leicht verändertes Nutzerverhalten: Besucher, die über KI-Systeme auf die Seiten gelangen, zeigen ein um acht Prozent höheres Engagement und rufen zwölf Prozent mehr Seiten pro Besuch auf. Die Absprungrate ist um 23 Prozent niedriger als bei Besuchern aus anderen Quellen.
Das könnte damit zusammenhängen, dass die Nutzer von KI-Antworten besser vorbereitet auf die Website kommen, so dass die Übereinstimmung zwischen Suchintention und Website höher ist. Gegen diese These spricht jedoch, dass die Konversionsrate geringer ist: Die Kaufrate nach einer KI-Suche ist um neun Prozent geringer.

Auffällig ist laut Adobe Analytics die starke Präferenz für Desktop-Geräte: 86 Prozent der KI-gestützten Zugriffe erfolgen über Desktop-Computer, während der Desktop-Anteil im gesamten E-Commerce nur 34 Prozent beträgt.
Eine begleitende Umfrage unter 5.000 US-Konsumenten ergab, dass 39 Prozent KI bereits für Online-Shopping nutzen, weitere 53 Prozent planen dies für das laufende Jahr. Die häufigsten Anwendungen sind dabei Produktrecherche (55 Prozent), Empfehlungen (47 Prozent) und das Finden von Angeboten (43 Prozent). Generell wird die KI-Suche beim Einkaufen sehr positiv bewertet (92 Prozent) und auch die Absicht, sie in Zukunft zu nutzen, ist bei den von Adobe Befragten sehr hoch (87 Prozent).
Google zieht bei KI-Suche nach
Vor kurzem führte Google einen experimentellen "AI Mode" für seine Suchmaschine ein, der auf dem KI-Modell Gemini 2.0 basiert und die wachsende Bedeutung von KI-gestützter Websuche unterstreicht. Google will hier nicht den Anschluss verlieren, muss aber einen Balanceakt mit dem aktuellen Geschäftsmodell der traditionellen Suche meistern.
KI-Suchmaschinen könnten das Web verändern: Laut einer Studie des Content-Licensing-Unternehmens TollBit leiten KI-Suchmaschinen wie die von OpenAI und Perplexity bis zu 96 Prozent weniger Nutzer zu Nachrichtenseiten und Blogs als die herkömmliche Google-Suche. Bereits ein Rückgang des Web-Traffics im niedrigen zweistelligen Prozentbereich könnte schwerwiegende Folgen für das Web-Ökosystem haben.